Sophie Wennerscheid

Sex machina

Zur Zukunft des Begehrens
Cover: Sex machina
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2019
ISBN 9783957577061
Gebunden, 240 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Schon immer hat sich der Mensch nach der Maschine gesehnt. Neu ist allerdings, dass aufgrund der Fertigung von lebensechten Sexpuppen nun die Möglichkeit besteht, dieses Begehren auch real auszuleben. Bevor nun entschieden werden kann, ob damit die bisherige Begehrensordnung revolutioniert oder bestehende Geschlechterverhältnisse zementiert werden, muss die Frage gestellt werden, was es heißt, eine Maschine zu begehren. Anhand zahlreicher Beispiele aus Film, Fernsehen, Kunst und Literatur, zeigt Sophie Wennerscheid die erstaunliche Bandbreite des Begehrens und der möglichen Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen, sie beschreibt Erfahrungen neuer und ungewohnter emotionaler und sexueller Interaktion. Der sich öffnende Vorstellungsraum ist auf den ersten Blick erschreckend, doch die Augen zu verschließen wird die Entwicklung nicht aufhalten. Und so plädiert Sophie Wennerscheid schließlich für einen entspannten Umgang mit der Technik als Eigenart von Sexualitat und Begehren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2019

Rezensent Oliver Pfohlmann lässt sich von der Literaturwissenschaftlerin Sophie Wennerscheid eine Zusammenschau in Sachen Begehren der Zukunft vorlegen. Nach einer Einführung in die Geschichte der Sextoys von den Primaten bis zu den Fantasien der Romantiker bietet ihm der Band eine Übersicht über die heute verfügbaren künstlichen Geliebten und eine "technikgläubige" Beschreibung möglicher Zukunftsszenarien, gespickt mit Kulturtheorie und Material aus Film, Literatur und Kunst, wie Pfohlmann feststellt. Dass sich Begehren künftig maschinell erzeugen und befriedigen lassen wird, möchte der Rezensent aber auch nach dieser Lektüre bezweifeln.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.03.2019

Rezensentin Manuela Lenzen hat die Studie der Literaturwissenschaftlerin Sophie Wennerscheid zu den Verflechtungen von Sexualität und neuer Technologie mit Interesse gelesen. Laut Kritikerin plädiert die Autorin sowohl in Bezug auf Reproduktionstechniken als auch auf tatsächliche sexuelle Begegnungen von Menschen mit künstlicher Intelligenz dafür, die Möglichkeiten nicht von vorn herein zu verdammen, sondern zunächst ihr Potenzial vorsichtig auszutesten. Der Rezensentin erscheint Wennerscheids Hoffnung, dass durch den Einzug der Technologie in die Sexualität Geschlechtergrenzen weiter aufgebrochen werden könnten, zwar eher unrealistisch, aber sie stimmt mit ihr überein, dass die Irritationen, die Roboter erzeugen können, durchaus faszinierend sein können.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2019

In Sophie Wennerscheids Buch geht es um Sex ohne ein menschliches Gegenüber, nicht einmal einem käuflichen oder einem aus Gummi, erklärt Rezensentin Susan Vahabzadeh. Bei der Lektüre zeigt sich ihr, dass "Sex 2.0" literarische und cineastische Vorläufer hat, die hölzerne Olimpia aus E.T.A. Hoffmanns 'Sandmann" wird erwähnt, Fritz Langs Maria aus 'Metropolis" oder auch Spike Jonzes Siri in 'Her". Aber es gibt auch Realitäten, von denen Wennerscheid berichtet, so Vahabzadeh. Da ist beispielsweise der Roboter Samantha, der einen Orgasmus vortäuschen oder die VR-Brille, die einer Frau die Perspektive des Mannes bereiten kann. Bei allem Interesse an dieser möglicherweise neuen sexuellen Revolution ist der Rezensentin der vorliegende Text "zu verspielt". Zu kurz kommen ihr die Fragen, wie Virtualität die Realität beeinflussen kann - könnten die neuen Sex-Roboter Prostituierte einsparen? Könnten sie sexualisierte Gewalt vermindern? Und überhaupt - ist das nicht alles eher gruselig?
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.02.2019

Für Techno-Sex entflammt Rezensentin Nora Voit nach der Lektüre dieser Studie nicht gerade - auch wenn ihr die Kulturwissenschaftlerin Sophie Wennerscheid frisch und schwungvoll von Sexrobotern mit Onanierlöchern in verschiedenen Ausführungen oder Vibratoren, die Orgasmen mit unserer Lieblingsmusik unterlegen, erzählt. Angereichert mit Beispielen aus Kunst, Film, Literatur und Wissenschaften und mit einer ordentlichen Portion Optimismus blicke die Autorin einer "sexuellen Revolution 2.0" entgegen, in der Sexroboter möglicherweise für einen Rückgang von Prostitution und Kinderpornografie  und ein Aufbrechen von "starren Geschlechtsmodellen" sorgen. Dass jene Sexroboter mit ihren großen Brüsten und Hintern in eine "triefend heterosexuelle Matrix eingepflanzt" sind, verschweigt Wennerscheid dabei nicht, erklärt die Rezensentin, die sich von der Autorin bei aller "postgeschlechtlichen" Träumerei mehr Trennschärfe zwischen Fakten, Fiktion und queerfeministischen Theorien gewünscht hätte. Und im Praxistest scheint das Ergebnis dann sehr banal zu sein.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.02.2019

Rezensentin Vera Linß bekommt wenig Lust auf Sex mit Robotern, Tele-Dildos und Kussmaschinen nach der Lektüre von Sophie Wennerscheids Studie "Sex Machina". Dass liegt zum einen daran, dass ihr die Kulturwissenschaftlerin von manchem Selbstversuch erzählt und dabei feststellt, dass beispielsweise in Sachen VR-Sex noch ordentlich Luft nach oben ist. Das findet die Rezensentin zwar durchaus spannend, auch Wennerscheids mit Zitaten aus Literatur und Wissenschaft angereicherte Überlegungen zu Begehren und Ethik im Zeitalter neuer Technologien liest sie durchaus interessiert. Mehr Tiefe, weniger Mystifizierung und ein paar fundierte Ausblicke hätten dem Buch aber gut getan, schließt die irritierte Kritikerin.