Ulrich Beck

Die Metamorphose der Welt

Cover: Die Metamorphose der Welt
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518425633
Gebunden, 267 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Frank Jakubzik. Als 1986 "Risikogesellschaft" erschien, machte das Ulrich Beck schlagartig berühmt. Der Soziologe wies nicht nur auf die Nebenfolgen der Industriemoderne hin, er betonte zugleich, dass die Welt sich auch dann permanent verändert, wenn wir meinen, einen vorübergehenden Zustand mit Institutionen und Konzepten einfrieren zu können. Beck spürte den Indizien des Wandels nach und öffnete uns mit der Lust an der terminologischen Innovation die Augen für Individualisierung, Globalisierung und die Transformation der Arbeitswelt. Bis zu seinem Tod am 1. Januar 2015 arbeitete Beck an einem Buch, das beides ist: Summe und radikale Weiterführung seiner Theorie. Während es früher Fixpunkte gab, an denen wir erkennen konnten, was stabil blieb und was nicht, erleben wir heute eine allumfassende Verwandlung, die uns orientierungslos werden lässt. "Die Metamorphose der Welt" ist der Versuch, diese Globalisierung des Wandels zu verstehen und hochaktuelle Herausforderungen wie Erderwärmung und Migration auf den Begriff zu bringen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2017

Vielleicht hätte man es im Falle von Ulrich Becks "Die Metamorphose der Welt" bei dem Fragment belassen sollen als das der Autor es zurückgelassen hatte und dieses der Öffentlichkeit über das Internet zugänglich machen sollen, überlegt Rezensent Michael Schefczyk. Nach Becks Tod fühlten sich seine Frau Elisabeth Beck-Gernsheim, sowie die Freunde und Kollegen John Thompson und Ulrich Gröber berufen, Becks unvollendetes Werk mit seinen abgebrochenen Sätzen und Gedanken zu Ende zu bringen, was ihnen laut Schefczyk "bei aller Liebe und Arbeit" nur mehr schlecht als recht gelungen ist, es fehlt offensichtlich der ideen- und strukturgebende Geist Becks. Weiterhin zweifelt der Rezensent die Neuartigkeit von Becks Theorie an, nach der sich die Welt nicht länger in einer Art des Wandels befindet, und die Veränderungen daher auch nicht mehr mit dem herkömmlichen Vokabular beschrieben werden können, sondern in einer Metamorphose, einem Gestaltwechsel. Vielleicht hätte sich gerade in der Offenheit des Fragments das Potenzial dieser Idee besser ausdrücken können, vermutet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.01.2017

Auch in seinem letzten, unvollendeten Buch erlebt Fritz Göttler den Soziologen Ulrich Beck mit der ihm eigenen Kombination aus analytischer Klarheit und Empathie. Der von seiner Frau Elisabeth Beck-Gernsheim fertig gestellte Band widmet sich der Metamorphose der Welt, die Beck für essentieller hält als einen bloßen Wandel. Zwangsglobalisierung und Kosmopolitisierung gehen einher mit Digitalem Wandel, Überwachung und Klimawandel, wobei alte Handlungskonzepte obsolet werden, kausales Denken und Erfahrung. Göttler sieht das aufziehende "Zeitalter der Nebenfolgen" spielerisch, anschaulich und in all seinen Paradoxien ausgemalt, beharrlich beobachtet, kraftvoll fomuliert, mitunter etwas redundant, aber nie pessimistisch.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.01.2017

Markus Schwering trauert um Ulrich Beck und zugleich darum, dass dessen letztes, postum aus Entwürfen zusammengefügtes Buch so wenig überzeugen kann. Dass die Welt aus den Fugen ist, scheint ihm eine Festellung unterhalb des Erkenntnishorizonts des Autors. Terminologisches Trendsetting allein und die Feststellung, dass herkömmliches Soziologen-Vokabular nicht mehr ausreicht, um globale Phänomene wie Erderwärmung oder Digitalisierung zu fassen, genügen dem Rezensenten nicht. Die Schwering immer schon bekannte Neigung des Autors, Banalitäten in große Begriffe zu kleiden, wird in diesem Buch für den Rezensenten noch offensichtlicher, einige durchaus originelle Denkfiguren hin oder her, meint Schwering.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2016

Tobias Werron liest dieses von Becks Ehefrau und seinen Mitarbeitern vollendete Buch als Vermächtnis des großen Zeitdiagnostikers Ulrich Beck. Stilistisch und Inhaltlich unverkennbar ein Beck, wie Werron erklärt, setzt der Band hoch an, indem er den Wandel als das Hauptmerkmal sozialwissenschaftlicher Zeitdiagnose auf die Spitze treibt und ihn selbst zur Zeitdiagnose hochjubelt, zur Metamorphose. Die Erörterung des Transformations-Konzepts anhand von Klimawandel, Organhandel, globaler Ungleichheit oder digitalen Risiken findet Werron rhetorisch stark wie aufschlussreich. Die eigentliche These aber, Gegenwart lasse sich nurmehr noch als Verwandlung beschreiben, bleibt für Werron im Buch Behauptung bzw. wird durch Becks eher konventionelle, Kontinuitäten sichtbar machende Theorie sogar widerlegt, meint der Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.12.2016

Zwar fällt es Rezensent Alan Posener schwer, einem Toten gegenüber respektlos aufzutreten, doch der 2015 verstorbene Ulrich Beck lässt ihm mit seinem posthum veröffentlichten Essay zur Überwindung des Nationalstaates zugunsten eines kosmopolitischen Denkens und Handelns keine andere Wahl. Becks zentrale These ist schnell zusammengefasst: Überleben kann in Zeiten der Globalisierung nur, wer seinen Geist von engen Kategorien wie Freund und Feind befreit und sich einem globaleren Denken öffnet, also im Grunde nichts Neues seit 1848. Überhaupt bietet der Essay nichts anderes als Altbekanntes und "schwer erträgliche Plattitüden", die mit Soziologie, so der entnervte Rezensent, wenig zu tun haben, dafür umso mehr mit Wahrsagerei.