Wole Soyinka

Die glücklichsten Menschen der Welt

Roman
Cover: Die glücklichsten Menschen der Welt
Karl Blessing Verlag, München 2022
ISBN 9783896677280
Gebunden, 656 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Inge Uffelmann. In Nigeria, das wegen Vorwahlen zur Präsidentschaft außer Rand und Band ist, verkauft ein gerissener Geschäftemacher aus einem Krankenhaus gestohlene Körperteile für rituelle Praktiken. Der Chirurg Dr. Menka, teilt seine grausige Entdeckung mit seinem ältesten College-Freund, dem Lebemann und Ingenieur Duyole Pitan-Payne. Dieser ist im Begriff, einen prestigeträchtigen Posten als Energieberater bei den Vereinten Nationen in New York anzunehmen, aber es scheint jetzt, dass jemand entschlossen ist, dies zu verhindern. Und weder Dr. Menka noch Duyole wissen, wer ihre Feinde sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.08.2022

Rezensent Thomas Brückner hält es für bemerkenswert, wie der hochbetagte Wole Soyinka noch einmal weit dazu ausholt, sowohl im eigenen Werk als auch in der Geschichte seiner Heimat Nigeria, um der nigerianischen Gesellschaft satirisch den Spiegel vorzuhalten. Dass er dabei so wortmächtig wie bildreich vorgeht, wenn er die Korruption und die Gewaltbereitschaft in Nigeria geißelt, erinnert den Rezensenten an die Klasse des Autors. Die Geschichte zweier Freunde, die sich angesichts der mörderischen Verhältnisse im Land an die Ideale ihrer Jugend erinnern, ist laut Brückner voller Bezüge zu realen Geschehnissen und Personen, das Buch eine Mischung aus Journalismus und Fiktion.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.06.2022

Rezensentin Sigrid Löffler hält Wole Soyinkas satirischen Roman nicht unbedingt für den Gipfel eines Lebenswerkes. Zu unstrukturiert belässt ihrer Meinung nach der Autor seinen Stoff über zwei Männer, die nach erfolgreicher Karriere im Ausland in ihre Heimat Nigeria zurückkehren und an der Verkommenheit des Staates verzweifeln. Entsprechend mühsam findet Löffler die Lektüre, aber auch lohnend, denn Soyinka schildert nicht nur nigerianische Verhältnisse kenntnisreich, treffend und bissig, er findet auch den richtigen Ton zwischen Bitternis und Trauer, Wut und Zynismus, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2022

Rezensentin Maria Wiesner rät zu Aufmerksamkeit während der Lektüre von Wole Soyinkas drittem Roman. Ansonsten könnte dem Leser entgehen, wie virtuos Soyinka Zeitebenen und Handlungsstränge verknüpft und wie genau er beobachtet. Die Kritikerin jedenfalls lässt sich gebannt ein auf dieses gigantische Gesellschaftspanorama Nigerias, begegnet einem üppigen Figurenensemble, liest von postkolonialen Raubkunstdebatten und Fake News ebenso wie von islamistischem Terror und korrupten Politikern und staunt, wie der Autor nigerianische Geschichte und Krimi zusammenbringt. Vor allem aber erkennt sie hier dessen Nähe zu Charles Dickens: Wie jener vermag es Soyinka, eine Gesellschaft präzise zu "sezieren", schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.04.2022

Am Ende der Lektüre von Wole Soyinkas Spätwerk möchte Marie Schmidt den Roman am liebsten gleich noch einmal von vorn beginnen, weil die vielen im Text zunächst nur angerissenen Episoden um Megachurches, die Selbstfindung Nigerias, korrupte Politiker, Organhandel et cetera vom Autor schließlich doch noch zu einem Plot verbunden werden, und Schmidt gern wüsste, wann genau dieser oder jener Handlungsstrang begann oder sich entscheidend entwickelte. Aber schon der erste, fordernde Lektüredurchgang beschert Schmidt das Glück eines an Beckett geschulten Humors und hagelnder Pointen inmitten der politischen Ernsthaftigkeit der Erzählung. Kenntnis der nigerianischen Geschichte und Politik ist allerdings von Vorteil, um all die Anspielungen und Wendungen im Text halbwegs mitzubekommen, erklärt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.04.2022

Rezensent Volker Weidermann erfährt im Gespräch mit Wole Soyinka über dessen Mut und revolutionäre Energie. Beides prägt laut Weidermann auch Soyinkas neuen Roman, der die Skrupellosigkeit der nigerianischen Gesellschaft und der politischen Kaste beschreibt, wie Weidermann erläutert. Ganz konkret geht es um den Handel mit menschlichen Körperteilen und "spirituelle Scharlatanerie", so der Rezensent. Als Leser wisse man zwar nie genau, wann das geschilderte Grauen echt, wann satirisch überhöht sei, und diese Unentschiedenheit des Textes zwischen Satire und Gegenwartsbeschreibung sei schwierig, meint Weidermann, die Vielzahl an großen erschütternden Szenen im Buch und seine kämpferische Haltung stimmen den Rezensenten allerdings milde.
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