Tomer Gardi

Eine runde Sache

Roman
Cover: Eine runde Sache
Droschl Verlag, Graz 2021
ISBN 9783990590928
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer. In "Eine runde Sache" reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume und sind immerzu in Bewegung. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die großen Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln. Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Im zweiten Teil des Romans, übersetzt aus dem Hebräischen, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien - ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit. Mit seiner Romankonzeptionen löst Tomer Gardi auch die Krux mit der Wahl der Sprache, die sein literarisches Ich martert. Sagt es zu Beginn des Romans doch, "dass ich ein Idee für eine Geschichte habe, weiß aber nicht, ob ich es auf Hebräisch schreiben soll, oder auf meinem Deutsch. (…) Jeder Stimme wird ja was anderes und unterschiedliches Ausdrücken können. Andere und unterschiedliche Fantasien entwickeln, von andere und unterschiedliche Lebenserfahrungen erzählen können. (…) Und wie kann ich entscheiden?"

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.03.2022

Rezensent Oliver Jungen unterhält sich fabelhaft mit Tomer Gardis spiegelbildlichen Erzählungen, die der Autor zu einem Roman über Identität zusammenfasst. Wie der Autor den Mythos vom Ewigen Juden und die Geschichte des indonesischen Malerfürsten Raden Saleh in den beiden Texte zu einem Antimärchen über die "Heimatsuche von Künstlernaturen" verklebt, findet Jungen so überbordend witzig wie fordernd, da der Autor allerhand Urdeutsches vom Schäferhund bis zum Erlkönig auftreten lässt und alles in seiner Kunstsprache beschreibt und bisweilen in einem "Schäferhund-Deutsch".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.09.2021

Rezensentin Katharina Granzin erklärt, dass der israelische Autor Tomer Gardi seit seiner Teilnahme beim Bachmannpreis-Wettlesen 2016 und der Erfindung eines neuen Literaturdeutsches mit dem Buch "Broken German" nicht nur den Ruf eines "kreativen Schelms", sondern auch literarische Narrenfreiheit erlangt hat. Deswegen ist es ihm auch erlaubt, zwei nicht zusammenhängende, novellenartige Geschichten, eine davon formal sehr experimentell und aus der Perspektive des Museumswachen Tomer Gardi, die andere formal unspektakulär, dafür aber mit wahren Bezügen und von dem javanischen Prinzen Radeh Saleh handelnd, in ein Buch zu packen und es als einen Roman zu bezeichnen, findet die Rezensentin. Aber nicht nur die Geschichten Gardis, sondern auch die schön zu lesende deutsche Übersetzung von Anne Birkenhauer gefallen ihr. Diese Lektüre mit den vielen Dialogen, die man sich erstmal erarbeiten müsse, sind für Granzin jedenfalls ein wahres "(Spaß-)Erlebnis".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.07.2021

Rezensent Samuel Hamen scheint begeistert über Tomer Gardis Weg, Trübsinn und Heiterkeit zu vereinen, in Untergangsparabeln und Figuren, die sich der Unsicherheit  und dem Exzess ergeben. Ob nun Roman (wie der Verlag will) oder bloß lose verbundene Geschichten - die beiden Texte im Buch, in denen Erlkönige, Schäferhunde, der deutsche Wald und der javanesische Maler Raden Saleh auftreten, Hexen und andere Outsider, lassen Hamen staunen über den Witz und die "schelmische Traurigkeit" dieser Prosa.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.07.2021

Wie eine runde Sache wirkt die Geschichte erst einmal nicht, denn sie besteht aus zwei komplett gegensätzlichen Teilen, meint ein gut gelaunter Rezensent Ulrich Noller über diesen Bildungs- und Künstlerroman. Zum einen sei die eine Hälfte des Buchs auf Hebräisch (übersetzt von Anne Birkenhof), die andere in "Broken German" geschrieben, einer migrantisch geprägten, oft witzigen Straßensprache. Zum anderen handele der erste Teil von einem Mann namens Tomer Gardi, der durch die deutsche und europäische Mythologie gehetzt werde, der andere sei eine elegante Beschreibung von Werk und Leben des Künstlers Raden Salah, erzählt Noller. Assoziationsreich untersucht Gardi in beiden Hälften Macht und Mythen, so Noller, und das ausgesprochen unterhaltsam. Alles in allem dann doch "Eine runde Sache", schließt der zufriedene Rezensent.