Andrea Wulf

Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

Cover: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur
C. Bertelsmann Verlag, München 2016
ISBN 9783570102060
Gebunden, 560 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hainer Kober. Was hat Alexander von Humboldt, der vor mehr als 150 Jahren starb, mit Klimawandel und Nachhaltigkeit zu tun? Der Naturforscher und Universalgelehrte, nach dem nicht nur unzählige Straßen, Pflanzen und sogar ein "Mare" auf dem Mond benannt sind, hat wie kein anderer Wissenschaftler unser Verständnis von Natur als lebendigem Ganzen, als Kosmos, in dem vom Winzigsten bis zum Größten alles miteinander verbunden ist und dessen untrennbarer Teil wir sind, geprägt. Die Historikerin Andrea Wulf stellt Humboldts Erfindung der Natur, die er radikal neu dachte, ins Zentrum ihrer Erkundungsreise durch sein Leben und Werk.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 10.12.2016

Nach Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" wird es jede weitere erzählende Biografie über Alexander von Humboldt ohnehin schwer haben, glaubt Rezensent Matthias Glaubrecht und zerlegt in Folge Andrea Wulfs auf dem angloamerikanischen Markt gefeiertes und nun ins Deutsche übertragenes Sachbuch: "Deplatziert" erscheint ihm das Werk der Kunsthistorikerin und Journalistin in Deutschland, darüber hinaus wirkt Humboldt bei Wulf merkwürdig "überzeichnet", fährt der Kritiker fort, der Wulfs Heiligenkult um den biologisch, nachhaltig und ökologisch handelnden "Superstar, Weltreisenden, Universalgelehrten und Umweltaktivisten" nur wenig abgewinnen kann. Zwar attestiert er dem Buch Unterhaltungswert, wichtigen Etappen seiner Lebensgeschichte schenkt die Autorin aber zu wenig Beachtung, bemängelt der Kritiker. Und so bleibt ihm nach der Lektüre nur der Eindruck eines "anachronistischen angelsächsischen Reimports".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2016

An aufwändigen Editionen zu Alexander von Humboldt gibt es keinen Mangel, weiß Jens Bisky, doch fürchtet er, dass der große Forschungsreisende weiterhin zu jenen Klassikern zählt, die beschworen, aber kaum gelesen werden. Andrea Wulfs Biografie weiß er sehr zu schätzen, weil sie Humboldt in seiner Rastlosigkeit sehr lebendig präsentiert, aber auch ideengeschichtlich verortet und mit Goethe, Darwin oder Thoreau kurzschließt. Auch wenn Bisky nicht ganz überzeugt von Wulfs Elan scheint, Humboldt zum Pionier der Umweltbewegung zu stilisieren, kann die Autorin ihm durchaus Humboldts Vorstellung von der Natur als Organismus näherbringen, von einer Natur, die nicht "totes Aggregat", sondern "belebtes Ganzes" sei. Und ihren Enthusiasmus findet er auch ziemlich einnehmend, bleibt sie darin doch Humboldt treu, dem die wissenschaftliche Monokultur des Registrierens und Benennens ebenfalls viel zu eintönig und unpoetisch war.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2016

Rezensent Alexander Kosenina wird nicht glücklich mit Andrea Wulfs Porträt Alexander von Humboldts. Das liegt daran, dass sich die Autorin anstatt eine intellektuelle Biografie zu schreiben, die dem Universalgelehrten Humboldt gerecht wird, mehr mit Einfühlung und Selbstverständlichkeiten beschäftigt (Wo liegt Weimar? Wer war Goethe?), was die Leser der englischen Originalausgabe zwar begeistern konnte, wie Kosenina weiß, dem deutschen Leser aber wohl zu wenig sein dürfte, wie er mutmaßt. Die Einsichten, die sich Kosenina anstelle der Stimmungen gewünscht hätte, vermutet er in den von Wulf vernachlässigten Zeitschriftenaufsätzen Humboldts. Die Erfindung der Natur durch den Gelehrten, illustriert anhand packender Beschreibungen seiner Amerika- und Asienreisen und in den laut Rezensent allerdings gelungenen Kapiteln zum Einfluss Humboldts auf Darwin, Thoreau und andere, bleibt letztlich leider wenig überzeugend für Kosenina.
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