Ulla Lenze

Archanu

Cover: Archanu
Ammann Verlag, Zürich 2008
ISBN 9783250601050
Gebunden, 235 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Archanu, das ist der Name der Einheimischen für jenen subtropischen Ort, an dem Europäer ihre Kolonie "Morgenstadt" errichtet haben, in der nur bleiben darf, wer in völligem Einklang mit sich und der Welt zu leben verspricht. Marie hat einiges auf sich genommen, um dorthin zu gelangen. Kurz vor dem Abitur hat sie sich über die Widerstände ihrer Eltern hinweggesetzt und sämtliche Warnungen des Sektenberaters Ganto in den Wind geschlagen: Marie will sich ihren eigenen Eindruck von diesem angeblich nur "etwas zu groß geratenen Bioladen im Dschungel" machen. Und sie gerät mitten hinein in verwirrende Tatsachen. Hier, wo die Leute vom You-are-the-Buddha-Workshop nach einer Atempause beim Weizengrasdrink zum Dienst an der Natur in den Freedom Forest eilen, kann sie sich leicht selbst davon überzeugen, wie die Morgenstädter sich in ihre eigenen ideologischen Widersprüche verstricken und wie der Widerstand der Einheimischen gegen die begüterten Heilsbringer immer mehr an Schärfe zunimmt. Von all dem will sie Ganto, ihrem"Teufelsaustreiber", berichten, in den - und das muß sie sich allmählich eingestehen - sie sich offenbar verliebt hat. Archanu ist die Geschichte eines Aufbruchs zur Wahrheitssuche und die Geschichte vom Einbruch der Idee, irgendwo im Nirgendwo könne gänzlich unabhängig vom Bestehenden eine kleine heile Welt entstehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2008

Eingenommen ist Beatrice Eichmann-Leutenegger von Ulla Lenzes Roman über die siebzehnjährige Marie, die sich nach der Genesung von einer Tumorerkrankung gegen den Willen ihrer Eltern auf die subtropische Aussteiger-Insel Lanjo-Dara begibt. Doch bald stellt sich heraus, das Lanjo-Dara alles andere als eine Insel der Seligen ist, berichtet die Rezensentin, die den Roman auch als eine "Geschichte des Ausbruchs und gleichzeitig des Einbruchs aller Vorstellungen einer idealen vorzivilisatorischen Welt" liest. Auch wenn ihr die teils philosophischen Überlegungen Maries manchmal etwas zu reif erscheinen, schätzt sie die Gestaltung dieser Figur, die ständig zwischen Begeisterung, Hoffnung und Zweifeln, Rebellion und Selbstkritik pendelt. Besonders lobt Eichmann-Leutenegger die Sprache der Autorin, ihren Witz, ihren Sinn für Ironie und ihre prägnanten Beobachtungen. All das macht den immer wieder überraschenden Roman für sie zu einer fesselnden Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.09.2008

Martin Halter spricht Ulla Lenzes neuem Roman "Archenu" trotz einiger transzendentaler Kitsch-Elemente eine beeindruckende Nachhaltigkeit zu. Es geht um die 18-jährige Marie, die sich vor dem Angepasstsein und der Normalität ihrer Mitschüler und "Altphilologen"-Eltern retten will. Sie macht sich auf in die spirituelle Modellstadt Archenu, - einem "Joint-Venture-Projekt von Sri Aurobindo und Unesco" - um der eigenen Nonkonformität ein Ventil zu verschaffen, so Halter. Dabei gelinge es der Autorin, die Außenseiterin mit Hang zum Esoterischen und pubertären Existentialismus dennoch "mit den richtigen Worten im Hier und Jetzt zu verorten" und der Selbstsuche auf der Insel Archenu eine größere Bedeutung abzuringen. Hier verwebe sich Maries Reise mit dem Verlauf des utopischen Experiments, das fast in einem Aufeinanderprall zwischen Althippies und Locals kulminiert. Laut Halter könne man gewisse Ähnlichkeiten zwischen der Hauptfigur und der Autorin selbst ausmachen, da auch Lenzen als Teenagerin mit "existentiellem" Interesse durch Indien reiste um jenseits von Tourismus Erlösung zu suchen. Mit "Archenu" sei ihr laut Halter ein Erleuchtungsroman gelungen, der offenbar diese Eindrücke und eine fortlaufende Suche verarbeitet.
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