Stendhal

Die Kartause von Parma

Roman
Cover: Die Kartause von Parma
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209350
Gebunden, 998 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Edl. Der Roman über die zwei Dinge, die für Stendhal die wichtigsten seines Lebens waren: Italien und die Liebe. Fern seiner Wahlheimat, im Paris von 1839, schrieb er in nur 53 Tagen jenes Werk, das heute zu den größten der Weltliteratur zählt: die Geschichte des jungen Fabrizio del Dongo zwischen der herrischen Herzogin Sanseverina und der weltabgewandten Clelia Conti. Der reiche Anhang vermittelt dem Leser alle historischen, biografischen und literarischen Hintergründe dieses unvergleichlichen Romans.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.02.2008

In nur dreiundfünzig Tagen hat Stendhal, wie im Rausch, diesen Roman heruntergeschrieben, beziehungsweise herunterdiktiert. Und genau so liest er sich auch, so der Rezensent Georg Renöckl: Er ist voller Wiederholungen, alles andere als gedrechselt, mal überstürzt sich die Handlung, mal kommt sie nicht vom Fleck. Genau darin, betont Renöckl, bestehe freilich das Faszinosum dieses Werks, an dem nichts perfekt ist, gerade das aber mache ihn so grandios. Leider nur bekam der Leser von den im Original unübersehbaren Zeichen der vulkanischen Entstehung der "Kartause von Parma" in den deutschen Übersetzungen viel zu wenig mit. Die seien alle sehr gut gemeint gewesen und eben darum verfälschend und schlecht. Verschwunden waren die "Fehler" und Ecken und Kanten dieser Geschichte, die das Leben Fabrizio del Dongos erzählt, der unter Napoleon den Krieg verliert, in Kerkerhaft gerät und sich unsterblich ausgerechnet in die fromme Clelia verliebt. So wie hier, in der Übersetzung von Elisabeth Edl, existierte dieser Roman, beteuert Renöckl, in deutscher Sprache bisher nicht. Ganz nah komme Edl erstmals dem Original gerade dadurch, dass sie, anders als ihre Vorgänger, nichts verbessert, verkompliziert und beschönigt, sondern einfach den direkten und am wenigsten umständlichen Weg nimmt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.12.2007

Rezesentin Maike Albath ist einfach hingerissen von diesem Roman, der mit einem solchen Wirbel an amourösen Verwicklungen, Familienstreitigkeiten, höfischen Intrigen und Kriegserlebnissen aufwartet, dass es einem schwindlig werden könnte. Wird es einem aber nicht, versichert Albath, die in keiner Minute den Überblick oder die Lust verlor, sich in die nächste Komplikation zu stürzen. In der "Kartause", schwärmt sie, profitiert Stendhal von seinem Aufenthalt in Italien in zweifacher Hinsicht: Zum einen verarbeitet er darin die verschiedensten Quellen aus der italienischen Renaissance, zum anderen nutzt er den "sinnlich-ästhetischen Vitalitätsschub" voll aus, der ihn in  dem Land erfasst haben muss. So ist der Roman denn auch in Albaths Augen eine Liebeserklärung an Italien und an die dort als "stärkste Triebkraft des Daseins" anerkannte Leidenschaft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.12.2007

Sollen Balzac, Tolstoi und Proust Stendhals "Kartause von Parma" bewundern, Heinz Schlaffer mag diesen Roman nicht. Viel zu kolportagehaft findet er, wie der Held Fabrizio durch das Italien der napoleonischen Kriege und der Restauration irrt, von einer opernhaften Standardsituation zur nächsten, von einer "bezaubernd schönen" Frau zur anderen. Und dass Fabrizio dabei Liebhaber, Exilant, Geistlicher, Mörder und politischer Intrigant wird, scheint dem Rezensenten eher einer Renaissancefigur angemessen als einem Bürger des 19. Jahrhunderts - Erklärungen für all die Wandlungen suchte er vergeblich. "Stendhals Roman spielt nicht im Parma der Restauration; er spielt im unbegrenzten Reich des historischen Gerüchts", bringt er seine Vorbehalte auf den Punkt. Auf Elisabeth Edls Neuübersetzung will er jedoch nichts kommen lassen, älteren Versionen hält er sie in ihrer schnörkellosen Schlichtheit für überlegen. Ebenfalls hochanrechnen kann er Edl das kluge Nachwort, den reichen Kommentar sowie die Beigabe von Balzacs Rezension und von Fragmenten einer Neufassung.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2007

Als "schönsten aller Romane" feiert Rezensent Rolf Vollmann dieses 1839 zuerst im Original erschienene Buch, das aus seiner Sicht in Elisabeth Edls deutscher Fassung nun "leuchtet und strahlt" wie überhaupt noch nie zuvor in deutscher Sprache. Überhaupt verneigt der Rezensent sich tief vor dieser Übersetzerin, die sich ihren Platz im Olymp aus seiner Sicht bereits mit ihrer Übertragung von "Rot und Schwarz" erschrieben hat. Auch lobt er Edls Entscheidung, Balzacs ebenso berühmten wie problematischen Text über den Roman in den "fast problematisch langen" Anhang mit aufzunehmen - jenen dreihundertseitigen Anhang, der für sein Empfinden doch ein wenig schwer an "diesem wundervollen Ballon seliger Lektüre" hängt. Insgesamt kann dieser Anhang seine Begeisterung für Buch und Übersetzung trotzdem nicht schmälern, taucht er beglückt und hingerissen in die Geschichte und ihre wahrhaft "beglückende Sinnlosigkeit" von Schönheit und Leidenschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007

Ein einziges Lob- und Hohelied auf den berühmten Roman singt hier Rezensent Urs Widmer. Sehr spät in seiner Besprechung, nämlich erst, nachdem Entstehung, Personage und Thema des "hinreißendsten Buchs der Weltliteratur" (Paul Valery) ausgebreitet sind, outet sich Widmer als Sohn eines früheren Übersetzers der "Kartause" ins Deutsche, nämlich Walter Widmer. Er habe sich geschworen, "kein Wort" zu dieser Neuübersetzung von Elisabeth Edl zu sagen, es sei denn, sie sei "sehr gut". Das aber ist sie, nach Widmer jetzt wohl geworden, und er wundert sich, wie eine andere gute Übersetzung, nämlich die seines Vaters, "alt werden kann". Widmer lobt, dass Edl nie der Versuchung nachgibt, "Stendhal sozusagen hoch zu schreiben", er empfiehlt ihr "kluges Nachwort" und ist insgesamt nicht wenig begeistert, dass der auch von Balzac und Tolstoi (die er zitiert) hochgelobte Roman in dieser neuen Fassung jetzt vorliegt.
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