Rick Moody

Bis ich nicht mehr wütend bin

Stories
Cover: Bis ich nicht mehr wütend bin
Piper Verlag, München 2001
ISBN 9783492043151
Gebunden, 330 Seiten, 21,47 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. Musik und die Erinnerung an gemeinsame Augenblicke sind es, die Rick Moodys Erzähler den Tod seiner Lieblingsschwester ertragen lassen. Und genau wie Moody selbst sucht er nach einer Sprache der Liebe, nach einer Sprache, die Trauer und Wut, Anteilnahme und Zuversicht zugleich in sich tragen kann. Moodys Stories über die amerikanische Familie, über Freundschaft, Misserfolg und Schmerz lassen sich auf das Wagnis ein, das Unerklärliche menschlicher Regungen zu beschreiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2002

Rick Moodys Stories thematisieren auf den ersten Blick lediglich die ganz normalen Krisen ganz normaler weißer Mittelklasse-Amerikaner, doch bei genauerem Hinsehen entdeckt der Leser noch etwas anderes: In fast allen Kurzgeschichten geht es auch um den Tod, der plötzlich in das Leben einbricht und eine Lücke reißt, die es zu verarbeiten gilt, weiß die Rezensentin Maike Albath. Die in den dreizehn Geschichten auftretenden Durchschnittsamerikaner beschreibt Albath als "Unbehauste" mit komplizierten Familienverhältnissen, doch ihr fällt auf, dass die Familie dennoch als wesentlicher Haltepunkt in einer kalten Welt dargestellt wird. Bei den stilistischen Eskapaden in einigen der Erzählungen kann Albath häufig keine Funktion erkennen, wie zum Beispiel bei einer stichwortartig und in Spalten präsentierten Biografie. Bei anderen "stilistischen Wagnissen" wie etwas bei der rhythmisierten Gestaltung eines Textes räumt sie ein, dass Klang und Wirkung bei der Übersetzung verloren gegangen sein könnten. Dennoch findet Albath, dass die Stories hauptsächlich für ein amerikanisches Publikum gedacht sind, da der deutsche Leser sie ohne Kenntnis des Umfelds häufig nicht verstehen könne. Dennoch ermuntert sie ihn zur Lektüre, denn der Autor zersetze hier, in einigen Geschichten "auch literarisch gelungen", den amerikanischen Traum von der heilen Mutter-Vater-Kind-Idylle, bemerkt Albath abschließend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.03.2002

Für Oliver Seifert ist das großes Kino. Wie Moody die alltäglichen Katastrophen der amerikanischen Wirklichkeit, die "Kraft der Fakten", in seine "musikalische Sprache" fließen lässt, hat den Rezensenten beeindruckt. Beschwörend real, verstörend und andersartig kommen ihm die Storys vor. Und vielleicht liegt es ja wirklich an der Musikalität der Texte, die Seifert auch als "die größten Hits des Leids" preist. Schließlich wartet der Band sogar mit einer "Kassetten-Anthologie" auf, am Seitenrand ausgewiesen reflektiert sie den "Moody Blues".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.02.2002

Obwohl Rick Moody in seinem Erzählband das "Scheitern" zum "angemessenen Lebensprogramm" für seine Figuren gewählt hat, drängt durch die skurrile erzählerische Überzeichnung und den "bitteren Humor" jene Form von Stärke ins Bild, welche das Mitleid des Lesers nicht nötig hat, meint Michael Schmitt. Ihm gefällt auch, dass der Autor bei dieser "Dämonologie" ohne alte Mythen und psychotherapeutische Erklärungen auskommt und dadurch die Konflikte im Inneren seiner Figuren belässt. Besonders interessant sei die zweite meist "idiosynkratische" Bedeutungsebene der Erzählungen, welche über Gegenstände, Vorlieben oder sprachliche Eigenheiten der Figuren bestimmte Charaktermerkmale und Verwicklungen überhaupt erst möglich macht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2001

Von ganz eigenem Reiz scheinen die Erzählungen des 1961 geborenen Amerikaners Rick Moody zu sein. Burkhard Müller gibt einige Kostproben davon. Dabei fällt ihm zunächst der unmittelbare Einstieg in die Handlung bei den meisten Erzählungen auf. Man dürfe deshalb jedoch keine Eindeutigkeit erwarten, warnt er. Als ob der Autor das Chaotische des Lebens unterstreichen wolle, würden die Geschichten "unentschieden " abbrechen. Zahlreiche "Wechselbäder von Komödie, Horror und bodenloser Traurigkeit" hat der Leser bereits nach der dritten Seite hinter sich, staunt Müller. Die Familie kommt in Moodys Erzählungen gar nicht gut weg, und für den ewigen Konflikt zwischen den Geschlechtern hat dieser Autor offensichtlich einen neuen Lösungsansatz parat. "Das Begehren" dürfe, erklärt Müller, bei der Begegnung zwischen Mann und Frau keine Rolle spielen, und in diesem Zusammenhang ist wohl auch das besondere Verhältnis zwischen Bruder und Schwester in den Erzählungen zu sehen, auf das der Rezensent verweist. Die Übersetzung von Nikolaus Stingl findet Müller nicht überzeugend. Zwar sei die Übertragung "flüssig, aber zuweilen flüchtig", kritisiert er, was, wie er belegt, zum Teil nur Ungenauigkeiten, manchmal aber auch Missverständnisse erzeuge.
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