Alissa Walser

Immer ich

Erzählung
Cover: Immer ich
Piper Verlag, München 2011
ISBN 9783492054607
Gebunden, 159 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Vier Menschen in Brooklyn versuchen, Weihnachten mit einem verstimmten Klavier zu feiern, eine Frau schickt den begehrten Mann ins Pornokino - Alissa Walser entwirft mit sicheren Strichen emotionale Gefüge zwischen Frauen und Männern, Freunden und Freundinnen, Eltern und Kindern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.11.2011

Höchst fasziniert ist Helmut Böttiger von Alissa Walsers Prosaband, der eine enge Verbundenheit mit der Malerei erkennen lasse, wie er betont. Der Rezensent nimmt ein starkes visuelles Moment bei den neun, zunächst voneinander völlig unabhängig wirkenden Texte wahr, was er als anregende "Verdichtung aus Wort und Bildender Kunst" lobt. Es kristallisieren sich dann aber im Lauf der Texte zwei Protagonistinnen heraus, deren weibliche und künstlerische Identität in mäandernden und dabei schillernden Sätzen umkreist wird, so der Rezensent merklich eingenommen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.08.2011

Von der Liebe in den kabel- und bindungslosen Zeiten, handelt Alissa Walsers "Immer ich", und Rezensentin Marie Schmidt stimmt ihr in dieser Kritik am "unablässigen Gequassel über 'Beziehungen'" selbstbezogener Netzmenschen kommentarlos zu. Was Walser in ihrer Erzählung aus neun Kapiteln über die Liebe erzählt, findet die Rezensentin unmöglich zu beschreiben, weil zu komplex und darin spiegeln sich ihrer Meinung nach auch die Irrungen und Wirrungen der modernen Beziehungswilligen. Denen bleibt Walser als gelernte Malerin sehr nah und so impressionistisch ist auch ihr Erzählstil, der Marie Schmidt angemessen erscheint, um die Stimmungen der Figuren einzufangen und sich von der "Wirklichkeit des Gequatsches" gekonnt zu distanzieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.06.2011

Dies könnte genau die richtige Lektüre für den Sommer sein, glaubt Rezensentin Judith von Sternburg. Denn Alissa Walsers Erzählung "Immer ich" erscheint ihr nicht nur angenehm kühl, sondern zugleich wie der impressionistische Versuch einen "flirrenden" Augenblick einzufangen. "Nüchtern", aber doch geheimnisvoll erzähle Walser von den Beziehungen zwischen vier Frauen und Männern, die sich mal beim Yoga in Frankfurt, dann wieder bei einer Weihnachtsfeier im New York vor dem elften September begegnen. Dabei ist sich meist jeder von ihnen selbst genug, zumindest, wenn es sich nicht gerade zu bemitleiden gilt. Auch die Malerin Berthe Morisot tritt in einer kurzen Episode auf, um sich dann doch nur über Darwins Weltsicht zu beklagen. Bewundernd stellt die Rezensentin fest, wie es Walser gelingt, ihre Erzählung in einem "zarten" Schwebezustand zu halten, ohne sich dabei jedoch im Belanglosen zu verlieren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2011

Nach der Lektüre von Alissa Walser neuem Roman "Immer ich" muss Rezensentin Beatrice von Matt feststellen: hier geht es im Grunde genommen um nichts - wenn auch sehr "kunstvoll" beschrieben. Die namenlose Ich-Erzählerin, so berichtet die Kritikerin, lebt Ende der Achtziger in New York, macht Yoga, studiert ein wenig Kunst, erforscht Pornos zwecks Bewusstseinserweiterung und hat ein paar - ebenfalls namenlos bleibende - Männer. Ansonsten herrscht in diesem Roman viel Schweigen und wenig Empathie für seine Protagonisten. Für Beatrice von Matt drückt Walser damit meist "kühl", gelegentlich "melancholisch" das Lebensgefühl einer ehemals von "Leichtigkeit" träumenden Generation aus, die sich in Belanglosigkeiten verfangen hat. Auch wenn Walser allgemein für ihre elliptische Erzählkunst gelobt wird - hier erscheint sie der Kritikerin doch eher anstrengend und bisweilen "langweilig". Wenn die Autorin in einem Kapitel allerdings zurück ins 19. Jahrhundert blickt, wo sie die Malerin Berthe Morisot mit ihrem Freund Manet über die Vereinbarkeit von Kunst und Familie diskutieren lässt, beweist sie einmal mehr ihr Talent, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.2011

Rezensentin Anja Hirsch ist hin und weg. Sie hat Alissa Walsers Erzälband "Immer ich" mit offenkundiger Faszination gelesen und trägt dem langen Text ihrer Rezension durchaus etwas von dem labyrinthartigen Charakter an, den sie Walsers Geschichten attestiert. Wie von Hirsch zu erfahren ist, sind die Erzählungen ineinander verwoben. Figuren aus der einen treten in der anderen erneut auf und verschieben die Perspektive, so dass das Ganze erst vom Ende her erschließbar wird, so die Rezensentin. Hohe Erzählkunst beweise Walser dabei nicht allein in der Strukturierung des Materials, sondern auch und vor allem in der Charakterzeichnung: die "enorme Verdichtung der Figur auf Zeilenformat" wird für die Rezensentin zum Markenzeichen eines Walserschen Minimalismus, den sie über die Maßen schätzt. Dabei lässt sie den Leser wissen, dass Walser auch als bildende Künstlerin einen Weg beschritten hat, der vom Großen zum Kleinen führt. Im Fall des vorliegenden Buches ist dabei ein "magisches Theater" herausgekommen, von dem sich die Rezensentin hat verzaubern lassen.
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