Max Annas

Berlin, Siegesallee

Roman
Cover: Berlin, Siegesallee
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783498003166
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Das Reich im Sommer 1914: Der Völkermord in Deutsch-Südwest liegt Jahre zurück, in den Kolonien herrscht Ruhe, und überhaupt lebt man in prächtig en Zeiten. Da lernen sich in Steglitz bei Berlin drei junge Männer kennen. Joseph Ayang, Sohn eines Kameruner Kolonialbeamten, will Theologie studieren. Friedrich Smith ist der im Reich geborene Sohn eines Schwarzen Amerikaners. Ernst, der dritte, wurde von seinem Herrn aus Südwest mitgebracht. Die drei beschließen, dass etwas getan werden muss, um die Verbrechen in den Kolonien zu rächen: Sie bringen nachts Soldaten um, erst einen, dann zwei. Ohne Wirkung.Die Fabrikantentochter Florentine vom Baum hält es nicht aus in einer Gesellschaft, in der Frauen unfrei sind. Als sie über ihren Bruder die drei Männer kennenlernt, bietet sie ihnen ihre Hilfe an. Und die vier fassen einen ungeheuerlichen Plan: Der Kaiser soll sterben.Ein Roman darüber, was Menschen dazu treibt, Gewalt anzuwenden. Er spielt in einer Vergangenheit, deren Wirkungen wir heute noch spüren.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.03.2024

Rezensent Tobias Gohlis lässt sich von Max Annas in und durch das Berlin des Kaiserreiches kurz vor dem ersten Weltkrieg führen - und zwar mit Gewinn. So realistisch und so anschaulich beschreibt der Autor die historische Kulisse, und vor allem: das Leben in dieser Kulisse - die wilhelminische Gesellschaft, dass Gohlis fast das Laub rauschen hören kann auf den Straßen, auf denen die Protagonisten sich bewegen. Drei schwarze Männer und eine Suffragette - diese Protagonisten vereint vor allem eines: ihr Hass gegen den Deutschen Militarismus und Kolonialismus, der aus ihren vielfältigen Diskriminierungs- und Unterdrückungserfahrungen resultiert, lesen wir. Ihre Antwort auf diese Erfahrungen lautet: Rache. Vom Rachefeldzug dieser vier ungleichen Kameraden erzählt Annas auf äußert spannende, elegante und wunderbar bösartige Weise, findet Gohlis. Das Setting mag zwar historisch sein und die Sprache entsprechend antiquiert, doch ist dieser Roman mit seinen "höchst aktuellen Anspielungen" eindeutig ein heutiger, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.02.2024

Rezensent Andreas Rüttenauer misst Max Annas' historischen Krimi daran, ob es ihm gelingt, ein stimmiges Bild der Vergangenheit zu evozieren. Es geht, erfahren wir, um drei schwarze Menschen, die im Jahr 1914 in Berlin leben, von Alltagsrassismus betroffen sind und gemeinsam mit einer Frau, die den britischen Suffragetten nacheifern möchten, Terroranschläge auf Kolonialverbrecher planen und durchführen. Selbst der Kaiser gerät in die Schusslinie. Rüttenauers Fazit ist positiv: Das ist alles schlüssig konstruiert, findet er, und ergebe ein stimmiges, an die Gegenwart anschließbares Gesellschaftsbild, angemessen blutig und durchweg antirassistisch sei es außerdem.