Amanda Lasker-Berlin

Iva atmet

Roman
Cover: Iva atmet
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783627002855
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Schweigend überschatten die Köcherbäume das Elternhaus in Dresden, in das Iva zum ersten Mal seit vielen Jahren zurückkehrt. Ihr Vater, ein einflussreicher Richter, hatte die beiden toten Riesen dort einbetoniert, zur Erinnerung an die Kindheit der Großmutter in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Nun liegt der Vater im Sterben, und alte Bilder wirbeln in Iva auf: die Fragen des Bruders nach dem Großvater im Dritten Reich, die verschwörerischen Treffen, bei denen der Vater auf alte Zeiten anstößt, sie und ihre Schwester, die auf der Treppe lauschen. Immer klarer treten die Umrisse einer Täterfamilie zutage, und Iva kann nicht länger die Luft anhalten. Mit "Iva atmet" widmet sich Amanda Lasker-Berlin großen gesellschaftlichen Themen: der persönliche Umgang mit historischer Schuld, das Schweigen in Familien und die deutschen Kolonialverbrechen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.04.2021

Rezensent Claus-Jürgen Göpfert ist mit der unter Pseudonym schreibenden Regisseurin und Autorin Amanda Lasker-Berlin durch Frankfurt flaniert, um über Gleichberechtigung, deutschen Kolonialismus, den neuen Roman und Herta Müller zu sprechen. Letztere prägte die junge Autorin maßgeblich, erfährt der Kritiker und entdeckt in ihrem Roman "Iva atmet" denn auch die gleiche "poetische" Bildlichkeit wie bei Müller. Die als Generationenroman, in Fragmenten angelegte Geschichte erzählt von der titelgebenden Iva, deren Großmutter als Kind in der afrikanischen Kolonie Deutsch-Südwest den Völkermord an den Herero miterlebte, während Ivas Vater, ein bekannter Richter, zu Hause Deutschnationale empfängt, erfahren wir. Iva droht an der Familiengeschichte zu ersticken, erst als der Vater stirbt, erbricht sie schwarzes Laub und ist befreit, resümiert der Rezensent. Differenzierte Figuren und Bilder voller Poesie lassen den Kritiker eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2021

Nach Uwe Timms Roman "Morenga" von 1978 macht jetzt auch Amanda Lasker-Berlin den deutschen Kolonialismus zum Literaturthema, erklärt Rezensent Hans-Peter Kunisch, diesmal als Generationenroman, der von den Verstrickungen des Urgroßvaters der Hauptprotagonistin Iva in Deutsch-Südwest unter den Nazis erzählt. Dass er den Anführer der Herero gern umgebracht hätte, wird klar. Was er aber tatsächlich getan hat, bleibt leider im vagen, schreibt der enttäuschte Rezensent. Konkrete Recherchen stellt Iva nicht an, sie ist nur irgendwie betroffen. Damit schreibt sie das Thema zum schicken Modethema herunter, kritisiert der Rezensent.