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Suchwort: "Natur"
Rubrik: Tagtigall - 21 Artikel - Seite 1 von 2
Tagtigall 02.04.2020 […] (um noch einmal die Altarassoziation zu bemühen) dar, sie übersetzen in frappanter Einfachheit kleine Gedankenblitze in Sprache. Der eine Flügel, "Schiefern" überschrieben, ist der Begegnung mit der Natur und mit der Erinnerung gewidmet, der andere Flügel, "Schrifttierchen" betitelt, ist auf das Fortwirken in der Zivilisation ausgerichtet.
Gleich zu Anfang des 1. Teils, noch bevor ein spärlich wie […] die Elemente gefeit seien und als "Denkbruchstücke" noch dem dürftigsten Heute neues zu sagen hätten. Solche Ideen müssen diesem Band zugrunde liegen.
Die so oft von Theorien oder Ideen okkupierte Natur existiert hier in absichtsloser Aufmerksamkeit. Das ist Teil von Kinsky poetischer Kunst, die mitunter an Alice Oswald erinnert. Ob Weißdorn, Disteln, Mannsblut, Geißblattfinger, Hagedorn oder Halme […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 14.12.2018 […] schützen die Konsonanten hier die Vokale. Die Natur schreibt mit.
Esther Kinsky, kö növény kökény, mit Birnholzschnitten von Christian Thanhäuser, Edition Thanhäuser, 2018, 60 Seiten, 20 €.
Kindheit
Robert Macfarlane stammt aus Großbritannien. Ein Vertreter des Nature Writing. Zuletzt, 2016, hatte er mit seinem Buch "Landmarks" eine Art Wörterbuch der Natur verfasst. 2017 dann erschien das großformatige […] Sättigungsbeilage, Bandsalat. Schmerzlicher ist es, und darum geht es Robert Macfarlane, wenn Naturerscheinungen verschwinden. Eben weil die Natur uns trägt - wie wir dachten. Weil alle Menschen gleich vor ihr sind. Und weil wir davon überzeugt waren, dass wir in der Natur jeden Tag erfahren, dass es im Leben unumstößliches gibt - einen Fels, einen Wald und den Wind auf den Wangen.
Diese Anschauung schmilzt […] übersehen dabei, dass alles in der Lyrik Eigenleben lebt, auch die Buchstaben: "weh", "wipfel", "weit", "wehruf", "werweissswoher". Un double Weh, wie der Franzose sagt, ein Wechsellied.
Bei Kinsky darf Natur ganz für sich stehen, muss keinen Seelenzustand spiegeln und keinen Erlösungsgedanken transportieren. So entsteht eine Freiheit der besonderen Art - wie hier bei den Schlehen:
die sanften die samtnen […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 12.09.2018 […] leichter von der Hand gehe. Das passt ins Bild, das man von Georgien hat, genauer ins Vor-Bild: Georgien gilt als Land der Gesänge, Feste und Tänze, der freundlichen Menschen in einer überwältigenden Natur. Parallel assoziiert man Kriege, Bürgerkriege und Scharmützel verschiedenster Art. Abchasien, Aserbeidschan, Armenien, die Türkei - das alles, so stelle ich mir vor, wird sich in der Sprache wiederfinden […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 13.12.2017 […] komponierte Band, in 12 Kapitel unterteilt, lebt aus Beobachtung und Wissenssuche. Der Schmarotzer an sich ist abstoßend, die Autorin eine Parasiten-Papparazza? Ein Stalkerin, die im Dschungel der Natur Ortskunde betreibt.
"Der erfolgreiche Endoparasit trägt Tarnkleidung aus wirtseigenem Gewebe", lautet eine der Überschriften; es folgt:
Die Larve des Fächerflüglers Stichotrema Dalatorreanum dringt […] die Worte die Grausamkeiten. Ausufernde Substantiv-Reihungen inszenieren die Artenvielfalt, bewegte Verben (durchdringen, hervorschnellen, auftauchen, entschlüpfen) geben der permanenten Mutation der Natur sprachliche Gestalt. Getragen werden die Texte durch die präzise infiltrierten lateinischen Bezeichnungen, die uns die Prozesse durch (reale wie fiktive) wissenschaftliche Exaktheit vom Leibe halten […] Von
Marie Luise Knott
Tagtigall 01.09.2017 […] und Fantasien vom Alpenkrieg, der sich hier oben, in diesem Reich nahe dem Ewigen, ereignet hat.
Das Prinzip des Schreibens ist denkbar naheliegend und zugleich hoch artifiziell: Egger bestaunt die Natur mitunter wie ein Romantiker; dabei stellt er sich die vorgefundene Welt fremd, denn er weiß: als Fremde vernehmen wir, was eingesessene Ohren zu vernehmen verlernt haben: "und es fiel Regen auf die […] ene Gedanken", heißt es einmal. Und ein andermal: "Regen, sein Rieseln über Nadeln sollte ich hören, er störte die Stille kaum, er vermehrte sie." In dem Maße, in dem das wandernde Ich sich in der Natur und in der Sprache aufs Vielschichtigste verguckt und versteigt, bahnen sich in den aufkommenden Glücksgefühlen des Staunens Erkenntnisse Raum, denn "Erkenntnis ist bekanntlich ein Glücksgefühl".
[…] geben, solange es einen Widerhall, ein Echo in der Welt hat oder auf eines trifft.
Eggers Prosa ist abgefasst, als könne der Autor mit seinen Erkundungen und Erfindungen aus den riesigen Reichen von Natur- und Spracherscheinungen den alltäglichsten wie den absonderlichsten Dingen in der Sprache Raum geben. Sie werden gerüttelt und geschüttelt wie Kissen der Frau Holle im Val di Non - im Tal der None […] Von
Marie Luise Knott