Siegfried Pitschmann

Erziehung eines Helden

Roman
Cover: Erziehung eines Helden
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2015
ISBN 9783849811006
Gebunden, 249 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Kristina Stella. "Es war ein schreckliches Abschlachten, ein Strafgericht. Für mich war in dieser einen Stunde alles aus. Etwas in mir zerbrach." So brachte Siegfried Pitschmann auf den Punkt, was die vernichtende Kritik des DDR-Schriftstellerverbandes an seinem Manuskript "Erziehung eines Helden" am 3. Juli 1959 bei ihm bewirkt hatte. Der Roman wurde literaturpolitisch als abschreckendes Beispiel für "Amerikanismus" und die nun offiziell verpönte "harte Schreibweise" missbraucht; er konnte in der DDR nie gedruckt werden. Es ist an der Zeit, diesem kleinen Meisterwerk endlich zu der Anerkennung zu verhelfen, die es verdient. Ein junger Pianist, der seinen Lebensunterhalt als Barmusiker verdient, verzweifelt daran, keines seiner Lebensziele erreicht zu haben: nicht als Künstler, nicht als Liebender, nicht als ein nützliches Mitglied der Gesellschaft. Er flieht in den Alkohol. Als letzte Rettung vor dem persönlichen Untergang erscheint ihm die Bewährung in der harten Arbeitswelt der seinerzeit größten Baustelle der DDR, dem Braunkohlekombinat "Schwarze Pumpe". Hier verdingt er sich als Betonarbeiter und erfährt in den nächsten Monaten an Leib und Seele, was es bedeutet, den Anforderungen des Arbeitsalltags auf einer sozialistischen Großbaustelle zu genügen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2015

So richtig überzeugt ist Frank Pergande nicht von dieser Edition eines Romans des DDR-Autors Siegfried Pitschmann knapp 60 Jahre nach seiner Entstehung und 13 Jahre nach dem Tod Pitschmanns. Dass mit dem seinerzeit von der DDR-Kulturpolitik unter Erwin Strittmatter nicht veröffentlichten Text eine alte Affäre zum Abschluss kommt, rechtfertigt die Publikation für Pergande noch nicht. Und der Text selbst? Bietet Pergande nicht mehr als eine etwas staubige Arbeiter-Geschichte, der es an Leben und interessanten Figuren mangelt, wie der Rezensent betrübt feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2015

Siegfried Pitschmanns Roman über die Erfahrungen von DDR-Intellektuellen und -Künstlern, die in den 50er Jahren in die Betriebe geschoben wurden, erscheint 55 Jahre nach seiner Entstehung und damit 55 Jahre zu spät, schreibt Rezensentin Cornelia Geißler: Heute bezeuge das Buch "die literarische Potenz, das Sprachgefühl und das Menschen-Gespür des Autors" zwar noch immer, doch fehlt ihm heute der gesellschaftliche Resonanzraum für die hier verarbeiteten autobiografischen Erfahrungen. Deren Schilderungen fallen kraftvoll, facettenreich und insbesondere im Blick auf die gestandenen Fabrikarbeiter authentisch aus, versichert die Kritikerin. Doch ähnlich wie im Fall von Werner Bräunigs Jahrzehnte später veröffentlichtem Roman "Rummelplatz" fiel den DDR-Sachwaltern hier wohl "der Ton zu voll, die Wirklichkeit zu echt" aus, mutmaßt Geißler: Pitschmann wurde für sein Werk seinerzeit rüde gegängelt, die Veröffentlichung vereitelt.