Simon Sebag Montefiore

Die Romanows

Glanz und Untergang der Zarendynastie 1613-1918
Cover: Die Romanows
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783100506108
Gebunden, 1032 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gabriele Gockel. Wie kein anderes Adelsgeschlecht sind die Romanows der Inbegriff von schillerndem Prunk, Macht, Dekadenz und Grausamkeit. Über 300 Jahre dominierten sie das russische Reich, mehr als 20 Zaren und Zarinnen gingen aus dem Geschlecht hervor, allesamt getrieben von unbändigem Machthunger und rücksichtslosem Willen zu herrschen - einige dem Wahnsinn näher als dem Genie. Simon Sebag Montefiore erzählt die Saga dieser unglaublichen Familie, in der Rivalität, Giftmorde und sexuelle Exzesse regelrecht auf der Tagesordnung standen. Weder zuvor noch danach gab es ein so gewaltiges Reich, in dem sich Glanz und Grausamkeit auf so unheilvolle Weise verbündeten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2017

Ulrich M. Schmid zieht es vor, Simon Sebag Montefiore für das zu loben, was der Autor beherrscht: Eine Biografie wie ein Historiendrama zu erzählen. An Montefiores feinem Gespür, seiner historischen Genauigkeit und seiner Fähigkeit, fesselnd zu erzählen, hat der Rezensent keinen Zweifel. Ein Heer an Figuren zu führen, das Leben am Hof zu schildern, Kulturhistorie und die Zusammenhänge von Psychologie, Moral und Schuld zu vermitteln, gelingt dem Autor laut Schmid vorzüglich. Über das ebenfalls im Buch erkennbare Faible des Autors für Gewalt- und Sexszenen würde der Rezensent am liebsten großzügig hinwegsehen. Und Ideengeschichte solle der Leser bei Montefiore nur nicht zu viel erwarten, meint Schmid.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 14.01.2017

Dieses Buch ist die beste Vorbereitung für das nun wieder anbrechende Zeitalter der autokratischen Regierungsform, versichert Rezensent Hannes Stein, der die Studie des Historikers Simon Sebag Montefiori über die Vorgeschichte des roten Terrors wie einen "Cicerone" für die Trump-Putin-Assad-Ära liest. Wie langweilig erscheinen doch die liberalen Demokratien, wenn Stein hier hautnah erlebt, wie Zar Alexej jene Bojaren, die einen Frühgottesdienst verschliefen, gefesselt in einen eisigen Fluss werfen ließ oder wie Peter der Große den Kopf seiner ehemaligen Geliebten nach der Enthauptung zunächst küsste, um dann einen Vortrag über Arterien und die Luftröhre zu halten. Und wer wird überhaupt künftig die Regierungsgeschicke führen, fragt sich der Rezensent, wenn er liest, dass die eigentlichen Machthaber meist lieber mit Zwergenwerfen oder mit "Vögeln" beschäftigt waren: Peter der Große leistete sich etwa eine "fidele Gesellschaft", in der sich sogenannte "Pimmel-Ficker" nackt bis zum Umfallen besaufen mussten, erfährt Stein hier. Dass auch eine vermeintliche Freundschaft zwischen den Regierenden nicht vor Krieg schützt, lernt der Kritiker mit Blick etwa auf die Verbindung von Zar Alexander I. und Napoleon ebenfalls. Nicht zuletzt liest Stein hier jenseits all der unterhaltsamen Anekdoten beunruhigt nach, dass die Autokratie in Russland möglicherweise so etwas wie der "natürliche Schwerpunkt" ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2016

Rezensent Reinhard Veser ist geteilter Meinung über Simon Sebag Montefiores Geschichte der Romanows. Dass der Autor sich allzu sehr darauf verlegt, Gewalt und Exzesse bei Hof zu schildern, schadet dem Buch, meint der Rezensent, da die Logik des historischen Geschehens über der detailverliebten Perspektive auf die Familiengeschichte aus dem Blick gerät. Auch wenn das so entstehende Sittenbild viel über Herrschaftsausübung im Russland des 18. Jahrhunderts aussagt, wie Veser durchaus findet, ermüden die langen Ausführungen über Gelage und Orgien den Rezensenten zusehends. Besser ist das Buch laut Veser, wenn der Autor sich Katharina der Großen zuwendet. Und im Spiegel der Briefe der Zaren gelingt eine "atmosphärisch dichte" Darstellung einer Familie, so Veser, bei der das Private wahrlich politisch war.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2016

Uff, Ausschweifungen, Exzesse, religiöser Fanatismus, Lust an der Folter - nach 1032 Seiten steht für die nach Atem ringende Rezensentin Sonja Zekri fest, dass die Romanows wirklich nichts ausgelassen haben. Und der britische Historiker Simon Sebag Montefiore fügt sein hervorragend recherchiertes, von interessanten Details wimmelndes Werk zu einem großen "Glanz- und Splatter-Epos" zusammen, versichert die Rezensentin. Dass es von Personen nur so wimmelt, wird einerseits von Namenslisten aufgefangen, anderseits von Montefiores "fast Turgenjewschem Talent" für skizzenhafte Figurenzeichnung. Gut, Bauern und anderes niedere Volk fehlt fast völlig, aber die Romanows bieten allein schon fast mehr mehr als man fassen kann, die wir uns am Ende der Lektüre erschöpft und fasziniert vorstellen.
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