Sarah Bradford

Jackie Kennedy Onassis

Ein leidenschaftliches Leben
Cover: Jackie Kennedy Onassis
Krüger Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783810502520
Gebunden, 832 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Petra Dudas. Ungewöhnlich, rätselhaft und widersprüchlich, so präsentierte sich Jackie Kennedy Onassis der Öffentlichkeit. Doch wie war sie wirklich? Sarah Bradford schildert ihr Leben und Leiden und entschlüsselt die bislang unbekannte Seite ihrer Persönlichkeit, die sich hinter dem Mythos verbirgt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.05.2001

Katharina Rutschky ist hell erfreut. Die Frauenforschung hat ein neues aufregendes und spannendes Thema entdeckt. Und das handelt von jenen Damen, die formal gesehen zwar nichts zu tun und zu verantworten haben, aber faktisch als Frau des Präsidenten politisch eine enorm wichtige Rolle spielen. "Mitgefangen - mitgehangen" sind die First Ladies der USA und Russlands, denkt die Rezensentin. Die vier jüngst erschienenen Porträts und Biografien aus dem "Miniforschungsbereich Präsidentengattinnen" hat Rutschky mit großem Interesse verschlungen.
1) Philipp Gassert/Christoph Mauch (Hrsg.): "Mrs. President" (DVA)
Die Autoren dieses Sammelbandes haben einundzwanzig First Ladies der USA einer ernsthaften historischen Analyse unterzogen, lobt Rutschky. Dass man den Herausgebern und ihren Mitautoren anlasten könnte, dass sie wesentliche soziologische und feministische Analysen vernachlässigt haben, stört die Rezensentin überhaupt nicht. Denn sie sieht die Beiträge als einen Anfang dafür, die Gattinnen der Präsidenten sowohl als Individuen als auch in ihren Rollen in einer bestimmten Zeit ernst zu nehmen. Wissenschaftliche, fantasievolle und originelle Fragestellungen kann sich, empfiehlt Rutschky, der Leser nach dieser informativen Lektüre schließlich auch selbst stellen.
2) Gail Sheehy: "Hillary" (Rowohlt)
Etwas anstößig, aber typisch weiblich findet Rutschky, dass Gail Sheehy im Titel ihrer Biografie über Hillary Clinton schlicht distanzlos mit dem Vornamen der Lady vorlieb nimmt. Abgesehen davon findet die Rezensentin aber, dass die Autorin, die als Journalistin für das Magazin "Vanity Fair" gearbeitet hat, trotzdem gut recherchiert hat. Zumindest über die Kindheit und Jugend von Clinton. Über die Hillary der Gegenwart habe sie, so Rutschky, leider nur Menschen befragt, die eher aus dem Nähkästchen geplaudert hätten als interessante Auskünfte zu geben. Für Frauen vom Schlage Hillary Clintons gebe es noch kein Schema, an das eine biografische Erzählung anknüpfen könnte, meint Rutschky und bedauert, dass es auch Sheehy nicht gelungen sei, das misogyne Korsett, in das die Öffentlichkeit die First Lady gezwängt habe, zu sprengen.
3) Sarah Bradford: "Jackie Kennedy Onassis" (Wolfgang Krüger)
Auf mehr als 800 Seiten hat die Historikerin Sarah Bradford Jackie Kennedy Onassis ein biografisches Denkmal gesetzt. Das findet Rutschky etwas übertrieben. Denn nach der Lektüre und den darin reichlich enthaltenen Informationen über die First Lady kommt die Rezensentin zu dem Schluss, dass sich eine so ausführliche Betrachtung der Onassis nicht lohnt. Trivial und enttäuschend findet sie das Leben der First Lady: "Französische Sprachkenntnisse, eine Neigung zum Lesen guter Bücher statt zum Sport, ein Faible für Haute Couture und Denkmalschutz sowie unfehlbare Umgangsformen zeichnen kein interessantes Individuum, sondern eine Geisha vom westlichen Typ aus", resümiert Rutschky, hält aber Bradfords Biografie trotzdem für eine Fundgrube für alle Sozial- und Gesellschaftstheoretiker, die mehr wissen wollen über das Leben des amerikanischen Geldadels an der Ostküste.
4) Irene Pietsch: "Heikle Freundschaften" (Molden)
Irene Pietsch, die Gattin eines Hamburger Bankkaufmanns, hatte im Rahmen von karitativen Zwecken Gelegenheit, das Ehepaar Putin näher kennen zu lernen und sich nicht gescheut, ihre lapidaren Erlebnisse mit der russischen First Lady in einem Buch zu verarbeiten, ärgert sich die Rezensentin. Ihre zu Melodramen stilisierten Lappalien und zu zwischen Kulturen und Welten hochmodulierten Begegnungen taugten allenfalls dazu, eine Magisterarbeit über ambitionierte Hamburger Damen abzufassen, lautet das nicht gerade löbliche Fazit der Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2000

Ursula März bespricht zwei neue Biografien über Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis in einer Doppelrezension, wobei sie mehr über Mensch und Mythos Jackie O. schreibt, als darüber, was in den beiden Bücher steht. Aber sie spekuliert klug und anregend über das Nichtsexsymbol Jackie O. und ihre Pillbox, so dass man ihr diese Schieflage nicht übel nimmt. Beide Biografien - um dies vorweg zu nehmen - leiden März` Meinung nach an dem Beharren auf der Empirie einer Figur, die eigentlich "durchschnittlich war und nur durch Zufall und Heirat überdurchschnittlich" wurde.
1) Donald Spoto: "Jackie O."
Das einzig Gute, das Ursula März an Donald Spotos Biografie finden kann ist ihr geringer Umfang. Wenn überhaupt, hält sie das Buch nur auf konventionelle Weise für unterhaltsam. Ab der Ermordung John F. Kennedys wird es für sie gänzlich uninteressant. Viel zu "mäßig" sind ihr seine Fähigkeiten als Psychologe und zeitgeschichtlicher Analytiker, viel zu trivial sein Geschmack am Tragischen.
2) Sarah Bradford: "Jackie Kennedy Onassis"
An dieser Biografie kann Ursula März kein gutes Haar lassen. Bradford ergeht sich laut März in millionenfache Details und die banalsten Einzelheiten. Das ganze sei methodisch wie gedanklich völlig veraltet. Womit Bradford aber nach März Meinung absolut daneben liegt, ist, dass sie sich in der Rolle der Sonderermittlerin begibt und Jagd auf die sexuellen Eskapaden des Präsidenten John F. Kennedy macht. Als hätten die Amerikaner nicht die Nase voll Präsidentensex.