Alexander Osang

Lunkebergs Fest

Erzählungen
Cover: Lunkebergs Fest
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783100576125
Gebunden, 176 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Alexander Osang erzählt von Träumen, die mit der Wirklichkeit zusammenstoßen: von Familien als fragilen Molekülen und Paaren, die aneinander vorbei sehen. Es sind Geschichten vom grandiosen, hinreißenden Scheitern komisch, tragisch und ganz dicht am Leben. Seine Erzählungen überraschen ihre Figuren in Momenten, die ihr Leben für immer verändern können: Ronald Kluge sucht im schwedischen Wald seinen Lotto-Gewinn. Herr und Frau Braune möchten im Osten billig ein Haus kaufen. Und Jürgen Eckert macht eine Billigreise nach Griechenland, auf der er zufällig den Bus entführt.Es sind die Momente, in denen seine Helden sich selbst in die Augen schauen: Ein Vater bringt seinen Sohn zum Fußball und macht einen Abstecher in die Vergangenheit. Eine Tochter begegnet an Weihnachten dem neuen Mann ihrer Mutter. Und Frank Lunkeberg feiert ein Fest. Aber warum liegen seine Hausschuhe im Kühlschrank?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.12.2003

Beatrix Langner zeigt sich überaus angetan von diesen "herzerwärmenden Erzählungen" von Alexander Osang, die von Momenten handeln, "in denen ein normales Leben ins Rutschen gerät, wankt und wackelt und dann weiter ruhig seine Bahn zieht." Osangs Protagonisten erscheinen Langner "normal" und "eigenartig bekannt". Da tauchen Yuppies auf, die sich bei Bruschetta und Prosecco am Heiligabend über Politik und Typberatung unterhalten und der schicke Besitzer einer Luxus-Altbauwohnung in Ostberlin entpuppt sich als Ostberliner Gemütsmensch, der sich für seine alten Peter-Maffay-Platten und seine Hausschuhe schämt. Osangs Beschreibungen bezeichnet Langner als "so gnadenlos zeitgenössisch, so mühelos wiedererkennbar, dass der Begriff der Gegenwartsliteratur eigens für sie erfunden scheint." Und so hat sie diesen Band Erzählungen überaus gern gelesen, vor allem weil seine Erzählungen "leicht" seien ­ "wie Literatur sein soll, die sich ihre Gegenstände nicht zurechtstilisiert".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2003

Jochen Jung rückt Alexander Osang in die Nähe von Loriot, ja "richtig, Loriot", der nämlich als erster wusste, dass man moderne Lebensumstände nur mit einem klassischen Klagelaut zur Kenntnis nehmen kann - ach. Und in nahezu jeder der elf Geschichten sagt irgendeiner irgendwann - ach. Das entspricht, findet Jung, der komischen Seite Osangs, dessen Erzählungen mitten aus dem langweiligen deutschen Leben kommen, die nur deshalb nicht langweilig, sondern komisch wirken, weil Osang seine Figuren genau dort beobachtet, wo sie ihre empfindlichen Stellen haben, wo sich herausstellt, schreibt Jung, dass ihr Elend nicht Größe hat, sondern Alltag ist. Und so bleibt dem Leser das Lachen zu einem nicht geringen Teil auch im Halse stecken, warnt Jung. Zugleich aber besitze Osang auch eine sentimentale Seite, die das Komische nie derb oder fies werden lasse. Der Verfasser ist somit im Besitze einer altmodischen Tugend, die Jung nichtsdestotrotz gefällt: er hat Mitleid mit seinen Protagonisten, die mit Ach und Krach zurechtzukommen versuchen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.10.2003

Ein bisschen "abgedroschen" findet es Christoph Haas, wenn man fast alle Erzählungen an Weihnachten oder Ostern spielen lassen müsse, um die Diskrepanz zwischen Verheißung und trister Realität darzustellen. Der Reporter Alexander Osang habe mit seinen elf kurzen Geschichten zwar Erwartungen geweckt, erfülle sie aber leider "viel zu selten". Laut Haas sind Osangs Figuren allesamt "graue Alltagsmenschen und unromantische Verlierer", die sich schweigend gegenüber sitzen oder zufällig zum Busentführer werden, obwohl sie nur eine gefundene Pistole abgeben wollten. Dass der Autor ein "Gespür für Menschen und Situationen" habe, gesteht Haas ihm zu. Aber letztlich ist er doch immer wieder genervt, denn die Erzählungen läsen "sich oft wie in die Fiktion verlängerte Reportagen". Und oft fehle ihnen einfach die "literarische Konsequenz".
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