Yoko Ogawa

Hotel Iris

Roman
Cover: Hotel Iris
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2001
ISBN 9783935890007
Gebunden, 224 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. Die siebzehnjährige Mari führt zusammen mit ihrer Mutter ein bescheidenes Hotel in einem Badeort an der Küste. Eines Abends wird sie Zeugin eines heftigen Streits zwischen zwei Gästen, einem älteren Herrn und einer Prostituierten. Mari ist tief beeindruckt von der Würde und der Eleganz des Mannes, dem seine Begleiterin abartige sexuelle Neigungen vorhält. Als sie den Mann einige Tage später in der Stadt wiedersieht, macht sie seine Bekanntschaft und folgt ihm auf eine unbewohnte Insel, auf der er zurückgezogen lebt. Seit Jahren arbeitet er dort an der Übersetzung eines russischen Romans, dessen Heldin ein gewaltsames Ende findet, genau wie seine eigene Frau Jahre zuvor.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.07.2002

  Zwei ältere, jetzt ins Deutsche übersetzte Romane der Japanerin Yoko Ogawa stellt Peter Urban-Halle uns vor. Beide Bücher, schreibt er, das 1996 im Original erschienene "Hotel Iris" und "Der Ringfinger" von 1994, sind "in Konstruktion und Ton überzeugende Geschichten". Dass sie nicht frei sind von Schocks, wie der Rezensent erklärt, hat damit zu tun, dass "sie sich auf die beiden existentiellen Extreme konzentrieren: Erotik und Tod". Wenn es wie im "Ringfinger" um einen Präparator von Mädchen-Fingerkuppen geht etwa. Verblüfft hat Urban-Halle die Kunstlosigkeit, mit der hier erzählt wird, weil die Wirkung nur um so dramatischer ist, "je nackter die Sätze und innerlich regungsloser die Figuren" sind. Ohne psychologische Erklärungen und "abgeschirmt gegen das heutige Übermaß lauter und bunter Sinneseindrücke", reduziere die Autorin ihre Geschichten auf die Beziehung zweier Menschen: "immer einer jungen Frau, die sich in die Abhängigkeit eines älteren, erfahrenen Mannes begibt".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.2002

"Wie hat man sich die 'reine Liebe zwischen einem jungen Mädchen und einem alten Mann, dem Gipfel der Erotik' vorzustellen?", fragt sich Irmela Hijiya-Kirschnereits in ihrer Besprechung. Ihre eingehende Beschäftigung mit Handlung und Charakteren (ein von ihrer Mutter tyrannisiertes siebzehnjähriges Mädchen und ein älterer Russisch-Übersetzer) deutet darauf hin, dass die Thematik der Rezensentin durchaus interessant erscheint, dass sie aber - wie sich herausstellt - eine andere Bearbeitung verdient hätte. In erster Linie wirft die Rezensentin der Autorin die Wahl der Erzählperspektive vor, die keine Reflexion über die sadomasochistische Neigung und das Ende der Geschichte bieten kann, da sie aus der Sicht des "unerfahrenen und nicht sehr beobachtungsscharfen und wortgewandten" Mädchens erzählt wird. Auch "die vielen Unwahrscheinlichkeiten und merkwürdigen Zeitfolgen" schmecken der Rezensentin ganz und gar nicht, und sie weiß sich vor lauter Manga-Trivialität nicht mehr zu retten.. Das bewegt sie zu dem Aufruf, angesichts der verlockenden Exotik nicht in betörte Anspruchslosigkeit zu versinken. Auch hier gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen.
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