Colin McGinn

Das geistige Auge

Von der Macht der Vorstellungskraft
Cover: Das geistige Auge
Primus Verlag, Darmstadt 2007
ISBN 9783896782939
Gebunden, 224 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus Laermann. Die Vorstellungskraft zeichnet den Menschen aus - ohne sie wäre weder Erinnern noch Planen, noch in die Zukunft denken oder Denken überhaupt möglich. Colin Mc Ginn versucht in diesem Buch einem Phänomen auf die Spur zu kommen, über das wir erstaunlich wenig wissen. McGinn differenziert klar zwischen Wahrnehmung und Vorstellung, zeigt aber auch, inwiefern Wahrnehmen (oder Sehen mit den Augen des Leibes) und Vorstellen (oder Sehen mit dem geistigen Auge) Ähnlichkeiten aufweisen und sich gegenseitig beeinflussen. Er diskutiert dabei auch die Natur von Träumen und geistigen Krankheiten.
Eine große Rolle spielt die Einbildungskraft auch in der logischen Argumentation, in unseren Überzeugungen. Wir brauchen sie, wenn wir Entscheidungen treffen oder uns vorstellen, was möglich sein könnte. In Gestalt der Phantasie entfaltet die Vorstellung ihre kreative Kraft. Der Mensch ist ein homo imaginans. Einbildungskraft, so Mc Ginns Diagnose, ist eine sehr viel umfassendere Gegebenheit des menschlichen Geistes, als die neuere Philosophie nahe legt. Sie ist der Schlüssel für unser Überleben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.08.2007

Rezensent Manfred Geier attestiert Colin McGinn, die Vorstellungskraft als philosophisches Thema wiederentdeckt zu haben. Die Einschätzung von Wissenschaftlern und Philosophen, die McGinn für einen "New Mysterian" halten, weil er das Verhältnis zwischen Bewusstsein und Gehirn als unlösbares Rätsel darstellte, teilt er nicht. Zumal der aus der analytischen Philosophie kommende Spezialist für die Funktionsweise des Bewusstseins nach Ansicht Geiers die Regeln "begrifflicher Analyse und subtiler Argumentation" souverän beherrscht. So unterstreicht er, man werde bei McGinns Entfaltung der Vorstellungskraft und all ihrer Spielarten nichts "Mysteriöses" finden. Allerdings verwundert ihn die Aussage des Autors, der Einbildungskraft möge endlich eine "verspätete Anerkennung" zuteil werden, schließlich sieht er darin ein Thema, das die europäische Philosophie schon seit der Antike stark beschäftigt hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2007

Seltsam unterbelichtet geblieben ist in der Geschichte der Philosophie das Phänomen, mit dem sich Colin McGinn in seinem Buch "Das geistige Auge" befasst: das Phänomen der "Vorstellung". Der Autor sieht es nach beiden Seiten irreduzibel situiert zwischen Wahrnehmung und Denken, als "geistiges Gebilde sui generis". Genauer gesagt beschreibt McGinn die Vorstellung ganz unmetaphorisch als ein "Sehen" - und das Sehen somit als etwas, das in zwei Fälle differenziert werden kann: den des Sehens als Wahrnehmung präsenter Dinge und die Vorstellung als Sehen abwesender Dinge. Der Rezensent Joseph Hanimann ist sehr bereit, McGinn bei dieser These zu folgen. Auch die Nuancierungen und die "didaktische Geduld" des Autors weiß er zu schätzen. An seine Grenzen stoße McGinn aber beim Versuch, Träume unter seinen Prämissen zu beschreiben oder auch da, wo er sich zum "Zusammenhang von Vorstellung und Sprachkompetenz" äußert.
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