Tim Flannery

Europa

Die ersten 100 Millionen Jahre
Cover: Europa
Insel Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783458178224
Gebunden, 380 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Christiane Buchner. "Europa", verkündete Angela Merkel 2007 in Berlin, "ist viel mehr als Milchkühe und die Chemikalienrichtlinie". Zweifellos verbindet die Landmassen vom nördlichen Skandinavien bis zum südlichen Italien mehr als ein gemeinsamer Name. Aber die Fragen, was Europa, wer Europäer und was europäisch ist, sind heute so umstritten wie selten zuvor. In seinem  Buch geht Tim Flannery zurück bis zu den Ursprüngen des Kontinents. Vor rund 100 Millionen Jahren entwickelte sich auf der Inselgruppe, die später unseren Erdteil formen sollte, erstmals eine Region mit eigenen Arten. Seitdem ist Europa Schauplatz steter Veränderung, ein Schmelztiegel für Spezies jeder Herkunft.

Von der Entstehung der ersten Korallenriffe über die Ära, als noch riesige Elefanten durch die Wälder zogen, führt uns Flannery durch die Jahrtausende bis ins moderne Zeitalter, in dem der Mensch seine Umwelt mindestens ebenso sehr prägt wie diese ihn. Er erzählt von den oft exzentrischen Forschern, denen wir unser heutiges Wissen verdanken, von ihren abenteuerlichen Erkundungen und spektakulären Entdeckungen. Dabei verwebt er Natur- und Kulturgeschichte zu einer Erzählung darüber, wer wir sind und woher wir kommen - eine Erzählung, die so einzigartig ist wie Europa selbst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.01.2020

Hermann Parzinger, Achäologe und Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, verschlägt es den Atem mit dem Buch des Paläobiologen Tim Flannery. Dessen Natur- und Kulturgeschichte Europas liest sich wie ein Roman, findet er. Vor allem die Perspektive scheint ihm bemerkenswert, denn der Autor erzählt nicht mit dem Menschen im Fokus, sondern mit Blick auf die Umwelt, Klima, Flora und Fauna, und macht den Menschen zum Teil einer "viel größeren Erzählung". Wie auf- und anregend das ist, darüber lässt Parzinger keinen Zweifel, auch wenn ihn manche Einordnung der Vorfahren des Homo sapiens im Buch irritiert ("abenteuerlich" findet er die Zusammenfassung von Homo erectus und Neandertaler). Begeistert ist Parzinger von Flannerys erzählerischem Drive, der den Leser mit außergewöhnlichen Protagonisten konfrontiert: Krallenfrösche, Wabenkröten und Halswender-Schildkröten sind neben Darwin und Diamond die Helden des Buches, so der Rezensent. Die Frage nach der Entstehung Europas und nach seiner Erforschung wurde selten so unterhaltsam und faszinierend beantwortet, meint Parzinger.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.11.2019

Rezensent Johannes Kaiser hat sich gern mit dem australischen Paläontologen Tim Flannery auf Zeitreise durch Europas Kultur- und Naturgeschichte begeben. Denn Flannerys Buch birgt doch einige überraschende Einblicke, versichert der Kritiker, der hier etwa erfährt, dass der aufrechte Gang nicht in Afrika sondern in Europa entstand oder liest, wie vor 12 Millionen Jahren die ersten Affen nach Europa einwanderten. Aber der Rezensent lernt hier nicht nur die Vielzahl von eingewanderten Tier- und Pflanzenarten kennen, sondern dankt dem Autor zudem dafür, dass dieser auch die jeweiligen Forscher kurz vorstellt. Flannerys Wunsch nach Renaturierung und Wiederansiedlung von Bären, Löwen und Mammuts schließt sich Kaiser gerne an.