Brigitta Falkner

Strategien der Wirtsfindung

Cover: Strategien der Wirtsfindung
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2017
ISBN 9783957574022
Gebunden, 204 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Mit 200 Abbildungen. Perfide Maskerade ? Irreführung des Feinds ? Die Strategien der Wirtsfindung sind ebenso grauen- wie wundervoll. Ob räuberische Rädertierchen oder arglose Larven - Parasiten wie Milben, Zecken oder fleischfressende Pflanzen beherrschen das Spiel von Camouflage und Mimikry auf so verstörend fantastische Weise, das sie eher der Horrorliteratur als dem Biologiebuch entsprungen zu sein scheinen. "Wie der Parasit / aus einem Häufchen, / dem Wirtstier / injizierter Zellen reifend, / sein Unwesen, / sprich: Wurzeln treibt, / sich neu erschaffend / einschreibt / in den Wirtsleib, / erregt Bewunderung, / in die sich Abscheu mischt." Die Autorin und Zeichnerin Brigitta Falkner nähert sich in ihrer fröhlichen Parasitenkunde diesen erstaunlichen Organismen aus immer wechselnden Blick- und Schlupfwinkeln. Über 200 ganzseitige Bild- und Texttafeln ergeben ein hintersinniges Gespinst aus faktengesättigter Erkenntnis, ihrer rauschhaften Visualisierung und Poetisierung, in dem Naturkunde mit Elementen der Graphic Novel verschmelzen. Im Wechselspiel von Bild und Text verschwimmen die Trennlinien zwischen Fakt und Fiktion ebenso flirrend wie die zwischen Schmarotzer und Wirtskörper - ein Epos über die wundersame Welt des Parasitismus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.05.2017

Für den Rezensenten Paul Jandl sind Brigitta Falkners bildliche und textliche Beschäftigungen mit Milbe und Riesenrafflesie eine in den Comic gewendete Reverenz an Maria Sibylla Merian. Wie sich bei Falkner Taxonomie, Philosophie und Traum vermischen und zu einer Ehrenrettung der Schmarotzer und Meister der Mimikry werden, gefällt ihm, schon weil bei Falkner das Hässliche schön wird, zu fein verästelten synergetischen Systemen, durchtriebenen Volten. Da flirrt es dem Rezensenten regelrecht vor den Augen. Und wie die Autorin die Genauigkeit der Wissenschaft ins Gedicht verwandelt, erstaunt den Rezensenten, lässt ihn über diese Sanftheit staunen und über ein intellektuelles Vergnügen der Extraklasse, das ihn vom Bärtierchen zu Fritz Mauthner führt, zu Ernst Mach und Adorno.