Stewart O'Nan

Ocean State

Roman
Cover: Ocean State
Rowohlt Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783498002688
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Westerly, eine heruntergekommene Arbeiterstadt in Rhode Island, dem kleinsten Bundesstaat der USA. Eine Highschool-Schülerin wird umgebracht; Birdy hatte sich in den falschen Mann verliebt. Die Mörderin: ihre Mitschülerin Angel. Täterin und Opfer verband die Liebe zu Myles, Sohn wohlhabender Mittelschichtseltern, und die Hoffnung, dem Elend ihrer Herkunft zu entkommen. "Ocean State" erzählt die Vorgeschichte und die Folgen des Mordes aus wechselnden Perspektiven. Da ist Angel, die Täterin, Carol, ihre alleinerziehende Mutter, und Birdy, das Opfer - drei Menschen, deren Schicksale in einem ebenso tragischen wie unvermeidlichen Höhepunkt zusammenlaufen. Beobachterin bleibt Angels jüngere Schwester Marie. Stewart O'Nan zeichnet ein einfühlsames Porträt dieser Mädchen und Frauen am unteren Ende der Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.07.2022

Stewart O'Nan "kann es noch", stellt Rezensent Wolfgang Schneider zufrieden fest. In gewohnter Qualität, so Schneider, erzählt der amerikanische Autor von Liebesgeschehnissen in unterschiedlichen Lebenslagen: In einer ärmlichen amerikanischen Kleinstadt ermordet die 17-jährige Angel ihren Lover Myles aus gutem Hause, weil der sie mit einer anderen, Birdy, betrügt; und Angels Mutter bringt einen Mann nach dem anderen mit nach Hause. Erzählt wird dabei aus der Perspektive von Birdy, Angel und ihrer Schwester Marie; und Gunkel findet erstaunlich, wie gut sich der 60-jährige Autor in die Gefühlswelt der Teenager einfühlen kann. Auch O'Nans Umgang mit den Figuren gefällt dem Kritiker gut: Nicht als "Gestell" für eigene Reflexionen behandelt er sie, er nimmt sie ernst, lobt Schneider. Die Beschreibungen des prekären Provinzlebens in den USA findet er wie schon in vorherigen Romanen ausgezeichnet, ebenso wie die Übersetzung von O'Nans Stammübersetzer Thomas Gunkel - für Schneider einer von O'Nans besten Romanen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.04.2022

Rezensentin Sigrid Löffler scheint mit Stewart O'Nans Roman über die Geschichte eines Mordes unter Teenagern an der US-Ostküste nicht wirklich glücklich zu sein. Zwar kann sie sich auf O'Nans routiniertes Erzählen verlassen und findet es durchaus originell, dass der Autor kein Whodunnit vorlegt, sondern auf die Vorgeschichte der Tat schaut, auf Motive der Eifersucht und Rivalität, vor allem aber auf die involvierten Familienkonflikte. Doch wenn O'Nan Teenager-Liebe beschreibt, kommt der Autor laut Löffler über ein "routiniertes Anempfinden" nicht hinaus, und das Ende der Geschichte erscheint der Rezensentin allzu nett und optimistisch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.03.2022

Rezensent Nico Bleutge folgt gebannt Stewart O'Nans in einem Kaff in Connecticut im Jahr 2009 spielender "tödlich endender" Dreiecksgeschichte. Wie der Autor die Welt der Pubs und Supermärkte darstellt und die sozialen Verwerfungen, in denen sich seine kleinbürgerlichen Figuren abkämpfen, findet Bleutge großartig. In zwei Erzählsträngen, die laut Rezensent nicht unbedingt zueinanderfinden, entfaltet O'Nan atmosphärisch genau die zerfallende Kleinstadtwelt, Verlustängste, Ungerechtigkeit und die Wut seiner Protagonisten, erläutert Bleutge. Der schwache Schluss nimmt dem Text nur wenig von seiner Kraft, meint er.
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