Thomas Brussig

Leben bis Männer

Cover: Leben bis Männer
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783596154173
Taschenbuch, 96 Seiten, 10,02 EUR

Klappentext

Einer packt aus. Mehr als zwanzig Jahre war er der Stratege am Rand, im Training ein harter Knochen, auf dem Platz ein Erlöser. Sein Verein hieß einst "Tatkraft Börde", sein Beruf ist Fußballtrainer. Jetzt zieht er vom Leder, und es gibt kein Halten: Weil einer seiner Spieler vor Gericht gestellt wurde, hat die Mannschaft den Aufstieg nicht geschafft. Ein Fußballtrainer aus der Provinz rechnet ab.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.01.2002

Ein Buch, "so schön, wie die Nationalmannschaft leider schon lange nicht mehr gespielt hat". Bei Brussig hat Malte Oberschelp den Fußball noch "als kollektives Speichermedium" und "globales Erklärungsmodell", als "moralische Anstalt" erfahren dürfen und freut sich bannig darüber. Freut sich vor allem, weil dieser ostalgische "Trainermonolog" über Gott und die Welt nicht darauf abzielt, einen "Ostalgiker bloßzustellen". Stattdessen, so Oberschelp, federe der Autor, sein Stück (wie schon seinen Roman "Helden wie wir") "humoristisch ab", so dass es zum Beispiel zur tragikomischen Engführung von Mauer- und Torschuss kommen kann. Für um so schätzenswerter hält der Rezensent das, da Brussig dabei nicht auf die Einflechtung "ernsthafter Beschwerdegründe" verzichtet und dem Leser vor Augen führt, "warum es die PDS wieder zu einer Regierungsbeteiligung bringt".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.11.2001

Der Ostberliner Schriftsteller Thomas Brussig hat sich als "Mediator im deutsch-deutschen Gefühlsstau" schon längst einen Namen gemacht, schreibt Rezensent Oliver Seifert. Denn Brussig setze - "mit heiterem Blick, wohlwollend im Tonfall" - mehr aufs Amüsement auf eigene Kosten, denn auf Selbstmitleid und Vorwurf. In seinem neuen Buch lässt er einen ostdeutschen Fußballtrainer zu Wort kommen, der jedem Fan so richtig aus dem Herzen spricht, so der Rezensent. Er beschreibt den Trainer als "kleinbürgerlichen Wüterich", dem der Sport als letzte Bastion für Recht und Ordnung, Geschlossenheit, Disziplin und Kollektivität geblieben ist. Letztlich ist dieser Monolog, so Seifert, ein Epilog, und zwar einer auf eine "haltlose Kreatur", einen "Sozialkrüppel", der sich verbal selbst ins Abseits manövriere.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.11.2001

Dirk Fuhrig findet den Einfall, sich als Schriftsteller mit Fußball zu befassen nicht besonders neu. Trotzdem folgt er dem Autor mit Interesse, wenn er in der Gestalt eines Fußballtrainers den Sport in Analogie zur DDR treten lässt. Er lobt Thomas Brussig dafür, diesen Vergleich nicht "allzu vordergründig" angelegt zu haben und ist besonders angetan davon, wie der Autor den fortschreitenden "Realitäts-Verlust" des Protagonisten "eindringlich deutlich" macht und gleichzeitig als ganz alltäglich schildert. Trotzdem ist der Rezensent ein bisschen enttäuscht. Das Ganze wirkt auf ihn irgendwie "unfertig und fragmentarisch", und auch wenn sich Brussig wie gewohnt "auf seinen Stil verlassen kann" und das Buch durchaus "kraftvoll in einem Zug" geschrieben zu sein scheint, wie Fuhrig meint, überzeugt es ihn nicht ganz. Deshalb gibt er zuletzt der Hoffnung Ausdruck, Brussig möge wieder mal ein derart "inhaltlich komplexes" Buch wie seinen ersten Roman "Helden wie wir" vorlegen.