Artikel
Suchwort: "Leben"
Rubrik: Vorworte - 50 Artikel - Seite 1 von 4
Vorworte 23.05.2024 […] Erzählung zeigt, wie man's anstellt.
Das Haus, in dem wir leben, besteht aus drei Flügeln. Im Westflügel wohnen der Ehemann und ich. Im Ostflügel wohnen die Kinder und ihre jeweiligen Au-pairs. Und im größten, aber hässlichsten Flügel, der sich wie ein krummer, gebrochener Arm hinter dem Haus erstreckt, wohnen meine 100 Exfreunde. Wir leben in L.A.
Unser Haus hat den schönsten Ausblick in den Hills […] Gesicht. Nur der Anfänger wird durch extreme, unkontrollierbare Konditionen dazu gebracht. Ich las es noch einmal. Nicht "Konditionen". "Emotionen". Ich frischte meine Philosophiekenntnisse auf: Zu leben heißt, in der Zeit zu existieren. Zu erinnern heißt, die Zeit zu negieren.
Mein ganzes Erinnern setzt spät am Nachmittag ein und reicht bis spät in die Nacht. Woher weiß ich denn, fragte Adam einmal […]
Vorworte 18.03.2024 […] anzugehen, die seinen Schöpfer umtreiben. Ihm ist klar, dass er auch mal "gegen mich selbst andenken" muss - denn weiß der Himmel, das tut not im Blick auf sein von Irrtum und Misserfolgen überwuchertes Leben.
1960 geboren, hat Roscoff zwar den Aufbruch der Achtundsechziger verpasst, sich als junger Mann aber allemal an der Neige jener Jahre berauscht. Als Höhepunkt seines Lebens gilt ihm das große Konzert […] Minnesänger zu verfassen. Es sind "Kleinode von unbewegter Reinheit", nach denen Quentins umgetriebener Protagonist nun begierig greift; mit einem eigenen Buch will er auch eine breitere Öffentlichkeit ans Leben und Schaffen des früh verstorbenen und längst in Vergessenheit geratenen Lyrikers heranführen.
Er tut dies, wie es sein eigenes, durch das Engagement gegen den Rassismus geformtes Bewusstsein nahelegt: […] weigern, ihn zu sehen. Wenn ich jemanden beschimpfe, dann achte ich nicht mehr auf seine Augenfarbe, nicht darauf, ob er lächelt und auf welche Weise. Von der Polemik zu drei Vierteln blind gemacht, leben wir nicht mehr unter Menschen, sondern in einer Welt der Schatten." Worte, die in der digitalen Ära noch gültiger, noch dringlicher sind als zu der Zeit, da sie gesprochen wurden.
Abel Quentin: Der […] Von
Angela Schader
Vorworte 18.03.2024 […] unantastbare moralische Kriterien gibt."
"Und was gebieten die?", stammelte ich. Ich hatte drei oder vier Gläser Vorsprung, und die machten sich gnadenlos bemerkbar.
"Dass ein Weißer nicht das Leben eines Schwarzen zu erzählen hat, weil er es nur verzerren kann."
Sie stocherte mir in der Seele herum. Ich fühlte mich nackt, verletzlich. In den Tiefen meines Blicks machte sie Jagd auf die beschämenden […] seid ihr."
Jeanne sprang auf, hochrot vor Wut. Sie sah Léonie auffordernd an. Meine Tochter weinte still, von diesem fürchterlichen Loyalitätskonflikt in Stücke gerissen. Zum zweiten Mal in ihrem Leben zerfleischten sich zwei Menschen, die sie liebte, vor ihren Augen und verlangten von ihr, sich zu entscheiden. Jeanne erwartete, dass sie etwas sagte, sie erwartete, dass ihre Partnerin sich für eine […] paar Jahren noch hätte ich das Opfer gespielt, hätte ich hinzugefügt: "Lass gut sein, nicht schlimm, wenn dein alter Vater mal ein bisschen leidet." Heute musste ich endlich damit aufhören, Léonie das Leben schwer zu machen, die Arme saß zwischen allen Stühlen, die Ereignisse zerrten an ihr, in einer Welt, von der sie auch nicht mehr verstand als ich. Ich begleitete sie zur Tür und küsste sie flüchtig […]
Vorworte 19.02.2024 […] andere Art angegangen wird. Realer Realismus wäre entsetzlich langweilig, nicht mehr als eine Transkription von allem, was uns vor Augen kommt. (…) Es ging mir darum, das Gefühl zu vermitteln, dass das Leben hier genau so, wie es ist, eingefangen wird - aber wie kann man so etwas erfinden? Das war es, was mich interessierte."
Vier Jahre später führte eine Ausstellung zu seinem Foto-Text-Band "Blind Spot" […] Vertrautheit, Verletzlichkeit und Fremdheit" erfordert, wirke dabei als Hemmnis, sondern auch das immer schärfer empfundene Gefühl, mit dem Fotografieren einen "Raub von Gesichtern" zu begehen, das "Leben der anderen zu kannibalisieren".
Spiegelt sich etwas von dieser Scheu auch in Teju Coles literarischem Schaffen? Er ist jedenfalls kein Autor, der sich im freien Kreieren von Figuren, im Entwickeln […] Tunde teilen mit dem Autor zudem das breite Interessenspektrum, die Leidenschaft für Klassik, Jazz oder afrikanische Musik - und vor allem die teils fruchtbaren, teils schmerzhaften Reibungen, die ein Leben "im Zentrum des weißen Wissens" mit sich bringt. Und Tunde unterrichtet, wie Cole selbst, an der Harvard University.
Wenn der Ich-Erzähler von "Jeder Tag gehört dem Dieb" bei den letztgenannten En […] Von
Angela Schader
Vorworte 19.02.2024 […] erinnert ihn daran, dass das Leben anderswo nicht nur reicher, sondern auch auf intensivere Weise reich ist. Das spürt er ganz besonders, wenn er an die Yoruba-Kultur denkt oder an die Musik, die er so liebt, dass sie ihm in manchen Momenten wie der "Sinn" des Lebens selbst vorkommt. Die Überheblichkeit der Aufklärung und ihrer liberalen Erben ist Zeitverschwendung. Aber Maus Leben verweist noch auf etwas […] Erinnerung daran erfüllt ihn mit dem einfachen Wunsch, mehr im Einklang zu sein mit dem, was in seinem eigenen Leben dem Auf und Ab der Wellen, dem Flug der Vögel, dem Geruch der Luft entspricht. Er möchte das Nützliche der Welt in sich aufnehmen, nicht um sie auszubeuten, sondern um zu leben. Er möchte sein Boot bewusst auf ein Ziel zusteuern. Dem Publikum in Neapel konnte er nur einen Bruchteil dieser […] sich bedeckt. Das Haus glich einem Grab in jenen Tagen vor seiner Abreise aus Nigeria.
Das Wasser hat sich etwas abgekühlt. Schaum der schwarzen Seife sammelt sich in der weißen Seifenschale. Das Leben verändert uns, und in diesem Moment ist es das, was er sich wünscht. Der Duft von Nkangas Seife ist dezent, und im warmen Wasser lässt er sich von dem paradoxen Gedanken umfangen, dass etwas Schwarzes […]
Vorworte 19.11.2023 […] und bald wird auch klar, wes Geistes Kind er ist. "Sie lassen dich dein Leben vergessen und drängen dich in irgendein Licht", schmäht er Ranee und ihresgleichen: "Das Handwerkszeug der bourgeoisen Unterdrückung." Sena, so der Name des Schwarzgekleideten, war Aktivist der Janatha Vimukthi Peramuna und hat dafür mit dem Leben bezahlt. Für die Option, ins Licht einzugehen, bedankt er sich; sein Geschäft […] Jahre allerdings sind nachgerade opulent im Vergleich zu den sieben Monden, die dem Fotografen Maali Almeida nach seinem gewaltsamen Tod zugebilligt werden, um die Mission zu vollenden, auf die er im Leben hingearbeitet hat: Seine an Brennpunkten des srilankischen Bürgerkriegs entstandenen Aufnahmen sollen publik gemacht werden und die Bevölkerung über die blutigen Ränkespiele der Machthaber ins Bild […]
W. G. Karunasenas Lebensbilanz tönt karger - und trauriger: "Could have. Would have. Did not." Das zielt auf die vertane Berufslaufbahn wie auch auf die Nebenrolle, die er Frau und Sohn in seinem Leben zuwies; der bitter-zärtliche Brief, den die Gattin Jahre nach seinem Tod an ihn richtet, lässt ahnen, welche Schätze in dieser Liebe zu heben gewesen wären.
Dass Maali politisch auf allen Hochzeiten […] Von
Angela Schader
Vorworte 19.11.2023 […] ins Licht gehe?"
"Wir helfen Seelen, die an ihrer letzten Geburt hängenbleiben. Das Dazwischen ist übervölkert."
"Na und?"
"Es ist hier gefährlich geworden. Und ändern können Sie sowieso nichts. Ihr Leben ist vorbei. Wer Ihnen anderes erzählt, will Sie reinlegen."
Sena steht an der Kante und tut so, als würde er nicht lauschen. Mit seiner Kapuze sieht er aus wie eine Kobra, und der Umhang flattert […] sind nicht mein einziger Fall."
"Wenn der Mord an einem Einzelnen Hunderte retten könnte, sollten wir dann die Machete wetzen?"
"Putha. Meinen Sie, jede der Myriaden Bakterien, die auf Ihrer Leiche leben und sterben, darf Sie kennenlernen und Sie zu ihrem Lebenszweck ausfragen?"
"Jetzt komme ich nicht mehr mit."
"Wir sind hier im Dazwischen. Das ist kein Ort für Sie."
"Ich will, dass die Welt sieht […] Seelen, was ist dann bitteschön das Da unten?"
"Die Hölle!", ruft jemand aus der Menge.
Sena lacht leise. "Jeder Seele werden sieben Monde zugestanden, um im Dazwischen zu wandern. Sich auf vergangene Leben zu besinnen. Um dann zu vergessen. Ihr sollt vergessen, denn wenn ihr vergesst, ändert sich nichts.
Die Welt korrigiert ihren Kurs nicht von selbst. Die Rache ist euer Recht. Hört nicht auf die unb […]
Vorworte 16.10.2023 […] Margaret LaurenceWas heißt: sich freischreiben? Geht es darum, vom Autobiografischen loszukommen, oder im Gegenteil ums Durchleuchten und Ergründen dessen, was im eigenen, realen Leben unlösbar scheint? Liegen die Parameter ganz woanders, nämlich im Vordringen zu einem innovativen Umgang mit Sprache und Form? Unter all diesen Aspekten ließe sich das Schaffen der Kanadierin Margaret Laurence betrachten […] bei Bedarf als ziemlich potentes Druckmittel einzusetzen weiß. Es bedarf einer - wenn auch kurzen und in mehr als einer Hinsicht trügerischen - Liebesaffäre, bis Rachel den Mut aufbringt, ein eigenes Leben einzufordern und den Ansprüchen der Mutter zu begegnen.
Margaret Laurence selbst kannte die frustrierende Tochterrolle Rachels ebenso wenig aus eigener Erfahrung wie das hohe Alter Hagars. Ihre Mutter […] ausstrahlende Kälte: So weist sie das Kind etwa in barschem Ton an, statt der Haupt- die Hintertreppe zu benutzen.
Im Haus der Großeltern mütterlicherseits herrscht mehr, wenn auch gründlich gedämpftes Leben. Der Patriarch Timothy Connor, als Kaufmann zu Wohlstand gelangt, unterstützt auch mal Angehörige, die durch mangelnde Lebenstüchtigkeit oder die Wirtschaftsdepression in Not geraten sind. Die Hilfeleistung […] Von
Angela Schader
Vorworte 16.10.2023 […] Kindern hinfährt, stehen reihenweise hohe, alte, baufällige Holzhäuser ohne vernünftige Feuertreppen. Bewohnt von wem? Sandalentragenden Künstlern, die im Reigen mit der Unsterblichkeit in diesem Leben so eben über die Runden kommen? Zungenfertigen Dichtern, die nur ihren eigenen Predigten lauschen? Langhaarigen Halbpropheten, behangen mit Ketten aus Samen oder Glasperlen, Pseudoschmuck, aber echt […] wünschte, ich könnte dich wiedersehen. Nein, stimmt nicht. Ich würde nicht wollen, dass du mich so siehst, in meiner jetzigen Form. Klar, auch du wirst dich verändert haben. Aber nicht so sehr. Frauen leben länger, mag schon sein, doch sie altern schneller. Gott hat einen kranken Humor, wenn du mich fragst.
Jen sitzt vorne im Einkaufswagen, baumelt mit den kurzen Beinchen und fängt an zu singen, ein Summen […] Arme, die flammenden Haarschöpfe, die Haut nach Sand und Salzwasser duftend. Meereskinder. Fehlte nur, dass sie Kronen aus Seetang tragen und auf Delfinen reiten.
- Bitte. Lass es ihnen gutgehen, ihr Leben lang, allen vier Kindern. Lass mich sterben, bevor sie es tun. Aber nicht, bevor sie erwachsen sind, was würde sonst aus ihnen werden?
Mit freundlicher Genehmigung des Eisle Verlags […]
Vorworte 22.09.2023 […] Dass er schon zum Sprung bereit ist.
Wenn du mich fragst, haben Leute, die solches Zeug erzählen, einfach irgendwelche Komplexe. Sie erzählen es, weil sie sich in ihrem Leben zu Tode langweilen und
möchten, dass alle so elend leben.
Oder es sind Paranoiker, die nicht ertragen, dass jemand lacht, weil sie sich dann angegriffen fühlen.
Oder vielleicht stammt dieser Quatsch auch einfach von einer […] höre es mir oft an, bei voller Lautstärke.
Ehrlich gesagt fühlt es sich gut an, ein Dach über dem Kopf zu haben, wo man tun und lassen kann, was man will, ohne dass sich ein Schnüffler in dein Leben einmischt. Seit meine Tochter und Halima weg sind, gibt es bei mir nur noch die Wände, den Fernseher, das Radio und mich. Ich mache, was ich will. Und drehe die Lautstärke maximal auf. Wenn ich Lust […]