Tillie Olsen

Ich steh hier und bügle

Storys
Cover: Ich steh hier und bügle
Aufbau Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783351039820
Gebunden, 160 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Adelheid und Jürgen Dormagen. Als ihr Erzählband 1961 in den USA erschien, wurde er von einer begeisterten literarischen Öffentlichkeit gefeiert: Tillie Olsen erhielt als bis dahin völlig unbekannte Autorin den begehrten O.-Henry-Preis - so rigoros ehrlich sind ihre Schilderungen vom Leben in den benachteiligten Familien, vor allem von dem Preis, den Frauen, Mütter und Töchter tagtäglich zu zahlen haben. Die Geschichten dieses Bandes verzahnen sich immer enger miteinander und gewähren Einblicke in die Welt der sozial Benachteiligten: Die Gedanken einer Mutter gleiten gequält mit dem Bügeleisen hin und her - was konnte sie ihrer halbwüchsigen Tochter bieten, was blieb dieser verwehrt? Lennie, Helen und ihre Kinder machen Platz für Whitey, einen gestrandeten Freund der Familie, doch er stellt ihre Geduld einmal mehr auf die Probe. Zwei Freundinnen, eine schwarz und eine weiß, merken, dass ihre Welten immer unvereinbarer scheinen. Ein Ehepaar streitet erbittert darüber, wie sie jetzt, wo Kindererziehung und Beruf hinter ihnen liegen, leben wollen, als sie eine fatale Diagnose ereilt. Die Geschichten verzahnen sich immer enger miteinander, wenn die Verbindungen der Protagonistinnen untereinander sichtbar werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.01.2023

Rezensentin Elena Witzeck fragt sich, wie Tillie Olsen ihr so lange verborgen bleiben konnte. Sie freut sich, dass sie nun Kurzgeschichten und Essays der Amerikanerin, die aus recht prekären Verhältnissen kam, entdecken kann. Die Kurzgeschichten nehmen, wie von der Rezensentin ausführlich zitiert, Alltägliches im Leben einer armen Familie in den Blick - es sind "kleine poetische Sozialstudien", lobt die sichtlich berührte Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.12.2022

Die amerikanischen Autorin Tillie Olsen hat nur ein sehr schmales Werk hinterlassen. Sie war zu beschäftigt damit, mit Hilfsarbeiten das Einkommen der Familie zu sichern, ihre Kinder großzuziehen und nebenbei die Kommunistische Partei und die Frauen- und Streikbewegung zu unterstützen, erzählt Rezensentin Miriam Zeh, die angesichts dieses Lebenslaufs darüber nachdenkt, wieviele Menschen nicht schreiben, weil sie weder die Zeit noch die Mittel dazu haben. Die Erzählungen in diesem Band kann sie jedenfalls empfehlen, so lebendig erscheint ihr die Sprache in ihrer Mündlichkeit und Rhythmik.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2022

Rezensentin Carola Ebeling freut sich, eines der wenigen veröffentlichten Werke von Tillie Olsen nun auf Deutsch entdecken zu können. Die Schriftstellerin, von der zeitgleich auch der Essayband "Was fehlt" auf Deutsch erschienen ist, setzte sich in ihrer Literatur, aber auch als Lehrende und Aktivistin für marginalisierte Gruppen, Mehrstimmigkeit und Intersektionalität ein, wie Ebeling erklärt. Spürbar werde das auch in den vier Kurzgeschichten des Erzählbands, in denen Olsen von einer russisch-jüdischen Einwandererfamilie erzählt und dabei die Themen Mutterschaft, Armut und Rassismus verhandle. Wie die Autorin dabei psychologisch feinsinnig widersprüchliche Gefühle darstelle und dabei zum Teil äußere und innere Realität "auseinanderklaffen" lasse, hält die Kritikerin für "feinste Spracharbeit" und erzeugt bei ihr ein intensives Lektüreerlebnis. Auch Olsens Verwendung von grafischen Elementen, etwa dem Auseinanderziehen des Textbilds durch Unterstriche, lobt sie. Gerne würde sie noch viel mehr von dieser Schriftstellerin lesen - die von Jürgen Dormagen in seinem "ansonsten erhellenden" Nachwort vorgebrachte Vermutung, Olsen habe in ihren wenigen Veröffentlichungen bereits alles erzählt, scheint ihr unwahrscheinlich.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.10.2022

Rezensentin Marlen Hobrack empfiehlt die Lektüre von Tillie Olsens Geschichten als "aufwühlendes Vergnügen". Es geht um Entfremdung in den Storys, strukturelle Entfremdung in Familien, erklärt Hobrack. In der "fabelhaften" Übersetzung von Adelheid und Jürgen Dormagen liest sich darüber laut Rezensentin in verdichteter Form. Wie Olsen die Figuren reimen, schimpfen und schwatzen lässt und jedes Wort auflädt, um sprachliche Gewalt spürbar zu machen, findet Hobrack stark. Zu entdecken ist mit diesem Buch ein kleines, aber vielschichtiges Werk, meint sie.