Simone Müller

Bevor Erinnerung Geschichte wird

Überlebende des NS-Regimes in der Schweiz heute - 15 Porträts
Cover: Bevor Erinnerung Geschichte wird
Limmat Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783039260492
Gebunden, 256 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Raphael Gross und Eva Lezzi. Mit Fotografien von Annette Boutellier. Simone Müller porträtiert 14 Jüdinnen und Juden sowie eine Zeugin Jehovas, die zwischen 1923 und 1942 in zehn verschiedenen europäischen Ländern geboren wurden und seit langem in der Schweiz wohnen. Sie gehören zur jüngsten und gleichzeitig zur einzigen Überlebenden-Generation, die jemals über eine Zeitspanne von acht Jahrzehnten zurückblickt. Ihre Geschichten halten Erinnerung und Alltagsgegenwarten fest, bevor diese Geschichte werden. Die Erfahrungen der Porträtierten, die aus unterschiedlichen europäischen Ländern und sozialen Schichten stammen, decken ein breites Spektrum ab. Die Zeitzeugen erzählen zum Beispiel von einer unbeschwerten Kindheit in einer grossen Schneiderfamilie, vom Aufwachsen als Einzelkind oder von Jugendjahren in einer jüdischen Familie, in der Religion kaum eine Rolle spielte. Unterschiedlich ist auch, wie sie überlebt haben, versteckt in einem katholischen Kloster, auf der Flucht in den Bergen, im Vernichtungslager Auschwitz.Das heutige Umfeld dieser Menschen kontrastiert ihre traumatischen Erinnerungen drastisch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2023

Wie gut, dass Simone Müller die Erinnerungen von fünfzehn Menschen für die Nachwelt gerettet hat, die als Kinder von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, ist Rezensentin Isabel Pfaff überzeugt. Was diese Menschen erleben mussten und wie schwer ihr Leben als Erwachsene davon geprägt ist, sei sehr berührend, schreibt sie. Die Porträts der Schweizer Journalistin, die den Band zusammen mit der Fotografin Annette Boutellier verfasst hat, seien so besonders, weil sie das Erlebte aus "Kinderaugen" schildere und deutlich mache, dass die Menschen zwei Mal flüchten mussten: Vor den Nazis und vor ihren Erinnerungen. Besonders feinfühlig habe Müller über das Schweigen und das mühsame Sprechen der Überlebenden geschrieben, findet Pfaff, und ist voller Respekt für die aufgebrachte Kraft der Porträtierten, mit dem erlebten Grauen weiterzuleben.
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