Susanne Röckel

Aus dem Spiel

Roman
Cover: Aus dem Spiel
Luchterhand Literaturverlag, München 2002
ISBN 9783630871271
Gebunden, 352 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Walter ist aus dem Spiel, seine Welt, die die Firma war, ist zusammengebrochen. Gibt es noch ein anderes Leben für ihn? Warum hat er solche Angst davor zu leben? Ein aktuelles Thema von großer Brisanz mit Empathie für ihre Figuren erzählt Susanne Röckel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2003

Rezensentin Sabine Doering kann mit Susanne Röckels neuem Roman rein gar nichts anfangen. Erzählt werde die Geschichte eines Mittelstandsunternehmers, der plötzlich aus dem Tritt gerät und sich durch triste Gegenwelten von einer Zufallsbegegnung zur nächsten treiben lässt. Dabei aber nie seine Kreditkarte verliert. Nach eigenem Bekunden versteht Doering einfach nicht, was das alles soll. Wo der Leser in tiefere Sinnschichten vorzustoßen hofft, schreibt sie, bleiben die Mileustudien so blass wie Serienkrimis, und der Leser muss mit dem demonstrativen Tiefsinn des Namensrepertoires der Figuren vorlieb nehmen (Staub, Jung, Ball, Schacht). Auch als Psychogramm eines unentschlossenen Aussteigers taugt das Buch in Doerings Augen nicht. "Geplant war möglicherweise ein skeptischer Gesellschaftsroman", urteilt die Rezensentin, "herausgekommen ist eine ziemlich fade Absteigerromanze."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.10.2002

Eines hat die Autorin, bescheinigt ihr der Rezensent Joachim Kaiser, den meisten ihrer derzeit aktiven KollegInnen voraus: sie hat einen eigenen Stil, ihre Prosa hat "literarischen" Anspruch. Das zeigt sich offenbar weniger in den Formulierungen - die nämlich findet Kaiser gelegentlich "naiv", er belegt das auch mit Zitaten. Sehr viel mehr gelobt wird der "eigene, zwingende Sprachrhythmus", der dem Leser den Helden der Geschichte, den Angestellten Walter Staub näher bringe, ob man wolle oder nicht. Aus seiner Perspektive wird erzählt, Kommentare gibt es nicht, nur genaueste Beobachtungen von Dingen, die ihm auf einer hindernisreichen Dienstreise widerfahren. Kaiser lobt die "magische Simplizität" der Erzählweise; in vielen Passagen - Ausnahmen erwähnt der Rezensent freilich auch - werde gerade aus der "Vagheit" eine Stärke.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2002

Die Rezensentin Angelika Overath ist gespalten. Susanne Stöckels Erzählung um den erfolgreichen, aber alternden Geschäftsmann Walter Staub, der seine Position verliert und das Leben neu entdeckt, ist für ihren Geschmack etwas zu "didaktisch" geraten. Die Erzählung setzt da an, wo Staubs Position zu wackeln beginnt und sein Leben, mit einer für die Rezensentin "fast märchenhaften Selbstverständlichkeit", eine "Schussfahrt ins Scheitern" wird. Auch die Namen der Figuren - Staub, Kopf, Jung - seien nahezu "schulbuchgerecht" und die Armen natürlich die Guten. Das ist Overath alles ein bisschen zu glatt, und es lässt bei ihr die Vermutung entstehen, "die Autorin sitze mit ihrer Konzeption einer gut gemeinten Sozialromantik auf". Doch durch ihre "sorgfältige" Erzählweise, lobt Overath, schafft Stöckel "kostbare Nebenmotive" und schärft den Blick des Lesers dadurch, dass auch Staub mit offeneren Augen durch die Welt geht. Dass am Ende alle Schicksale offen bleiben, so die Rezensentin, macht etwas klar, worin "Literatur und Leben sich einig" sind: "Das Glück des Gelingens liegt auf keiner Zielgeraden."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.09.2002

Susanne Röckel trifft auf recht konventionelle Weise den Nerv der Zeit, findet Eberhard Falcke. Sie erzählt in ihrem neuen Roman von einem, der aus dem Leben fällt und dessen Name bereits darauf verweist, was mit ihm geschieht, berichtet der Rezensent. Walter Staub heißt der Protagonist in diesem Roman, ein Geschäftsmann der in der "turbokapitalistischen Geschäftswelt" keine Chance mehr hat und damit "aus dem Spiel" geflogen ist. Allen ihren Figuren habe die 1953 geborene Autorin eindeutige und einsilbige Nachnamen gegeben, so Falcke, Staubs Ex-Frau beispielsweise heißt Berg, eine "Hochleistungsfrau", ein dynamisch-flexibler Unternehmer trägt den Namen Jung, ein "großer Boss" heißt Kopf. Das klingt "lapidar", so der Rezensent, entfaltet aber seine Wirkung. Denn Röckel sei es gelungen, den Niedergang eines ehemals Erfolgreichen "dicht, plastisch und überzeugend" zu erzählen. Und auch wenn manches an dieser Prosa an die siebziger Jahre erinnert, habe gerade das einen "höheren Reiz" und eine "tiefere Logik", denn, meint Falcke, wer aus der "schicken neuen Welt" herausfalle, lande nun mal wieder "im allseitig problembewussten Vorgestern". Ein Lob spendet der Rezensent daher der Autorin, und zwar dafür, dass sie "höchst bemerkenswert" den gegenwärtigen Typ des "Optimierungsverlierers" in ein "eigenwilliges" und "interessantes" Licht gerückt" habe.
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