Alain Damasio

Die Flüchtigen

Roman
Cover: Die Flüchtigen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751800396
Gebunden, 838 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Milena Adam. Sahar und Lorca führen mit ihrer Tochter Tishka ein glückliches Familienleben. Als Tishkas Bett eines Morgens leer ist, obwohl alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, verändert sich alles. Während Sahar sich zurückzieht und zunächst an eine Entführung glaubt, geht Lorca einer urbanen Legende nach: Er vermutet, dass Tishka bei den sogenannten Flüchtigen ist, Wesen, die angeblich unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Als merkwürdige Symbole an der Wand ihres Kinderzimmers erscheinen, steht fest: Tishka lebt, und sie versucht, zu kommunizieren. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten versuchen Sahar und Lorca Kontakt aufzunehmen, und dringen in eine fremdartige Welt vor, die sich immer dort befindet, wohin wir gerade nicht schauen. Doch je näher sie ihrer Tochter kommen, desto größer wird das öffentliche Interesse an dem Fall, denn bald wird klar, dass die Flüchtigen die Fähigkeit haben, vermeintliche Notwendigkeiten radikal umzudeuten. Tishka wird zur meistgesuchten Person des Landes. Ob sie überhaupt noch eine Person ist oder schon etwas ganz anderes, ist nicht klar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2022

Rezensent Niklas Bender kann gar nicht genug trommeln für Alain Damasios ziegelschweren dystopischen "roman fleuve". Die aus der konsequenten Weiterentwicklung der Gegenwart entworfene Zukunftsvision einer "technoliberalen" Welt im Jahr 2040, in der Städte Konzernen gehören und nur eine bunte Truppe Außenseiter mit fluiden Eigenschaften Widerstand leistet, verschlingt der Rezensent förmlich. Das liegt unter anderem daran, dass der Autor "anders als Houellebecq" nicht ironisch zu Werke geht, sondern mit klarer Positionierung und ebenso klaren Sympathien für seine aktionistischen, hellsichtigen alternativen Rebellen, wie Bender erkennt. Wechselnde Perspektiven, Action, eine sympathische philosophische Botschaft und eine erfindungsreiche, dennoch nicht auseinanderfallende Sprache begeistern Bender außerdem.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2021

Rezensent Stefan Michalzik findet Alain Damasios Sci-Fi-Roman von 2019 mitunter zu didaktisch und zu ausführlich in den technischen Details. Die in nicht allzu ferner Zukunft spielende Überwachungs- und Klassendystopie um einen Widerständler auf der Suche nach seiner Tochter fordert Michalzik darüber hinaus mit ständig wechselnden Erzählperspektiven und sprachlichen Eigenheiten. Etwas "Straffung" hätte dem 800 Seiten langen Text nicht geschadet, glaubt er.