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1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 31.05.2016 - Paste

Das alte Hollywoodsystem ist gründlich beschädigt, erklärt der einstige Corman-Schüler und Midrange-Blockbuster-Regisseur Joe Dante im Gespräch mit Rick Mele: Wo es einst ein austariertes Ökosystem mit hochpreisigen Produktionen gab, die die Produktion kleinerer Filme im mittleren Bereich gewährleisteten, klafft mittlerweile eine empfindliche Lücke, die viele fähige Regisseure aus Dantes Generation in die Arbeitslosigkeit oder in die TV- und Online-Nischen zwingt. Zwischen den epischen Superhelden-Opern und der kleinen Form bietet die aktuelle Distributionskultur kaum noch Platz für mittlere Formate. Wenn kleinere Produktionen komplett ins private Heimkino-Setting abwandern, hat dies auch für das Publikum Folgen, meint er: Das Gemeinschaftsgefühl geht flöten, "das für Komödien unglaublich wichtig ist. Mein letzter Film, 'Burying the Ex', war eine Komödie und spielte eine Woche lang in zehn Sälen. Dann wanderte er direkt in die Streamingportale, wo er versauert, ohne Geld einzuspielen. Doch Komödien brauchen eben ein tatsächliches Publikum, bis zum gewissen Grad auch Horrorfilme. Man will dafür in einem Kino sitzen, den Film gemeinsam mit anderen Leuten sehen und diese gemeinschaftliche Reaktion erfahren. Komödien sind einfach weniger lustig, wenn man ganz alleine auf einen Computerbildschirm starrt - auch wenn sie brillant sind, so leid es mir tut. Die Marx Brothers sind mit ihrem Material damals auf Tour gegangen, um zu sehen, an welchen Stellen die Lacher kommen. Beim Drehen ließen sie an diesen Stellen Raum. Sieht man sich die Filme heute an einem Computer an, dann gähnt an diesen Stellen bloß gähnende Leere, weil hier nun die Lacher des Publikums sitzen müssten, die aber nicht kommen. Das ist wirklich frustrierend, insbesondere für Leute, die Komödien drehen, weil man diese Reaktionen ohne Kinosaal einfach nicht bewerkstelligen kann."