Mit großem Interesse liest Tim Blanning Andrea Wulfs Geschichte der "Magnificent Rebels" im
Jena der 1790er Jahre, mit den Schlegels, Schiller, Fichte, Hegel, Novalis und den Brüdern Humboldt im Mittelpunkt. "Der rote Faden, der diese disparate Gruppe zusammenhielt, wird von Andrea Wulf als die gemeinsame
Beschäftigung mit dem Selbst beschrieben. Ihr Blick nach innen befreite sie von Konventionen, machte sie rebellisch und gab ihnen ein Gefühl der Unbesiegbarkeit. Zudem hatte ihre kollektive Emanzipation eine nachhaltige Wirkung: 'Die Befreiung des Ichs aus der
Zwangsjacke eines göttlich organisierten Universums ist die Grundlage unseres heutigen Denkens. Sie gab uns die aufregendste aller Kräfte: den freien Willen.' Vielleicht sind wir uns unserer Schuld gegenüber dem Jenaer Kreis nicht bewusst, aber wir sollten es sein, meint sie: 'Wir reden nicht mehr über
Fichtes selbstbestimmtes Ich, weil wir es verinnerlicht haben. Wir
sind dieses Ich'. Freunde blieben sie nicht lange, dafür waren sie einfach zu starke Persönlichkeiten, lernt Blanning. "Fast alle von ihnen haben sich zerstritten und sind schließlich gegangen. Nur Goethe, der immer ein halbes Mitglied des Kreises war, konnte eine olympische Neutralität bewahren. Er sagte zu Schiller, der die Brüder Schlegel so sehr zu hassen begann, dass er es nicht einmal ertrug, ihre Namen auszusprechen, dass er sie alle
interessant und anregend fand. Das waren sie in der Tat."