Nathaniel Rich

Die zweite Schöpfung

Wie der Mensch die Natur für immer verändert
Cover: Die zweite Schöpfung
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783737101387
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Vom Mikroplastik in unseren Körpern über neu entfesselte Naturgewalten bis hin zur Erforschung der Unsterblichkeit: Nathaniel Richs Reportagen zeichnen ein eindrucksvolles Panorama unserer hochtechnisierten Welt. Wie unheilvoll menschliches Wirken und Natur miteinander verflochten sind, erleben wir, wenn Rich von einem Dorf in den USA erzählt, das gegen einen Chemiekonzern und dabei buchstäblich um Leben und Tod kämpft. Weniger apokalyptisch und vielmehr futuristisch wirkt die Begegnung mit einem Fleischer aus Illinois, der sich als einer der Ersten auf die Züchtung von Laborfleisch verlegt hat. Und wie Science-Fiction wirkt die Geschichte eines weißen Hasen, der genetisch so verändert wurde, dass sein Fell im Dunkeln fluoresziert - was die Frage aufwirft, ob wir uns nicht schon längst, als Schöpfer der Natur, zu neuen Göttern aufgeschwungen haben.Nathaniel Rich führt uns eine Welt vor Augen, wie wir sie noch nicht gesehen haben - und die doch nichts ist als die pure Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.05.2022

Gebannt, bewegt und angeregt hat Rezensent Michael Lange diesen Band des amerikanischen Journalisten Nathaniel Rich gelesen. Rich erzählt ihm in zehn Reportagen und bester "Storyteller"-Manier von Fleisch aus dem Labor, grün leuchtenden Kaninchen, Biologen, die ausgestorbene Wandertauben zu reanimieren versuchen oder japanischen Meeresbiologen, die unsterbliche Quallen untersuchen. Das klingt nach Kurzgeschichten, basiert aber auf Fakten, versichert der Kritiker, der den Reportagen viele Leser wünscht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.05.2022

Nathaniel Rich ist ein hervorragender Reporter, daran lässt Rezensent Burkhard Müller keinen Zweifel, alle Stücke in diesem Band sind gut geschrieben und bestens recherchiert. Trotzdem hat Müller Schwierigkeiten mit dem Buch, das durch seinen Titel auf eine Höhe gerissen werde, der nur selten standhalte. Zum Beispiel erzähle Rich von Wandertauben, die einst zu Milliarden die Welt bevölkerten und bis 1914 komplett vom Menschen ausgerottet wurden. Aber sollte man sie nun genetisch wiederbeleben? Käme dabei eine Lazarus-Spezies oder eher eine Zombie-Art heraus? Auch am Beispiel der Sümpfe Louisiana dekliniere Rich sehr nachvollziehbar durch, wie der Mensch durch gezielte Eingriffe in die Natur selbst verschuldete Desaster wieder gut machen könnte. Doch selbst in diesen Geschichten, die Müller für die besten des Bandes hält, fehlt ihm das Gespür für die Melancholie, die einer zweiter Schöpfung innewohnt, da sie auf einer "existenziellen Negation" basiere.    
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 10.05.2022

Rezensent Matthias Becker findet zwar keine Antworten auf die drängende Frage unserer Verantwortung für den Planeten im Buch von Nathaniel Rich, aber wie der Autor über doppelköpfige Kröten, die Versumpfung Louisianas oder langlebige, giftige Fluorverbindungen aus Funktionsjacken schreibt, scheint Becker empfehlenswert. Der aus Zeitungs- und Zeitschriftentexten des Autors kompilierte Band ist für Becker schwere Kost, weil er deutlich macht, welche Bürde wir mit dem Anthropozän auf uns geladen haben, zugleich regt er ihn zum Nachdenken an, auch wenn die Texte sich vor allem auf die Verhältnisse in den USA beziehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2022

Rezensent Christian Schwägerl findet lebendige, genau recherchierte Schilderungen zu Themen wie neue urbane Natur nach "Katrina", Zellkulturen oder den Glass Beach in Kalifonien in Nathaniel Richs neuem Buch. Den großen systematischen Wurf zu einem neuen Naturbild und zum Anthropozän liefert Rich laut Schwägerl jedoch nicht. Zu lose sind die Magazin-Reportagen im Band aneinander gefügt, meint Schwägerl, und ein Resümee ergibt sich nicht. Arbeit für den Leser also, der überdies ohne Quellenverzeichnis auskommen muss, wie der Rezensent kritisiert.
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