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Rubrik: Vorworte - 56 Artikel - Seite 1 von 5
Vorworte 23.05.2024 […] Ling Ma. Foto: Anjali PintoPlötzlich steht man als Prophetin da. Das widerfährt zwar nicht allen, aber gerade unter den Literaturschaffenden wird immer mal wieder jemandem eine Art Seherstatus zugebilligt. So mag im Jahr 2020, als das Weltgetriebe beinah verstummte, in den USA der eine und die andere in den Lockdown Verbannte zum Bücherregal geschlichen sein: War da nicht was? Mit einer rätselhaften […] in Amerika den in ihren Herkunftsländern herrschenden Leistungsdruck nicht abschütteln können, ihn vielleicht sogar doppelt verspüren, spricht Ling Ma in ihren literarischen Texten wie in Interviews immer wieder einmal an; in "G" wollte sie den Figuren dieses Leben im permanenten Wettbewerb sozusagen direkt auf den Körper schreiben. So spielt es auch in Beas Freundschaft mit der gleichaltrigen, ebenfalls […] Schüsseln und Teller von A bis Z leer bleiben. Am Ende der Pirsch werden die Opfer gemäß Bobs euphemistisch verbrämtem Prozedere mithilfe von Schusswaffen "erlöst".
Das Shen-Fieber halte die Opfer "für immer in ihren Erinnerungen gefangen", überlegt Candace einmal, und diese Wahrnehmung der Krankheit deckt sich mit ihrem eigenen, sinistren Blick auf die Vergangenheit: Sie sei "ein schwarzes Loch, das wie […] Von
Angela Schader
Vorworte 20.04.2024 […] waren, immer vorangebracht, von Spanien bis Bagdad. Die Juden müssen sich im arabischen Nahen Osten assimilieren, so wie sie es in den arabischen Staaten tun, wo ihnen von Königen königliche Ehren zuteilwerden. Ja, die Juden müssen arabische Musik und Speisen übernehmen und nicht das fade, gräuliche europäische Essen, das nichts in dieser Weltregion zu suchen hat. Anderenfalls werden sie hier immer ein […] Konsuls, um zum Thema zurückzukehren, das sie offenbar mehr interessierte.
"Warum ausgerechnet am Berg Hebron?", fragte sich dagegen Abed ar-Ra'uf, der, obschon er sein Jackett abgelegt hatte, noch immer verschwitzt wirkte. "Warum errichtet man ein jüdisches Dorf inmitten einer rückständigen, dörflichen arabischen Bevölkerung? Die Araber in den Bergen Jerusalems sind nicht gebildet und aufgeklärt wie […] Dschabalija!", riefen alle und leerten ihre Gläser.
"Eigentlich ist es egal, welchen Ort ihr wählt", eröffnete der Bürgermeister Jitzchak vertraulich, als sich der Trubel ein wenig gelegt hatte. "Wo immer ihr euch entscheidet, in unserem Land zu siedeln, ihr seid herzlich willkommen."
"Denken Sie nicht, die Juden werden eine eigene Souveränität anstreben?", fragte Clayton.
"Ein jüdischer Staat könnte […]
Vorworte 18.03.2024 […] wertschätzend und von Mensch zu Mensch, nicht genau dem Ideal, das der Antirassismus anstrebt? Nicht - und das wird Roscoff zum Verhängnis - in einer Zeit, da sich das Spektrum der Identitäten immer rasanter, immer militanter ausdifferenziert; da Verstöße gegen dieses Gebot der Stunde im Internet umgehend Verbreitung finden und entsprechende Reaktionen entfesseln können. All diese Entwicklungen hat Quentins […] Romanende bemühten Verweise auf die Harry-Potter-Traumwelt, in die sich Jenny flüchtet. Ja, pubertierende Mädchen neigen zu solcher Schwärmerei; aber das zunehmend strapazierte Seelenpflaster deckt sich immer weniger mit den Rissen und Schwarzen Löchern, die sich im Inneren der Heranwachsenden auftun. Auch die finale Engführung der beiden Erzählstränge - Jenny erschießt am Ende den amtierenden Präsidenten […] keine simple Polemik ab. Vielmehr legt er seinen Helden bewusst und konsistent als Kippfigur an, und genau in dieser scheinbaren Schwäche liegt die Stärke des Charakters und damit letztlich des Romans. Immer wieder stolpert Roscoff über die eigenen Füße: So schlägt der Versuch, seine Position gedanklich zu rechtfertigen, in eine imaginäre Hasstirade gegen eine schwarze Aktivistin um, und handkehrum findet […] Von
Angela Schader
Vorworte 18.03.2024 […] Traum vom geschwisterlichen Bankett zu Bruch.
"Man kann sich nicht hinter Generationsproblemen verstecken. Das ist ja genau das, was die Verteidiger von Polanski immer gesagt haben: Kann man nicht verstehen, das waren die Siebzigerjahre. Immer die alten Tricks. Ich glaube schon, dass man eine Generation zur Rechenschaft ziehen kann. Ich glaube, dass es unantastbare moralische Kriterien gibt."
"Und was […] und ihren Repetto-Ballerinas sah sie erstaunlich feminin aus. Vermutlich hatte ihre Freundin sie dazu gebracht, sich von ihren Butch-Codes zu verabschieden, und das missfiel mir gar nicht: Ich hatte immer das Gefühl gehabt, dass ihr Trucker-Style weniger einem innigen Wunsch entsprach als einer notwendigen Transition, einer Strategie, ihre sexuelle Identität für alle sichtbar zu machen. Ihrem Moment […] berührt hatte, auf eigentümliche, besondere Weise, dass sein rebellisches Lied in mir eine einzigartige Resonanz gefunden hatte. Dass sein Sezessionsakt von einer ruhigen Entschlossenheit zeugte, die mir immer gefehlt hatte. Er hatte sich friedfertig in die Einsiedelei begeben, er war nicht mit einem Tobsuchtsanfall abgetreten, er war nicht geflohen, sondern ganz einfach fortgegangen, und das machte keinen […]
Vorworte 19.02.2024 […] Räume - wobei aber das Bild als verlässlicher Blickfang einen zugleich immer wieder in die Pflicht nimmt, dennoch Bezüge herzustellen. Teju Coles dreifaltige Begabung - der zugleich sichere und sinnliche Blick für Form und Farbe, der essayistische Ausgriff, die literarische Sensibilität - zeigt sich hier in vollkommenem, zu immer neuen gedanklichen Streifzügen einladendem Gleichgewicht.
Auffallend […] Zürich. Und im damaligen Gespräch folgte, was wie ein Postskriptum zur Antwort von 2014 wirkt: "Obwohl Literatur zweifellos eine tiefgreifende ethische Grundlage hat", so Cole, "beginnt sie für mich immer mit Beschreibung. Der Fotograf Garry Winogrand sagte: 'Nichts ist so mysteriös wie ein Faktum, das klar beschrieben wird.' Das trifft es genau - diese Idee, dass sich beim Beschreiben etwas Magisches […] stellen", gibt der Protagonist zu; nicht nur die persönliche Scheu vor einer Konstellation, die "zugleich Vertrautheit, Verletzlichkeit und Fremdheit" erfordert, wirke dabei als Hemmnis, sondern auch das immer schärfer empfundene Gefühl, mit dem Fotografieren einen "Raub von Gesichtern" zu begehen, das "Leben der anderen zu kannibalisieren".
Spiegelt sich etwas von dieser Scheu auch in Teju Coles literarischem […] Von
Angela Schader
Vorworte 19.02.2024 […] nicht und wollte es auch gar nicht. Er weigerte sich, die Seife von Alagba zu benutzen. Seine Mutter und sein Vater waren verärgert über seine Undankbarkeit. In solchen Dingen waren seine Eltern sich immer einig. Nach dem Vorfall mit Alagba schrie sein Vater ihn an, gefolgt von Schweigen: Seine Eltern redeten nicht mehr mit ihm, die Zwillinge, drei Jahre jünger als er, waren von der ganzen Sache verwirrt […] ihrer Gehirne zum Sprechen bringen. Das ist einer der Gründe, warum er sich gern mit Emily unterhält. Selbst wenn es ihm schwerfällt, die technischen Details ihrer Arbeit nachzuvollziehen, was fast immer der Fall ist, gibt es da noch etwas anderes, ein "Mehr", das ihn anzieht. Er schätzt nicht das Fachwissen an sich, wie es üblicherweise verstanden wird, sondern etwas damit Verwandtes: das Herausragende […]
Vorworte 19.11.2023 […] würden die Reichen das Raffen lassen und die Armen nicht mehr hungern?"
"Bleiben Sie hier, werden Sie einer von Ihnen. Vielleicht hat es schon angefangen."
"Ich muss meine Freunde warnen. Wer auch immer mich umgebracht hat, will auch meine Fotos klauen. Ich muss aufpassen, wer es macht."
"Das interessiert niemanden, Putha. Niemanden. Sie müssen es innerhalb von sechs Monden schaffen. Sollen wir?" […] und ein rot-weiß-kariertes Tuch um den Hals. Er lehnt den Kopf dort an, wo deine Schulter gewesen wäre.
Du erschauderst, und Dr. Ranee schimpft. "Wir hatten ausgemacht, dass Sie nicht sprechen."
"Immer wollen sie uns den Mund verbieten. Typisch intellektuelle Bourgeoisie."
"Sie können ihn sieben Monde lang nicht anrühren. Und Ihr Boss auch nicht."
"Ich habe keinen Boss. Ich bin Sena Pathirana, J […] dran."
Unbarmherzige Samariter
Während Kartons unter Betten schlafen und Böse von den Sachen träumen, die sie klauen wollen, beschließt man im Geiste des Fair Play und der Demokratie - die nicht immer deckungsgleich sind -, dass Sena sprechen darf. Er nimmt sofort die Pose des Redners bei
einer JVP-Kundgebung ein, stellt sich an die Kante und geht langsam auf und ab. Die Selbstmörder kauern in den […]
Vorworte 16.10.2023 […] Jennifer MacAindra, der einzigartige nichtsprechende Weltstar der Oper. Sehr witzig, Stacey. Und, bist du in der Zwischenzeit mit ihr bei Dr. Spender gewesen, nur vorsichtshalber? Bist du nicht. Er ist immer so beschäftigt und ich find's furchtbar, ihm mit Lappalien auf die Nerven zu gehen. Mac hält mich für verrückt, dass ich mir Gedanken mache, und wahrscheinlich bin ich's wirklich. Die Wahrheit ist […] komm nicht genug aus dem Haus. Meine Grenzen sind meine eigenen vier Wände. Und, wessen Schuld ist das? Gut, meine eigene. Abends bin ich viel zu erschöpft für umfassende kulturelle Erfahrungen, was immer man darunter versteht. Dieser Feger aus Aspekte des städtischen Lebens. Das hat sie gesagt. Was wir brauchen, sind umfassende kulturelle Erfahrungen. Damals dachte ich, sie meint wahrscheinlich, dass […] übrig? Wo bin ich hin? Ich hab's mir selber eingebrockt, ohne es zu merken. Wie hört man auf zu lügen? Wie kommt man da raus? Das ist Irrsinn. Ich sitze nicht in der Falle. Ich habe alles, was ich immer haben wollte.
"Gut festhalten, Püppchen, und lass den Kopf drin, hörst du?"
Unten in den Straßen am Strand, wo Stacey oft mit den Kindern hinfährt, stehen reihenweise hohe, alte, baufällige Holzhäuser […]
Vorworte 22.09.2023 […] Najat und stiess Schreie aus, es klang wie das Rauschen einer Welle. In diesem Moment trifft der Kerl seine Freundin.
Die Stimmung heizte sich auf.
Ich folgte dem Rhythmus. Stampfte immer lauter und machte immer ausladendere Bewegungen mit den Hüften.
Die junge Frau sieht dem Kerl in die Augen und merkt, dass etwas nicht stimmt.
Ich begann mich um mich selbst zu drehen, die Arme ausgestreckt […] dringend einen Slip in den Mund schieben. Einfach so. Während ich mit allen Zähnen draufbiss, tauchte ich die Hände in die Schüssel, um weitere Slips aus dem Wasser zu fischen. Die bnader* wurden immer wilder. Meine Ohren verschmolzen mit ihren gespannten Häuten.
Ich fing an, überall an mir Slips aufzuhängen. Am Kopftuch über dem Po. An meiner Kehle. Auch am Kleid. Ich stopfte mir den Mund voll […] Schloss um. Auf einmal fühlte ich mich wie eine Dämonin oder wie Aischa Kandischa*. Da musste ich noch mehr lachen. Ich lehnte mich an die Tür, und während ich langsam zu Boden rutschte, gluckste ich immer weiter. Keine Ahnung, wie lange ich so dasass.
Ich lachte, bis ich ausgelacht hatte. Nach dem letzten Hickser wischte ich mir die Tränen ab und dankte unter uns gesagt Gott für diesen Frieden. Ich […]