Robert Jütte

Arme, Bettler, Beutelschneider

Eine Sozialgeschichte der Armut in der Frühen Neuzeit
Cover: Arme, Bettler, Beutelschneider
Hermann Böhlaus Nachf. Verlag, Weimar 2000
ISBN 9783740011185
Gebunden, 320 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Rainer von Savigny. Wie sah der Alltag derjenigen aus, die vor Beginn der Industriellen Revolution am Rande des Existenzminimums lebten und ständig dem Risiko ausgesetzt waren, an den Bettelstab zu geraten? Welche Marginalisierungs- und Ausgrenzungsprozesse fanden in einer durch Privilegien und Geburtsrechte geprägten Gesellschaft statt, die erst durch die Französische Revolution in ihren Grundfesten erschüttert wurde?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.08.2000

Auch wenn Ulrike Baureithel an einigen Aspekten des Buchs etwas auszusetzen hat, so zeigt sie sich im Großen und Ganzen doch recht angetan von dem Band. Sie ist verblüfft, dass sich offensichtlich nicht nur die Ursachen für Armut, sondern auch die "Lösungsstrategien" in der frühen Neuzeit nicht wesentlich von denen der Gegenwart unterscheiden. So ist beispielsweise auch damals Kinderreichtum, wie die Rezensentin anmerkt, nach Jütte durchaus ein Armutsgrund gewesen - entgegen heute weit verbreiteter Auffassungen. Zweifel äußert sie jedoch über Jüttes These, dass Frauen in der frühen Neuzeit "auf mehr Unterstützung hoffen konnten". Vielmehr hält es die Rezensentin für denkbar, dass sie in Quellen schlicht seltener auftauchen. Problematisch findet sie darüber hinaus, dass Jütte wenig systematisch vorgeht - weder in zeitlicher, noch in territorialer Hinsicht. Auch hätte sie sich eine stärkere Berücksichtigung von Aussagen der unmittelbar Betroffenen gewünscht. Dennoch findet sie das Buch insgesamt durchaus "aufschlussreich".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.08.2000

In einer sehr kurzen Besprechung lobt Frauke Hamann das Buch für seine erhellende Untersuchung des Armutsbegriffs und seiner Entwicklung. Auch wenn wenig Neues geboten werde, überzeuge das Buch durch die "komprimierte Darstellung" und liefere die Grundlage für das Verständnis der Entwicklung des Armutsbegriffs in der Moderne, so die Rezensentin anerkennend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.07.2000

Der Stuttgarter Historiker, so Marion Lühe, hat hier eine Studie vorgelegt, die zwar wissenschaftlich nur wenig Neues bietet, dafür aber höchst lesbar ist. Ihre Besonderheit liegt zudem in dem "hervorragenden Überblick", den sie durch eine europäische Perspektive gibt. Die Rezensentin vollzieht in ihrer Besprechung die Hauptlinien der von Jütte dargestellten Entwicklung nach: sie reicht vom ursprünglich positiven Verhältnis zu den Armen als "Stellvertreter Christi" und Auslöser mildtätiger Handlungen bis zur Trennung von schuldhaft und schuldlos Armen, deren einer Teil zunehmend staatlicher Aussonderung, Zwang und Strafe anheim fällt, während der anderer Teil in den Dunstkreis staatlicher Fürsorge (die ihren pädagogischen Eifer bis heute nicht unterdrücken kann) gerät. Dabei weise Jütte zudem nach, dass sich die Sozialpolitik in katholischen Ländern weniger von denen der protestantischen unterschied und unterscheidet, als bisher angenommen.
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