Dass Viet Thanh Nguyen eigentlich oder eher auch Sachbuchautor ist, so Rezensentin Katharina Borchardt, merkt man seinem Roman an - meistens auf gute, selten auf schlechte Art, und zwar dann wenn Nguyens beeindruckend weit gefächertes und trotzdem tiefgehendes Wissen zu sehr in den Vordergrund rückt und die Handlung unter sich zu ersticken droht. Erfreulicherweise kommt es dazu nicht. Überaus spannend, sehr klar und überraschend bestimmt, lässt Nguyen seinen Erzähler über den Vietnamkrieg berichten und die folgenden Jahre der persönlichen Aufarbeitung, lesen wir. Als südvietnamesischer Flüchtling kommt der Hauptmann nach dem Krieg in die USA, wo er sich gemeinsam mit anderen Vietnamesen ein bescheidenes Exil-Leben aufbaut. Mit klaren, kräftigen, teils recht schroffen Worten beschreibt und kritisiert der Hauptmann das Leben der Exil-Vietnamesen, doch nicht nur die bekommen ihre Quittung, sondern auch die Amerikaner, die Nordvietnamesen und natürlich er selbst, der unter seinem tonnenschweren Gewissen leidet, beschreibt Borchardt. Vielleicht hätte er sich den ein oder anderen Vergleich mit der weiblichen Anatomie und ein paar der banaleren Sprüche sparen können, überlegt die Rezensentin, entscheidend ist jedoch eigentlich, dass der Autor mit diesem Roman der amerikanischen Perspektive auf den Krieg ein "krachendes Statement entgegengesetzt" hat, so die überzeugte Kritikerin.

Rezensent Quynh Thanh beschließt sein Treffen mit dem vietnamesisch-amerikanischen Autor Viet Thanh Ngyuen mit einer hymnischen Besprechung seines Debütromans "Der Sympathisant". Nicht weniger als eine intelligente und unterhaltsame Mischung aus "Kriegsroman, Agententhriller, Einwanderergeschichte, politischer Satire und Ideologiekritik" liest der Kritiker hier, der dieser an feinnervigen Beobachtungen reichen Geschichte über Amerika und die vietnamesische Flüchtlingsgesellschaft in Kalifornien einen Erkenntnisgewinn so bunt wie ein "pollocksches action painting" verdankt. Allein wie süffisant der Autor seinen Doppelagenten die an Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" angelehnten Dreharbeiten eines Hollywood-Kriegsfilms kommentieren lässt, hat dem Kritiker so gut gefallen, dass er den gelegentlich ein wenig zu üppigen Umgang mit "amerikanischen Stilmitteln" gern verzeiht. qu

Der vietnamesische Autor Viet Thanh Nguyen floh als Kind mit seiner Familie aus Saigon, sein nun auch auf Deutsch erschienener Roman über den Vietnamkrieg ist aber keineswegs eine Autobiografie, lernt Rezensent Wieland Freund am Rande seiner Begegnung mit dem Autor. Vielmehr liest der Kritiker eine Mischung aus Thriller, Satire und Schelmenroman, in deren Mittelpunkt ein kommunistischer Agent steht. Gebannt folgt Freund der Geschichte um den namenlosen Erzähler, der in einer winzigen Gefängniszelle seine Lebensbeichte ablegt und von vietnamesischen Straflagern ebenso zu berichten weiß wie von den Dreharbeiten zu Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now". Ein gelungener Versuch, die amerikanische Wahrnehmung von Vietnamesen und Asiaten zu verändern, urteilt der Rezensent.

Rezensentin Marie Schmidt trifft sich mit dem vietnamesisch-amerikanischen Literaturprofessor und Schriftsteller Viet Thanh Nguyen auf einen Kaffee in Paris und lässt eine anerkennende Besprechung seines Spionagethrillers "Der Sympathisant" folgen. Die an den vietnamesischen Meisterspion Pham Xuan An angelehnte Geschichte um einen namenlosen Doppelagenten, der während des Vietnamkriegs für die Amerikaner arbeitet, die Kommunisten mit Informationen versorgt und schließlich an allen schuldig wird, will nicht weniger als das amerikanische Narrativ vom Vietnamkrieg umschreiben, informiert die Kritikerin. Dabei gelinge es dem Autor, in "süffigem" Ton Thesen der "postkolonialen Theorie" einzubinden, ohne den Erzählfluss zu behindern, fährt die Rezensentin fort, die sich während der Lektüre bestens amüsiert hat, etwa wenn Nguyen den Dreh von "Apocalypse Now" persifliert, mit dem  laut Nguyen Hollywood als "Teil des militärisch-industriellen Komplexes" die Erinnerung an den Krieg als amerikanische Version festgeschrieben hat.