Tim Trzaskalik

Western

Langgedicht
Cover: Western
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783751800792
Gebunden, 172 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Popularität der Poesie bleibt unbewiesen, aber sicher ist: In den Nischen blüht sie, auch wenn dieses Leben in den Wörtern kaum mehr öffentlich wird. Mannigfaltigkeit und Verworrenheit sind nicht zu übersehen. Doch über allem schwebt die Gefahr, unter sich zu bleiben. In dieser Lage scheint eine kritische Selbstparodie angemessen. Zum Beispiel im Intervall zwischen zwei totgesagten Gattungen: dem Western und der Dichtung. Denn Totgesagte leben länger. In komischem Ernst oder ernster Komik werden die letzten Helden auf den Schauplatz zitiert und Pistolen mit Wörtern geladen. Lesbar wird eine Poetik des Kugel-Schreibens, die in vielerlei Weise vom Leben und Sterben handelt, von den mächtigen Verlockungen der Gewalt des Schreibens sowie den Sehnsüchten der Selbstaufhebung. Aber auch von der Notwendigkeit, von Zeit zu Zeit Scheuklappen zu tragen, um Kraft zu schöpfen, während man sich für einen Moment von der Einfalt des Gesangs tragen lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2022

Rezensent und Autor Tobias Lehmkuhl scheint sich zunächst zu freuen über ein bisschen amerikanische Lakonie in der deutschsprachigen Literatur bzw. sogar Lyrik - in einem 170 Seiten starken Langgedicht verwandle Tim Trzaskalik klassische Western-Filme in Versform, staunt Lehmkuhl; jeder Abschnitt sei dabei einem der über sechzig hinten im Buch aufgelisteten Filme gewidmet. Aber die Lakonie hat es schwer im deutschen Raum, seufzt der Kritiker, und so komme auch Trzaskalik nicht aus ohne eine "gute Prise alteuropäischer Ironie" mit Hang zum "Nonsense" und manchmal auch zum "Kalauer" - das scheint den Rezensenten zumindest hin und wieder zum Schmunzeln zu bringen. Neue Perspektiven auf den Western oder die Gedichtform gewinnt er dadurch aber nicht, und er spricht auch von einer "typisch männlichen" Auseinandersetzung mit einem männlichen Genre. Zum besseren Verständnis der Anspielungen empfiehlt Lehmkuhl außerdem eine kurze Plot-Recherche der Filme auf Wikipedia.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.06.2022

Rezensent Björn Hayer hat in jedem Fall eine Menge Spaß mit Tim Trzaskaliks Langgedicht über den Western. Hier gibt's weder Natur noch Liebe oder Trost, versichert er. Denn es gilt: "Wir alle brauchen es rauer". Also ziehen Cowboys und Revolverhelden ebenso durch die Prärie wie Indianer und Frauen, Saloons brennen und Colts rauchen, freut sich der Kritiker. Dabei hat sich der Dichter zum Ziel gesetzt, die Narrative des Westerns zu dekonstruieren, meist parodistisch und mit Witz, vor allem durch Experimentierfreude und "formale Radikalität", erklärt Hayer. Ein paar Kürzungen hätten dem Band ganz gut getan, ein bisschen mehr "Reife" auch, räumt er ein. Aber so viel Mut ist in der Lyrik selten, schließt er.
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