Magazinrundschau - Archiv

El Gatopardo

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 04.10.2016 - El Gatopardo

Die argentinische Journalistin Leila Guerriero hat ein langes Interview mit der Geigerin Dorothea "Dolly" Muhr geführt, die über vierzig Jahre mit dem Schriftsteller Juan Carlos Onetti zusammenlebte: "Immer fragt man Sie nach Juan. - So ist es, wenn mich jemand interviewt, geht es immer um Juan, nicht um mich. - Stört Sie das nicht? - Nein, warum? Ich finde das großartig. - Würden Sie sagen, wichtig von Ihnen beiden war er? - Was für eine dumme Frage, natürlich, er war einzigartig. - Empfanden Sie es nie als eine Last, dass Sie sich immer um alles kümmern mussten? - Nein, mir hat das gut gefallen, ich war ein bisschen wie eine Mutter. Ich habe ihn auch gegen die Journalisten verteidigt. Einmal kam Godard zu uns. Er wolle einen von Juans Romanen verfilmen. Juan hat gefragt: 'Whisky?' Und Godard hat gesagt: 'Nein, Wasser.' Juan fand das furchtbar. Und es wurde dann auch nichts aus der Zusammenarbeit. Juan hatte eine kleine Glocke mit der Inschrift: 'Dumme Fragen beantworte ich nicht.' Sie lag immer neben seinem Bett. - Und nach wem hat er damit geklingelt? - Nach mir."

Magazinrundschau vom 21.06.2011 - El Gatopardo

"Leere Casinos": Victor Hugo Michel liefert eine so deprimierende wie lesenswerte Reportage aus Las Vegas: "Vor kurzem war in der Zeitschrift Forbes zu lesen, dass es heute nirgendwo in den USA schwieriger ist, einen Job zu finden, als in Las Vegas. Andere bezeichnen die Stadt als 'ground zero' der Immobilienkrise. ... Mehrere berühmte Casinos, aber auch das mythische Liberace-Museum haben inzwischen das Handtuch geworfen und geschlossen. Wayne Newton, alias 'Mister Las Vegas', sieht jedoch nicht nur die Immobilienkrise als Grund für den Niedergang: Schuld haben auch die großen Konzerne, die im Lauf der letzten Jahrzehnte den Hauptteil des Geschäfts an sich gezogen haben: 'Früher wussten die Besucher, mit wem sie es zu tun hatten, man sprach sie mit ihrem Vornamen an. Später, mit den Großkonzernen, wurde das alles kalt und unpersönlich, es ging nur noch darum, den Leuten Riesensummen aus der Tasche zu ziehen.' Selbst die Mafia war irgendwann aus dem Spiel - die konnte auf diesem finanziellen Niveau einfach nicht mithalten."