Ulla Hahn

Wir werden erwartet

Roman
Cover: Wir werden erwartet
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2017
ISBN 9783421047823
Gebunden, 640 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Die Welt steht Hilla Palm offen. Nach langem Suchen hat das Mädchen aus einfachem Hause endlich ihre Heimat gefunden: in der Literatur und Hugo, dem Mann, der Hilla mit all ihren bitteren Erfahrungen annimmt. Zusammen entdecken sie die Liebe und erleben die 68er Jahre, in denen alles möglich scheint. Doch dann durchkreuzt das Schicksal ihre Pläne, und verzweifelt sucht Hilla Halt bei Menschen, die für eine friedvollere, gerechtere Welt kämpfen. Die marxistische Weltanschauung wird ihr zum neuen Zuhause. Beherzt folgt sie ihren Überzeugungen und muss am Ende doch schmerzlich erkennen, dass Freiheit ohne die Freiheit des Wortes nicht möglich ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.09.2017

Drei Bücher hat Ulla Hahn gebraucht, um sich an die eine große Frage ihres Lebens heranzuschreiben, versteht Rezensent Martin Ebel nach der Lektüre des vierten und letzten Bandes ihrer autobiografischen Tetralogie. Die Frage, wie sie hatte zur DKP kommen, wie sie sich hatte blenden lassen können, was sie dort erwartet, erhofft und schließlich gefunden hatte. Die Antwort auf diese Frage bzw. Fragen ist eine ganze Biografie. Hahns sprachliche Experimentierlust und ihren ehrlichen und klaren Blick hat sich die Autorin auch in "Wir werden erwartet" erhalten, so Ebel, doch mit diesem Roman wächst sie über sich selbst hinaus, freut sich der Rezensent: Besser denn je gelinge es ihr, die Wage zu halten zwischen biografischen Fakten und bereichernden Fiktionen sowie zwischen der direkten Perspektive des erzählten und der distanzierten Rückschau des erzählenden Ich. Mit ihrer Tetralogie ist Ulla Hahn für Ebel ein Zeitbild der 50er bis 70er Jahre gelungen, das den bewundernden Rezensenten durch eine ungewöhnliche Perspektive überrascht und ihm die Möglichkeit gibt, sich einzufühlen, zu verstehen, nachzuempfinden und trotzdem reflektiert und kritisch zu bleiben.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2017

Drei Bände gingen "Wir werden erwartet" voraus, drei Bände, in denen sich Ulla Hahn, die in der Tetralogie ihre eigene Lebensgeschichte verarbeitet, an das vierte Buch und damit an einen der größten Fragenkomplexe ihres Lebens "heranschreiben" konnte und musste, weiß Rezensentin Petra Pluwatsch. Die Fragen, wie sie, als Kind eines nahezu analphabetischen Arbeiters und einer Hausfrau, zur DKP kommen konnte und was sie dort gewollt, was sie angetrieben hatte und wie sie sich vom real existierenden Sozialismus hatte täuschen lassen können, beschäftigen die Autorin genauso wie ihre Figur, in der viel von ihr selbst steckt, lesen wir. Einmal mehr erweist sich Ulla Hahn als aufmerksame, teils scharfzüngige und auch selbstkritische Beobachterin, lobt die Rezensentin und bedauert fast ein wenig das Ende dieser "großen literarischen Zeitreise".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2017

Andreas Platthaus bedauert, dass jetzt schon der letzte Band von Ulla Hahns autobiografisch grundiertem "Lommer jonn"-Romanzyklus vorliegt. Gerade hatte er sich eingegroovt in das rechtsrheinische Milieu, aus dem die Protagonistin stammt, schwupp macht sie sich auch schon auf zur Promotion nach Hamburg und wird Kommunistin. Mit der Wirklichkeit hat der Ende der 60er Jahre einsetzende Text laut Platthaus reizvollerweise immer nur teilweise zu tun, es ist eben ein Roman, kein Knausgard, meint er. Sog entwickelt die bisweilen pathetisch inszenierte, doch immer pointiert erzählte Geschichte für Platthaus durchweg.
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