Robert Schneider

Buch ohne Bedeutung

Cover: Buch ohne Bedeutung
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835351950
Gebunden, 212 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

101 Mikromärchen, Legenden, Fabeln und Betrachtungen der Zeit. .In 101 Geschichten führt uns Robert Schneider in alte chinesische Dynastien, an das südliche Ende des Central Parks in New York, zum Präsidenten aus dem Land der blauen Berge, in ein Dorf im Wallis oder im Vorarlberg, zu Schah Abbas dem Großen aus der Dynastie der Safawiden oder auch direkt ins Märchenland.Dort lässt er etwa zwei Schuhe trefflich über rechts und links streiten, und darüber, ob heutzutage diese politischen Kategorien noch taugen. Erdbeeren mokieren sich über eine ins Beet gefallene Zitrone oder Einkaufswagen debattieren über die Grenzen der kapitalistischen Wirtschaft und kommen auf Adorno zu sprechen.Schneider macht uns bekannt mit Podrhasky, der dem Tod begegnet, und mit einem Obdachlosen, der sich mittels großer religiöser Gesten Kleingeld erbettelt und einen ziemlich coolen Teenager zumindest ein wenig verunsichert oder ihm gar eine Erkenntnis vermittelt.Viele Geschichten laufen auf eine Art Fabelmoral hinaus, oder besser: Sie scheinen darauf hinauszulaufen. Denn oft, fast immer, dreht Schneider die kurzen Geschichten, lässt das Unerwartete, das Gegenläufige einbrechen und weitet so den Horizont der Texte, verschränkt Authentisches und Erfundenes. Dabei scheut er weder das Pathos noch die Ironie, die er zuweilen ins Übersteigerte und Absurde führt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.03.2022

Rezensent Cornelius Wüllenkemper findet den altersweisen Auftakt von Robert Schneiders Märchen-, Parabel-, Humoresken- und Anekdotensammlung wenig einladend. Pathos und Selbststilisierung prägen viele der Texte, nostalgische Meinung über die Gegenwart, betuliche Einfachheit, erklärt der Rezensent. Nur manchmal blitzen Humor, Unterhaltsames die Idee davon auf, die Welt weniger rational und mit Sinn für Wunder zu betrachten, meint er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.03.2022

Rezensent Andreas Platthaus rechnet eher nicht mit einer langen Halbwertszeit für Robert Schneiders neues Buch. Was der Autor über Jahre in bewusst gewählter kleiner Form aufgeschrieben hat, scheint ihm zu gegenwärtig konkret. Den Autor lernt er allerdings als hellwachen, bitterbösen Zeitgenossen kennen, der bevorzugt Fragende als Figuren vorstellt. Die "moralischen und unmoralischen", stets persönlichen Stücke bestechen laut Platthaus durch eine oft allegorisch geprägte Formulierungsfreude, Stimmenvielfalt und eine gewisse Dringlichkeit, das Gesellschaftliche zu erfassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.02.2022

Angeregt liest Rezensent Björn Hayer den Band aus 101 Prosaminiaturen, dessen Titel er für reines "Understatement" hält. Schließlich verknüpfe Robert Schneider in seinen Texten so gekonnt existentielle Fragen der Menschlichkeit mit dem Vormarsch der Natur und treibt aktuelle gesellschafts-politische Debatten bis ins Absurde auf die Spitze: Kühe beten sich gegenseitig ihre Klimabilanz vor, ein Messer erträumt die Verwandlung zum Löffel und eine Schneeflocke kommt auf existenzialistische Gedanken angesichts ihres Falls. Diese Texte sind aber keine Spinnereien, meint der Rezensent, sondern ein "emanzipatorischer Akt", der eine Welt jenseits der menschlichen Existenz aufweist, voll von "Lakonie", "Charme" und Feingefühl.