Nicht uninteressant liest sich
Joseph Jurts ausführliche Besprechung von
Boris Gobilles neuer Studie "Le Mai 68 des écrivains: crise politique et avant-gardes littéraires", die sich im Fahrwasser Bourdieus sehr mikrohistorisch mit den literarischen Avantgarden und dem
Mai 68 in Paris auseinandersetzt. Paradoxerweise stellt sich dabei heraus, dass die "
alten Avantgarden" - also die Surrealisten oder Sartres
Les Temps modernes - die Ereignisse zunächst viel besser reflektieren und aufgreifen konnten als die neue Avantgarde um die
Poststrukturalisten und Julia Kristevas Zeitschrift
Tel Quel: "Im Gefolge von Foucault und Roland Barthes hatte die Avantgarde um
Tel Quel nicht nur den 'Tod des Autors' verkündet, sondern auch die Begriffe von 'littérature', 'œuvre', 'écrivain' als obsolet erklärt, um für alternative Begriffe wie 'écriture', 'texte', 'inconscient', 'trace', 'production' zu optieren. Mit der nun im Kontext der Revolte vertretenen
These einer schöpferischen Kraft, die jedem zukomme, sahen die 'telqueliens' plötzlich 'alt' aus, während die Surrealisten mit der Vorstellung, ein jeder sei schöpferisch, sich völlig im Einklang mit der Bewegung fanden. Dem musste
Tel Quel entgegentreten."