William T. Vollmann

Hobo Blues

Ein amerikanisches Nachtbild
Cover: Hobo Blues
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518420195
Gebunden, 275 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Melle. In seiner neuen literarischen Reportage widmet sich William T. Vollmann einem nationalen Mythos: dem Hobo - Held und Opfer des American Dream. Der auf Güterzügen reisende Tramp ist spätestens seit der Great Depression, als Tausende von Wanderarbeitern durch das Land zogen, Teil des amerikanischen Imaginären. Woody Guthrie und Bob Dylan haben ihn besungen, Mark Twain, Jack London und Ernest Hemingway setzten ihm in ihren Büchern Denkmäler.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.07.2009

Thomas Leuchtenmüller hat gefesselt William T. Vollmanns Reportage über die amerikanischen Hobos gelesen, ist am Ende aber dennoch nicht recht zufrieden mit dem Buch. Der amerikanische Journalist und Schriftsteller hat sich selbst auf eine Reise als illegaler Passagier - also Hobo - auf Güterzügen quer durch die USA gemacht und berichtet sehr anschaulich von den Härten und Wonnen dieses amerikanischen Mythos, lässt der Rezensent wissen. Angenehm findet er, dass auch dort, wo Vollmann ins Schwärmen von Freiheit und Abenteuer gerät, eine Portion Selbstironie  dabei ist. Als sehr gelungen preist Leuchtenmüller zudem die vom Autor selbst aufgenommenen Schwarz-Weiß-Fotos und freut sich, dass die deutsche Ausgabe, im Gegensatz zum amerikanischen Original, sie im Text an passender Stelle zeigt. Weniger überzeugend scheint dem Rezensenten, dass Vollmann beständig versucht, einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden der Hoboszene und der Georg Bush-Regierung mit ihren Reglementierungen herzustellen. Und gänzlich unverständlich ist ihm, dass dieses Buch so ganz ohne die Erwähnung afroamerikanischer Musik, insbesondere des Blues, auskommt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2009

Nico Bleutge hat sich ausgesprochen gern mit William T. Vollmann auf eine Reise als Hobo durch Nordamerika begeben, und er preist die Fähigkeit des Autors, die Welt der auf Güterzügen durchs Land streifenden Vagabunden plastisch zu schildern. Vollmann ist selbst mit einem Freund auf Hobofahrt gegangen, allerdings bleibt ihm stets sein Reporterstatus bewusst, der jederzeit ein Taxi zum Bahnhof nehmen kann oder bei Bedarf sein Handy benutzt, erklärt der Rezensent. Gefesselt lässt er sich auf Vollmanns Überlegungen zum Reiz des Hobodaseins ein und erkennt in der Suche flüchtiger Schönheit ein Motiv der rastlosen Bewegung. Allerdings sei das Buch keine Abfolge "schöner Beschreibungen", beeilt sich Bleutge klarzustellen. Vielmehr spürt der amerikanische Autor den Widersprüchen und Nachtseiten des modernen Amerika nach und transportiere die vielschichtigen Reflexionen auch in seine komplexe Erzählweise und seine nuancierte Sprache, wie der Rezensent anerkennend feststellt. Großes Lob vom insgesamt begeisterten Rezensenten erhält auch Thomas Melle für seine Übersetzung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.04.2009

Durchwachsen findet Rezensent Peter Körte diese Reportage über Hobos, auf Güterzügen durch die USA reisende Tramps. Wie er berichtet, ist der Autor William T. Vollmann mehrere Jahre in Zügen durch die USA gereist, ohne Kreditkarte und Handy, auf der Suche nach einem amerikanischen Mythos, einem Amerika, das es nicht mehr gibt. Etwas enttäuscht ist Körte darüber, dass sich Vollmann für die paar echten Hobos, die er noch trifft, nicht wirklich zu interessieren scheint. "Alles, was unterwegs geschieht", so Körte, "ist nur Material für Vollmanns Idiosynkrasien." Er kann dem Autor nicht den Vorwurf ersparen, letztlich einer "angestrengten Nabelschau" zu frönen. Besser gefällt ihm das Buch da, wo Vollmann nicht den Trainhopper gibt, sondern über Mark Twain, Jack London, Hemingway und Kerouac schreibt. Hier scheint ihm der Autor mehr bei sich selbst. An die Atmosphäre der vielen Fotos, die im Buch abgedruckt sind, kommt Vollmanns Prosa nach Ansicht Körtes nicht heran. Er tadelt sie jedenfalls als "fahrig, oft redundant und sprunghaft".
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