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1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 11.01.2022 - Areo

Warum soll es ganz einfach sein, sein Geschlecht zu wechseln, aber unmöglich, die Rasse, überlegt der Evolutionsbiologe Richard Dawkins, den Fall von Rachel Dolezal vor Augen. Dabei ist Rasse - anders als Geschlecht - ein sehr breites Spektrum: "Die meisten Afroamerikaner sind gemischtrassig", schreibt er. "Jemand, der weiß aussieht, kann sich selbst als schwarz bezeichnen, auch wenn er nur ein sehr geringes [afrikanisches Erbe] haben. Menschen, die einen Urgroßelternteil haben, der ein amerikanischer Ureinwohner ist, können sich als amerikanische Ureinwohner bezeichnen. Das Geschlecht hingegen ist verdammt binär. Auf den ersten Blick scheint es also für jemanden einfacher zu sein, sich als eine beliebige Rasse zu identifizieren. Wenn man ein schwarzes und ein weißes Elternteil hat, könnte man meinen, die Person kann sich aussuchen, als was sie sich identifizieren will." Ganz anders sei es mit dem Geschlecht. Das zeigt ihm beispielhaft "die Entscheidung von James Morris, sich als Frau zu identifizieren und seine zermürbende und kostspielige Umwandlung in Jan Morris. Ihre Erklärung in ihrem Buch 'Conundrum', dass sie sich immer wie eine Frau gefühlt habe, die im Körper eines Mannes gefangen ist, ist beredt und bewegend. Sie klingt erschütternd wahr und verdient unser tiefes Mitgefühl. Wir sprechen sie zu Recht mit weiblichen Pronomen an und behandeln sie in sozialen Interaktionen als Frau. ... Ich bezweifle, dass Jan Morris viel Zeit für einen Mann gehabt hätte, der sich einfach eine Kutte überstreift und verkündet: 'Ich bin jetzt eine Frau.' Für Dr. Morris war es eine zehnjährige Odyssee. Langwierige Hormonbehandlungen, einschneidende Operationen, die Neuordnung gesellschaftlicher Konventionen und persönlicher Beziehungen - wer diesen Schritt wagt, verdient gerade deshalb unseren tiefen Respekt. Und warum ist es so beschwerlich und einschneidend, so mutig, dass es diesen Respekt verdient? Eben weil Geschlecht so verdammt binär ist! Das Geschlecht zu wechseln ist eine große Sache. Die Rasse zu ändern, mit der man sich identifiziert, ist im Vergleich dazu ein Kinderspiel, eben weil die Rasse bereits ein kontinuierliches Spektrum ist, das durch weit verbreitete Mischehen über viele Generationen hinweg so geworden ist."