Elnathan John

An einem Dienstag geboren

Roman
Cover: An einem Dienstag geboren
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2017
ISBN 9783884235522
Gebunden, 250 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Susann Urban. Dantala lebt mit anderen Kindern und Jugendlichen auf den Straßen von Bayan Layi, einer Kleinstadt im Norden Nigerias. Die Koranschule, auf die sein Vater ihn geschickt hat, hat er verlassen, um sich stattdessen einer Gang anzuschließen. Er stiehlt, um zu Essen und raucht Gras. Nachdem er und andere Straßenkinder im Zuge eines Wahlkampfs beauftragt werden, die Zentrale der oppositionellen Partei in Brand zu stecken und dieses Unterfangen desaströs schiefgeht, muss er fliehen. In Sokoto findet er in einer Moschee Zuflucht, Essen und in Sheikh Jamal einen Imam, der durch seine charismatische Persönlichkeit schnell zu seinem Mentor wird. Mit seinem besten Freund Jibril teilt Dantala sich nicht nur ein Zimmer, sondern auch den Drang, der Komplexität der politischen und religiösen Ereignisse um ihn herum eine Sprache zu geben. Die erste Liebe, dunkle Geheimnisse und die Frage nach persönlicher Loyalität gehören zum Alltag. Es ist eine brutale Welt, in der junge Menschen Verbrechen im Namen von Ideologien verüben, die sie nicht verstehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.01.2018

Marie-Sophie Adeoso kann diesem Debütroman des Nigerianers Elnathan John trotz der darin geschilderten Gewaltexzesse viel abgewinnen. Anrührend findet sie die Bildungsgeschichte des heranwachsenen Dantala, aufschlussreich die Schilderungen über den Nährboden aus politischer Korruption und religiösem Extremismus, auf den ein junges Leben wie das beschriebene fällt. Daran dass der Autor die Umstände kennt, über die er schreibt, hat Adeoso keinen Zweifel. Und auch wenn Elnathan John den Namen Boko Haram nicht nennt, seine Beschreibungen von Ausbildungslagern, Hasspredigern, Bücher-Verbrennungen und finanzieller Hilfe aus Saudi-Arabien verweisen die Rezensentin auf die islamistische Terrorgruppe. Johns gerade Sprache imponiert ihr. Die Dramaturgie könnte ihrer Meinung nach straffer sein, doch die Binnensicht der Figur, die menschliche Erzählstimme bestechen und vermitteln Hoffnung, findet sie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.11.2017

Im Wesentlichen ist Rezensentin Angela Schader mit Elnathan Johns Debütroman über Islamismus in Nordnigeria zufrieden. Fesselnd vermag ihr der in Kaduna geborene Autor von dem jungen Dantala zu erzählen, der nach einem geradezu beiläufig begangenen Mord in den Machtkampf zwischen einem progressiven Imam und einem radikalen Fundamentalisten gerät. Wie der Autor Themen wie die Armut der Landbevölkerung, Korruption der Politik, Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten, Salafisten und Anhängern des Sufismus und nicht zuletzt Brutalität im häuslichen Umfeld verknüpft, hat Schader beeindruckt. Dass John seine Figuren dabei ein wenig zu schwarzweiß zeichnet, geht für die Kritikerin in Ordnung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.11.2017

Cornelius Wüllenkemper begibt sich mit dem nigerianischen Schriftsteller Elnathan John in dessen Heimat. Die Konsequenz, mit der der Autor einen düsteren Zirkel aus religiöser Unterdrückung, ethnischer Segregation und Gewalt anhand der Geschichte eines jungen Mannes nachzeichnet, findet der Rezensent bemerkenswert. Johns Text lässt Wüllenkemper ahnen, dass der Mensch des Menschen schlimmster Feind ist. Von Erlösung keine Spur, stellt er fest. Die vom Autor aufgeschriebene siebenjährige Leidensgeschichte macht kaum Hoffnung auf Frieden in der multiethnischen Gesellschaft Nigerias, so Wüllenkemper. Dass John den Hoffnungslosen eine Stimme verleiht, findet der Rezensent allerdings beeindruckend.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.10.2017

Rezensentin Gesa Steeger wünscht sich auch hierzulande größere Bekanntheit für den afrikanischen Autor Elnathan John, mit dem sie sich auf einen Kaffee getroffen hat. Gebannt hat sie den nun auch auf Deutsch vorliegenden Roman "An einem Dienstag geboren" gelesen, der ihr die Geschichte des jungen Nigerianers Dantala erzählt, der auf der Suche nach Zugehörigkeit und Religion in die Fänge von Boko Haram gerät. John, der selbst in einer christlichen Familie in Nigeria aufgewachsen ist, kennt die Form der Radikalisierung aus dem Bekannten- und Freundeskreis, erzählt die Kritikerin. Wie der Autor das "große Ganze" in einem Mikrokosmos zusammenschnurren lässt, findet Steeger bemerkenswert.
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