Tina Soliman

Ghosting

Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter
Cover: Ghosting
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783608963373
Kartoniert, 358 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Im Gespräch mit Betroffenen und Fachleuten beleuchtet Tina Soliman erstmals, welche ungeahnten Ausmaße das Ghosting heute schon angenommen hat. Warum breitet es sich weltweit und auch in Deutschland so rasant aus? Die Expertin zum Thema "Kontaktabbruch" lässt Ghosting-Betroffene und "Ghosts" zu Wort kommen und zeigt, wie zwischenmenschliche Beziehungen durch Ghosting gefährdet oder zerstört werden. Bewegend berichten "Ghosting"-Betroffene, wie das Schweigen auf sie wirkt, so als hätten sie bei den Verschwundenen mit einem Geist oder Gespenst zu tun gehabt. War der Andere überhaupt da? War alles nur Einbildung? Clara wird von ihrem Freund Julius von einer Minute auf die andere verlassen. Sein Telefon ist abgemeldet, seine E-Mails kommen zurück und sie muss nach einigen Wochen feststellen, dass er sein Verschwinden monatelang minutiös geplant hat. Plötzlich steht sie vor dem Nichts. Und doch muss, wer "geghostet" wird, weiterleben, als hätte es den Einbruch des plötzlichen Schweigens, diese vollständige, abrupte Trennung, nie gegeben. Unser durchdigitalisierter Alltag begünstigt diese erschreckende Entwicklung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.12.2019

Oliver Pfohlmann hält Tina Solimans Buch für wichtig. Abgesehen von einem mangelhaften Lektorat, das das Buch laut Pfohlmann gern besser strukturieren und so gut auf die Hälfte hätte kürzen dürfen, empfiehlt der Rezensent die Lektüre nicht nur Opfern des Onlinedatings und Ghostinggeschädigten. Die Anlage des Buches als Mischung aus Betroffenenberichten und Expertenmeinungen findet der Rezensent sinnvoll. Gesellschaftliche Relevanz bekommt Solimans Arbeit für Pfohlmann durch die Anwendbarkeit des Prinzips Ghosting auch auf postmoderne Arbeitsbeziehungen sowie aufgrund der Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung sowohl bei den Opfern als auch bei den Tätern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2019

Lili Hering gibt nicht viel auf die Pauschalurteile der Autorin in Sachen Liebe in Tinder-Zeiten. Was Tina Soliman und die von ihr konsultierten Soziologen, Psychologen und "Betroffenen" über virtuellen Kontaktabbruch und die Folgen des "Ghostings" zu sagen haben, scheint für Hering vor allem geprägt von kulturkritischen Gemeinplätzen. Dass Online-Dating Oberflächlichkeit und Unzuverlässigkeit befördern - geschenkt, findet Hering. Zu Nähe kommt es auch hier erst beim analogen Treffen, meint sie, und den Partner, der mal eben Zigaretten kaufen ging, gab es früher schon. So, ohne Studien und Daten, ist das Buch für sie nicht mehr als eine Sammlung privater Eindrücke.
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