Amartya Sen

Ökonomie für den Menschen

Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft
Cover: Ökonomie für den Menschen
Carl Hanser Verlag, München 2000
ISBN 9783446199439
Gebunden, 423 Seiten, 23,01 EUR

Klappentext

Amartya Sen wurde 1998 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Als einer der bedeutenden Wirtschaftstheoretiker der Gegenwart fordert er die Moral in der Marktwirtschaft ein und packt das Weltproblem Nr. 1 an: die sich immer weiter öffnende Schere zwischen dem global agierenden Turbokapitalismus und der zunehmenden Arbeitslosigkeit und Verelendung. Ein engagiertes Buch, das erklärt, dass Freiheit, Gleichheit und Solidarität für die Weltwirtschaft wichtig sind.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.04.2001

Für Warnfried Dettling ist dieses Buch "eine unverzichtbare Anregung für den aktuellen politischen Diskurs", und er wünscht sich, dass sich vor allem Politiker dieses Buch zu Herzen nehmen. Für den Rezensenten steht vor allem im Vordergrund, dass Sen aufzeigt, welche Ursachen im Kapitalismus für Erfolg oder Misserfolg neben den üblicherweise angeführten Aspekten wie Wettbewerb oder Gewinnmaximierung entscheidend sind. Für Sen sind dies, wie Dettling erläutert, u.a. auch Bildung, Gesundheit und verschiedenen Formen von Freiheit, wozu auch freie Entfaltung gehört, etwas, das auch in Industrienationen (z. B. bei Arbeitslosen) ein Manko sei. Sen blickt bei seinen Betrachtungen "hinter die Fassaden äußerlicher Erfolgsbilanzen", lobt Dettling, und macht darüber hinaus Vorschläge, wie aus den "Sackgassen auch der hiesigen Sozialpolitik" herauszukommen ist, was Dettling besonders deswegen zu schätzen weiß, weil viele der angewandten Armutsbekämpfungsmaßnahmen das Problem eher verschärften als beseitigten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.01.2001

"Ökonomie für den Menschen ist ein Buch, das sich in politische Debatten einmischt und Theorie nicht um ihrer selbst willen betreibt", lobt der Rezensent Thomas Bonschab. 1998 hatte Amartya Sen für seine Schriften den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten, nun stellt er diese ohne den "üblichen Fachjargon" einem breiteren Publikum vor. Dabei gehe Sen viel weiter, als es für seine Kollegen aus der Ökonomie üblich sei, findet Bonschab. Die beschränkten sich nämlich in der Regel auf die Betrachtung des Marktverhaltens von Individuen, ohne deren individuelle Lebenssituation zu berücksichtigen. Sen hingegen habe auch menschliche Bedürfnisse, Selbstverwirklichung und persönliche Verkümmerung im Auge. Seine Thesen leite er nicht nur aus der Ökonomie, sondern auch aus den Sozialwissenschaften, der Philosophie und der Politologie ab. Schon deshalb enthalten Sens Schriften viele nützliche Anregungen und eine ganze Reihe wichtiger Einsichten, um eine menschenwürdigere Wirtschaftsordnung betreiben zu können, befindet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2000

Auch wenn es der Titel verschleiert, dies ist ein Buch über Entwicklungspolitik. Darauf weist der Rezensent Nikolaus Piper hin, der es zwar "sperrig und anstrengend" findet, aber für Freunde wie Feinde der Marktwirtschaft von Nutzen. Es geht um das Verhältnis von Freiheit und wirtschaftlichem Fortschritt. Sen argumentiere dabei gegen "Entwicklungsdiktatoren", die erstere zum Zwecke des letzteren suspendieren möchten. Wirtschaftlicher Fortschritt ohne freien "Zugang zu Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Märkten" verdiene nach Sen den Namen nicht; mit seinem anspruchsvollen Gerechtigkeitsbegriff grenze sich Sen auch vom Liberalismus ab, in kollektiven Entscheidungen gelte es, "vermeidbaren Hunger, frühzeitigen Tod oder die Vernachlässigung von Mädchen" gesamtgesellschaftlich zu verhindern und so die Voraussetzung für Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2000

Was der Autor des Buches zu sagen hat, ist dermaßen klug, dass sich Karen Horn auch die häufigen Redundanzen darin gefallen lässt. Immerhin schreibt hier ja auch ein Träger des Nobel-Gedächtnispreises! Und selbst wenn dem Arrangement der Vorlesungen, die dem Ganzen zugrunde liegen, der rote Faden fehlt, wie die Rezensentin einräumt - Amartya Sens Grundthese von der Interdependenz von ökonomischer und individueller Freiheit findet sie noch immer "klar und einfach".
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