Magazinrundschau

Syntaktische Raffinessen

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
28.11.2017. Der New Yorker untersucht die Rolle französischer rechter Vordenker für den amerikanischen Nationalismus. Die LRB verteidigt Identitätspolitik in einer globalisierten Welt. Die Dublin Review of Books widerlegt den Mythos von den irischen Sklaven. Die NYRB porträtiert den Ku-Klux-Klan als lukratives Businessmodell einer Frau. HVG fragt, warum die unabhängigen Presse Ungarns Hilfe nur aus den USA bekommt, nicht aus Europa. Walrus und Fast Company denken über das Arbeitsleben in einer automatisierten Welt nach.

New Yorker (USA), 04.12.2017

In der aktuellen Ausgabe des New Yorker geht Thomas Chatterton Williams den Ursprüngen der "You Will Not Replace Us"-Rufe weißer amerikanischer Nationalisten nach und meint, sie bei Frankreichs rechten Vordenkern wie Alain de Benoist, Guillaume Faye oder Renaud Camus zu finden: "Faye und Renaud Camus empören sich gegen das Diktat moderner Staatskunst, die Nationalität lieber in rechtlichen denn in ethnischen Begriffen definiert. Der liberale US-Autor Sasha Polakow-Suransky zitiert in seinem Buch 'Go Back to Where You Came From: The Backlash Against Immigration and the Fate of Western Democracy' Renaud Camus' Lamento, eine verschleierte Frau, die Französisch nur unzureichend beherrsche und die französische Kultur ignoriere, könne sich ebenso als Französin bezeichnen wie jeder Einheimische, der Montaignes syntaktische Raffinessen, Burgunder und Proust verehre und der seit Generationen in ein und demselben Tal lebe. Was Renaud Camus abstößt, so Polakow-Suransky, ist der Umstand, dass die Frau, sofern sie die französische Staatsbürgerschaft hat, rein rechtlich vollkommen korrekt handelt.  Fayes Arbeiten erklären den Riss in vielen westlichen Demokratien zwischen der regulären Rechten, die die Einwanderung gerne limitiert sähe, aber Muslime dulden, und der alternativen Rechten, die die Einwanderung von Muslimen als Bedrohung sehen. In diesem Licht ist die wachsende Popularität Putins bei westlichen Konservativen leichter zu verstehen. Denker wie Faye verehren Putin als Symbolfigur stolzer heterosexueller, weißer Männlichkeit. Sie fantasieren, das russische Militär würde helfen, eine 'eurosibirische' Föderation weißer Ethno-Staaten zu erschaffen … Derartiges rechtes Gedankengut ist jetzt in Amerika angekommen."

Außerdem: John Seabrook besucht die Ortiz Brothers, Puerto Ricos neue Jockey-Stars. Ben Taub berichtet vom Tschadsee, einer Katastrophenregion in Zentralafrika. Hua Hsu bespricht das aktuelle Björk-Album. Adam Gopnik liest eine neue Biografie über den Künstler Alexander Calder. Und Anthony Lane sah Luca Guadagninos Film "Call Me by Your Name".
Archiv: New Yorker

London Review of Books (UK), 27.11.2017

Das Schlimmste an der amerikanischen Debatte um Identitätspolitik ist, dass Europäer völlig kritiklos das amerikanische Gerede von Rassen übernehmen. So auch James Meek, der nur Hohn und Spott für Mark Lilla übrig hat, der die Fixierung der amerikanischen Linken auf die Identitätspolitik verantwortlich macht für das Desaster der Demokraten. Als würden sich wieder alle für Steuerpolitik in Illinois interessieren, wenn sie nicht mehr für Black Lives Matter auf die Straßen gingen! Aber vor allem glaubt Meek nicht mehr an das Konzept einer Republik: "Wer Identitätspolitik zur Selbstgenügsamkeit erklärt, die sich nicht darum schert, die gemeinsame Vision eines Amerikas zu schaffen, an das alle Amerikaner glauben können, der nimmt nicht nur Identitäten von Klasse, Rasse und Geschlecht aus dem Spiel, sondern nimmt auch für gegeben, was es heißt, Amerikaner zu sein. In einer Welt ohne Internet und billiges Reisen, in einer Welt ohne global organisierte Hochschulen, in einer Welt, in der sich das Kapital nicht die billigste Arbeit und die niedrigsten Steuern sucht, in einer Welt, in der Regierungen ihre Bürger nicht mit Renten und Krankenversicherungen ausstatten, die mit anderen Ländern verglichen werden können, mag man damit davonkommen. Aber in einer solchen Welt leben wir nicht mehr. Es ist die extreme Fluidität von Kapital, Kulturen und Menschen, die die multiaxiale Politik von heute geschaffen hat. Und die Beschäftigung mit Rassen, Geschlecht und sexueller Orientierung als Identitätspolitik abzutun, aber unhinterfragt den Begriff der Nationalität aufrechtzuerhalten, ist wolkiges Denken."

Steven Mithen beginnt mit James Scotts "Against the Grain" an der bisherigen Erzählung der Menschheitsgeschichte zu zweifeln: "Was, wenn der Ackerbau keine Befreiung war, sondern eine Falle?", fragt er. "Landwirtschaft verlangt viel mehr Arbeit und führt zu mehr physischen Leiden als die Jagd. Und je weiter wir forschen, betont Scott, umso besser erscheint die Ernährung der Jäger und Sammler für die Gesundheit und die Work-Life-Balance."

Eurozine (Österreich), 20.11.2017

In rechtsextremen weißen Kreisen in den USA, aber auch Irland und Großbritannien kursiert der Mythos vom "irischen Sklaven", der meist Ausdruck des gegen Schwarze in den USA gerichteten Rassismus ist. Tatsächlich haben sich Iren vom 17.  bis ins 20. Jahrhundert bei Plantagenbesitzern und andern Unternehmern "verdingt"  - um ihre Überfahrt nach Amerika zu bezahlen, allerdings mit der Perspektive, aus dieser Knechtschaft entlassen zu werden. In der Karibik schufteten sie etwa auf Zuckerplantagen. Eine Sklaverei war das aber nicht, schreibt Bryan Fanning in der Dublin Review of Books (online bei Eurozine). Und wie immer ist Geschichte viel komplexer als die Fanatiker es sich ausmalen: "Berichte aus dem Jahr 1656 erzählen, dass Cornelius Bryan, ein Ire in Barbados, wegen 'aufrührerischer Reden' zu 21 Peitschenhieben auf seinen nackten Rücken verurteilt wurde. Dreißig Jahre später hinterließ er seiner Frau und seinen sechs Kindern ein Farmhaus, 22 Acres sowie 'elf Neger und ihre Nachkommenschaft'."

Außerdem in Eurozine: Eine Rede Slavenka Drakulics beim "Central European Forum" in Bratislava über ein berühmtes Foto des Fotografen Ron Haviv, das zum Symbol des Schreckens der Kriege in Bosnien wurde.
Archiv: Eurozine

New York Review of Books (USA), 07.12.2017

Als dunkle Unterströmung zieht sich der Ku-Klux-Klan durch die amerikanische Geschichte: Sehr aufschlussreich und klug findet es Adam Hochschild, wie Linda Gordon in ihrem Buch "The Second Coming of the KKK" die Expansion des Klans in den zwanziger Jahren beschreibt, als er es auf vier Millionen Mitglieder brachte. Denn mit seiner Kombination aus Rassismus, Populismus und Geschäftemacherei bediente er sich der gleichen Instinkte wie heute Donald Trump, und nichts brachte ihm mehr Zulauf ein als die Verachtung der liberalen Medien. Und weiter erzählt Hochschild: "Der Gründer des reinkarnierten Klans von 1915 war ein Arzt aus Atlanta namens William Joseph Simmons, der fünf Jahre später an zwei ausgewiesene PR-Profis geriet: Elizabeth Tyler und Edward Young Clarke. Um mehr Mitglieder zu gewinnen, überzeugten sie ihn, Juden, Katholiken, Einwanderer und städtische Eliten mit auf die Schwarze Liste zu setzen. In den nächsten Jahren führten Tyler und Clarke de facto den KKK, als zwei Bannons für den Trump'schen Simmons. Die beiden hatten einen Vertrag, der ihnen achtzig Prozent der Beiträge und anderer Einnahmen von neuen Mitgliedern zusprach. Vermutlich haben sie in den ersten fünfzehn Monaten ihres Jobs 850.000 Dollar eingenommen - was heute elf Millionen Dollar entspräche. Das ganze Unternehmen war auf Kommissionsbasis organisiert: Alle Anwerber, die Kleagles, bis zu den höheren Rängen (King Kleagles, Grand Goblins und andere) behielten einen Prozentsatz der Beitrittsgebühr (von zehn Dollar, heute 122) und der monatlichen Mitgliedsbeiträge. Die Bewegung war enorm lukrativ. Linda Gordon spricht den Erfolg vor allem Elizabeth Tyler zu: 'Die Organisation wäre auch ohne diese getriebene, forsche, korrupte und unternehmerische Frau gewachsen, aber nicht so.' Über die anderen Frauen im Klan, etwa die 'Ladies of the Invisible Empire', notiert Gordon trocken: 'Leser sollten den Glauben ablegen, dass Frauen in der Politik freundlicher, sanfter und weniger rassistisch als Männer sind."

The Atlantic (USA), 01.12.2017

Das Bild der Alt-Right verliert erheblich an Schrecken, wenn man sich vor Augen hält, was für trübe Tassen da im Grunde genommen in ihren Kellern an den Keyboards sitzen. Andrew Anglin etwa, Gewährsmann des selbsternannten "intellektuellen Alt-Right-Führers" Richard Spencer und Herausgeber und Haupt-Bestücker des prominentesten und berüchtigsten US-Nazi-Portals The Daily Stormer, den Luke O'Brien in einer epischen Reportage ziemlich nackt dastehen lässt: Der Herrenmensch-Aspirant war nicht nur selbst einmal anarcho-veganer Antirassist - offenbar um einer Frau zu gefallen -, er neigt zu selbstzerstörerischem Verhalten, sprunghaften Online-Präsenzen und bekloppten Verschwörungstheorien. Dem Neonazismus wandte er sich wohl endgültig aus einer Kränkung heraus zu, nachdem ein indigener Stamm auf den Philippinen keine Lust hatte, seine Sehnsüchte nach einem wilden heroischen Leben im Einklang mit der Natur zu erfüllen. Auch "vernarrte er sich geradezu religiös in Wladimir Putin oder 'Zar Putin den Ersten, Verteidiger der menschlichen Zivilisation', wie Anglin ihn nennt. In seinen Augen ist Putin der große weiße Retter, eine 'Wesenheit immenser Macht'. Mitglieder der Alt-Right sind zwar oft auf diese Weise auf Stärke fixiert, doch Anglin bringt es diesbezüglich auf ein wildes, extremes Niveau. 'Er denkt in Begriffen eines faschistischen Disney-Films', erzählt mir ein prominenter weißer Nationalist, der mit Anglin zusammengearbeitet hat, und fügt hinzu, Anglin hoffe, er könne einen neuen Hitler heraufbeschwören, wenn nur hartnäckig genug Schüler für seine sektenartigen Vision anwirbt."
Archiv: The Atlantic

HVG (Ungarn), 15.11.2017

Die ungarische Regierung unterstützt bedenkenlos regierungsnahe Presse mit der Schaltung von Anzeigen oder mit bezahlten Kampagnen wie die gegen George Soros, die knapp 3,8 Millionen Dollar gekostet hat. Protest wurde nur laut, als jetzt das amerikanische Außenministerium verkündet hat, im kommenden Jahr die unabhängige Regionalpresse in Ungarn mit 750 000 Dollar zu unterstützen. Die Summe ist im Vergleich gering, sie kann dennoch das Überleben von unabhängigen Redaktionen - und damit die Hoffnung auf einen Wechsel - sichern. "Dies ist in der Tat Einmischung, kräftig und präzise", lobt der Publizist Árpád W. Tóta. "Die Geste an sich sagt bereits, dass in Ungarn die Pressefreiheit ohne Hilfe von außen nicht garantiert ist. Auf eine andere brennende Frage gibt es noch keine Antwort, nämlich warum bei uns die Demokratie von den USA aufgebaut und geschützt wird. Wir sind kein Mitgliedsstaat der USA, sondern der Europäischen Union. (...) Die Erhaltung der Presse in den osteuropäischen Nationen, welche in Zensur und autoritärer Unwissenheit versinken, läge in erster Linie in der Verantwortung Europas. Es wäre eine unerhebliche Investition im Vergleich dazu, was ein freilaufender Autokrat aus dem Kohäsionsfond in die eigene Tasche und in die seiner Familie schaufelt, was die Union ebenfalls nicht verhindern kann."
Archiv: HVG

Walrus Magazine (Kanada), 01.12.2017

In Kanada arbeiten derzeit etwa 300.000 Menschen als Lastwagenfahrer. Es ist die zweithäufigste Beschäftigung bei Männern. Doch mit selbstfahrenden Wagen werden diese Arbeitsplätze - wenn auch vielleicht nicht so schnell, wie manche glauben - wegfallen. Und sie sind nicht die einzigen, schreibt Sharon J. Riley, die für ihre Reportage einen Trucker begleitet hat. Nach einer Studie des Brookfield Instituts 2016 könnten in den nächsten zwanzig Jahren 40 Prozent aller Jobs in Kanada der Automatisierung zum Opfer fallen: LastwagenfahrerInnen, KassiererInnen, VerkäuferInnen stehen ganz oben auf der Liste. Aber nicht nur diese Routinejobs sind gefährdet, erklärt der in Oxford arbeitende Wissenschaftler Logan Graham der Reporterin: "Laut Graham sehen wir bereits Spuren einer 'technologiebeförderten Ungleichheit'. Automatisierung, sagt er, könnte die Ungleichheit ganz sicher noch vergrößern. Aber nicht nur Jobs für Geringqualifizierte stehen auf dem Spiel. Nach einer Oxford-Studie von 2016 könnten weltweit 140 Millionen sogenannte 'Wissensarbeiter' - Übersetzer, Rechtsberater, sogar Ärzte und Krankenschwestern - ihre Arbeit verlieren. Was danach für sie kommt, ist ungewiss. Ja, es wird neue Berufe geben, aber braucht die Welt Millionen neuer App-Entwickler?"
Archiv: Walrus Magazine

Fast Company (USA), 01.12.2017

Dass die Dinge nicht immer so laufen, wie sie prophezeit werden, und man die Hoffnung nicht ganz aufgeben muss, lehrt eine Reportage von Austin Carr über den Einzelhandel in den USA. Einkaufszentren schließen, Amazon ist eine große Konkurrenz, aber dennoch: Viele Einzelhändler überleben, und es geht ihnen gar nicht so schlecht. Sie nutzen die Schwäche des überwältigenden Konkurrenten: "Immerhin geschehen 90 Prozent aller Einzelhandelverkäufe immer noch in der realen Welt. Und so unermüdlich Bezos auch ist, er kann nicht alle Läden aufkaufen. Je größer Amazon wird, desto mehr Möglichkeiten gibt es für frische lokale Alternativen. Je mehr Amazon seine computergesteuerte Effizienz steigert, desto größer wird das Bedürfnis nach einem warmherzigen individualisierten Service. Je mehr Menschen mit Amazon über den Sprachassistenten Alexa interagieren, desto mehr werden sie sich nach der Einsicht und dem persönlichen Kontakt mit einem Mitmenschen sehnen."
Archiv: Fast Company
Stichwörter: Einzelhandel, Amazon, Bezos, Austin

Washington Post (USA), 17.11.2017

In Nordkorea sind die Hoffnungen auf Reformen und ein Tauwetter im Inneren, die die Bevölkerung einst auf Kim Jong-Un als jungen Quasi-Thronfolger setzten, längst zerstoben - eher ist das Leben noch härter geworden, berichten zahlreiche Geflohene, mit denen Anna Fifield über ihre Erfahrungen gesprochen hat: Die sozialistische Staatsökonomie ist längst zusammengebrochen - auch in Bereichen, in denen sich das Regime als fürsorglich in Szene setzt. Längst suchen die Bewohner des Landes ihren Bedarf auf Schwarzmärkten und in geduldeten Schattenökonomien zu decken. Unter anderem erfährt man auch von dem Schwarzmarkt für eingeschmuggelte Filme aus dem Ausland - für die meisten Nordkoreaner die einzige Möglichkeit, sich ein Bild von der Außenwelt zu machen: "Händler verkaufen gewöhnliche Sachen wie Batterien, Reis oder was auch immer. Die USB-Sticks verstecken sie darin unter dem Ladentisch. Auf dem Markt fragt man die Händler dann, ob sie etwas Leckeres im Angebot hätten. Das ist das Passwort. ... Früher war es so, dass es okay war, chinesische Filme auf USB-Sticks zu sehen. Ins Arbeitslager musste man nur, wenn man mit südkoreanischen oder amerikanischen Filmen erwischt wurde. Doch jetzt, unter Kim Jong-Un, landet man auch für chinesische Filme im Lager. Der Polizei und den Sicherheitsdiensten geht es heutzutage besser. Je mehr Leute sie schnappen, umso mehr Geld verdienen sie."

Außerdem: Steven Zeitchik macht sich Sorgen um die Zukunft von HBO - mit dem absehbaren Ende von "Game of Thrones" steht der einstige TV-Pionier ohne ersichtlichen Nachfolger für die Erfolgsserie da und muss sich in einem neu-strukturierten Markt orientieren, der mehr und mehr einem Haifischbecken gleicht.
Archiv: Washington Post

Wired (USA), 25.11.2017

In Hongkong ist Baufläche notorisch knapp - auch ihre möglich Höhe ist bei den allermeisten Gebäuden längst ausgeschöpft. Bleibt nur noch die Tiefe, die die Stadtplaner jetzt in einem ambitionierten Großprojekt erschließen wollen, wie Aarian Marshall berichtet: Eine weitreichende Erschließung samt Ausbau des Unter-Tage-Bereichs soll vor allem der Auslagerung von Infrastrukturen dienen. "Wenn man Parkraum und Daten-Lagerung unter die Erde bringt, kann das Land oben für Wohnbedarf und Handel genutzt werden und damit die Preise drücken. Doch große Pläne gibt es nicht zum kleinen Preis. ... Schon die Kosten für die Konstruktion eines kleinen Parkplatzes für 12 Autos könnten sich auf 7,3 Millionen Dollar belaufen. Die gute Nachricht lautet nun, dass die Gesamtkosten im Vorfeld auflaufen. 'Der größte Vorteil von Tunneln ist der, dass die auf die gesamte Nutzzeit berechneten Kosten wirklich jenen zunutze kommen, die langfristig denken', sagt Thom Neff, ein Ingenieur, der sein ganze Karriere lang Tunnels gebaut hat und heute die Beraterfirma OckhamKonsult leitet. 'Hat man die Struktur erstmal in den Stein gebaut, gibt es nichts mehr zu tun. Sie ist einfach da, für immer. Wohingegen jede andere Struktur, die man baut, auch weiterhin gepflegt werden muss."

Außerdem porträtiert Brian Raftery Timm Woods, einen professionellen "Dungeons & Dragons"-Rollenspiel-Zeremonienmeister.
Archiv: Wired
Stichwörter: Hongkong, Architektur, Stadtraum

New York Times (USA), 28.11.2017

In der neuen Ausgabe des Magazins berichtet Cliff Kuang von den Fortschritten in der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz und überlegt, ob KI demnächst in der Lage sein wird, sich selbst zu erklären: "Stell dir vor, du könntest deinem Hund Sprache beibringen, sodass er dir endlich erklären kann, was an Eichhörnchen so spannend ist … Nennen wir es die Hamlet-Strategie: einem komplexen neuronalen Netz die Fähigkeit zu einem inneren Monolog zu geben, sodass es erzählen kann, was in seinem Innern vorgeht. Aber entsprechen die Konzepte, die sich ein Netzwerk selbst beigebracht hat, der Wirklichkeit, die der Mensch meint, wenn er z. B. die Highlights eines Baseballspiels beschreibt? Erkennt das Netzwerk die Boston Red Sox anhand ihres Logos oder anhand irgendeines obskuren Kennzeichens wie 'Mittelscheitel', das zufällig mit den Red Sox in Bezug steht? Hat das Netzwerk tatsächlich einen Begriff von den 'Boston Red Sox' oder bloß von einer Sache, die nur der Computer versteht? Es handelt sich um eine ontologische Frage: Ist das komplexe Neuronennetz wirklich in der Lage, eine Welt zu erkennen, die der unseren entspricht oder nicht?"

Außerdem: Jason Zengerle über Crooked Medias neues konservatives Talkradio. Seth Freed Wessler checkt ein auf Amerikas schwimmenden Gefängnissen für Schmuggler. Und für Thomas Chatterton Williams ist Spike Lee mit seiner neuen Netflix-Serie "She's Gotta Have It" bei sich selbst angekommen.
Archiv: New York Times