Artikel
Suchwort: "Leben"
Rubrik: Tagtigall, Stichwort: Stolterfoht, Ulf - 4 Artikel
Tagtigall 03.07.2020 […] Buchstabe gleicht hier dem Anderen. Im Text selbst erzählt ein Ich, die Hebamme habe sie, kaum dass sie zur Welt gekommen sei, in die Lüfte gehoben und dabei "Engelgotteskind" gerufen. Ein Spitzname fürs Leben.
das unfaszbare (das blutige) war geschehen : ich war geboren : es hatte mich vorher noch nie gegeben, wie in einem Märchen umschwebten mich die guten Feen und die schönen Engel = die violetten Fittiche […] Jahreszeiten haben: Sommer, Herbst, Winter
und Frühling. Das ist kompliziert.
Aber Schwerkraft, Temperatur,
Druckverhältnisse und die Glocke, die luftige Kugel,
in der wir sind, erlauben uns zu leben. Eine kleine Veränderung
reicht aus und wir verschwinden, doch es hat
jemand die Parameter so präzise justiert, dass
das Wunder währt. Sein Prinzip ist die Zeit. Auf ihr
steht das Gebäude. Auf einem […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 19.12.2013 […] Scheibe wieder hoch. / Tropische Fische flitzen zwischen Pflanzen."
Wenn es stimmt, dass Gedichte Störmaschinen sind, so ist Lindners Poesie in aller Schönheit eine solche Störmaschine. Das disparate Leben - hier in seiner Kunst kann es oszillieren. "Denk nicht nach, die Schiffe, die sind alle verbrannt", lautet ein programmatischer Satz in dem Gedicht "Insel", das wie nebenbei davon erzählt, dass alle […] programmatisches Gedicht des Bandes "und alles wird erinnert" der polnischen Dichterin und Übersetzerin Julia Hartwig. Die autobiografischen Fragmente erzählen lauter kleine Geschichten aus dem großen Leben der mittlerweile über 90-Jährigen, die nach der deutschen Besatzung, und noch vor dem Tauwetter nach Paris reiste, später eine Weile in den USA lebte und dann doch an der Seite von Solidarnosz in Polen […] Sozialismus ("Auf diesen Tisch kannst du legen / was immer du willst / einen notariellen Akt oder einen Reklamezettel / eine Geige oder den Schuldschein über eine verkaufte Seele") und über das verpasste Leben ("Warum tanzte ich nicht auf den Champs Elysées / als die Menge mit Hurrarufen das Kriegsende begrüßte?"). Viele Verse dieses Spätwerks, von Bernhard Hartmann wunderbar sensibel übersetzt, sind durchtränkt […] Von
Marie Luise Knott