Walter Kappacher

Rosina

Erzählung
Cover: Rosina
Deuticke Verlag, Wien 2010
ISBN 9783552061477
Gebunden, 127 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Arnim Ayren. Rosina ist jung, sie kommt vom Land, immer schon hat sie vom aufregenden Leben in der Stadt geträumt. Tatsächlich schafft sie es, in kurzer Zeit zur rechten Hand von Herrn Fellner zu werden, dem Chef der kleinen Firma, bei der sie arbeitet, und auch außerhalb der Arbeitszeit greift Fellner gern auf ihre Dienste zurück. Doch nach einem Unfall wird der jungen Frau die schreckliche Enge ihres Daseins bewusst. In "Rosina", erstmals 1978 erschienen, setzt sich der Büchner-Preisträger Walter Kappacher mit der Anpassung des Menschen an scheinbar vorgezeichnete Lebensmuster auseinander.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.11.2010

Rezensent Jörg Plath kann bei der nun erscheinenden, leicht überarbeiteten Fassung von Walter Kappachers Erzählung "Rosina" von 1978 feststellen, dass der Autor gemessen an seinen Schriftstellerkollegen jener Zeit eine vergleichsweise "bescheidene Utopie" anbietet. Seine Geschichte um die in der Krise steckenden Rosina ist nämlich nicht einfach als negative Emanzipationsgeschichte, Kapitalismuskritik oder scheiternde Befreiung von der Herkunft zu lesen, findet der Rezensent. Dagegen stehen die sehr vielschichtig dargestellten Figuren, die in einer gleichermaßen ambitionierten wie "gediegenen" Erzählweise dargeboten werden, so Plath angetan. Und mit einer gewissen Überraschung nimmt er zur Kenntnis, dass mit dem melancholischen Grundton bereits der Stil zu erkennen ist, der dem österreichischen Autor 2009 den Erfolg von "Fliegenpalast" und kurz darauf den Büchner-Preis bescherte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2010

Der Büchnerpreisträger Walter Kappacher sei als Schriftsteller immer noch zu entdecken, meint Dieter Borchmeyer angesichts der behutsam bearbeiteten Neuauflage einer Erzählung von 1980. Walter Kappacher, von Martin Walser einst als "der Stillste, den ich kenne" beschrieben, sei eine Art "Adalbert Stifter unserer Jahrhundertwende". Bereits in der "beobachtungsversessenen Prosa" dieser Erzählung über eine Angestellte zeige sich Kappacher als "Seismograf des menschlichen Einerlei in der verwalteten Welt", staunt der Kritiker. Keine Sentimentalität, keine Herablassung, schreibt Borchmeyer, der mit großer Bewunderung auch die sprachlichen und kompositorischen Feinheiten der Erzählung bewundert, die unerhörte Sensibilität von Kappachers Blick. Trotzdem liege in der Sprache ein Hauch von Mitleid "mit dem verdorrenden, verblühenden Leben" der Titelfigur, diesem Mädchen vom Lande, das zur Chefsekretärin und -geliebten aufsteigt.