Andrea Grill

Der gelbe Onkel

Ein Familienbuch
Cover: Der gelbe Onkel
Otto Müller Verlag, Salzburg 2005
ISBN 9783701311057
Gebunden, 132 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Jede Familie hat ihre eigenen Gesetzte, ihre eigene Zeit und besondere Orte - das Debüt von Andrea Grill erkundet den Familienmenschen. "Es wäre das beste, wenn Kinder auf Bäumen wüchsen." Sie würden im Herbst herabfallen wie reife Birnen und niemand müsste sich für sie verantwortlich fühlen, so wie sie selbst zu nichts verpflichtet wären. Da wir aber nicht wie Obst vom Baum fallen, sind wir ein Leben lang mit bestimmten Menschen verbunden; Verwandten, denen wir zu Weihnachten und zu Ostern, auf Beerdigungen und Hochzeiten begegnen, beim Sonntagskaffee oder im Urlaub, und deren Leben uns oft so gegenwärtig erscheint wie unser eigenes.
Doch wer sind diese Menschen, die wir so gut zu kennen glauben? In ihrem Debüt versammelt Andrea Grill Porträts, die von den Mitgliedern einer Familie erzählen. Da ist der Onkel, der die Farbe "Beige" über alles liebt und ein Geheimnis bewahrt, das die Familie erst nach seinem Tod entdeckt. Tante Lulja aus Tirana, deren Lieblingsgetränk der Calvados ist, obwohl sie ihn noch nie im Leben getrunken hat, und die Großmutter, die als junge Frau aus einem brennenden Haus sprang, das "Teufelmühle" hieß, und sich dabei den Knöchel brach, genau wie die Enkelin viele Jahre später, allerdings weniger spektakulär, indem sie vom Fahrrad fiel.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.12.2005

Ganz offensichtlich will der Rezensent Samuel Moser mit diesem Romandebüt nicht allzu harsch verfahren - wirklich zufrieden gestellt hat es ihn, das wird dennoch ganz deutlich erkennbar, nicht. Das Ziel der Autorin scheint es zu sein, die Familie als solches in Einzelporträts vorzustellen. Schon das wird hier, findet Moser, zum Problem, denn wie in "Einzelbeutel" werden Geschwister und Angehörige hier abgepackt, ohne dass sich das je zu einem Ganzen rundete. Und vor allem ist dem Rezensenten das alles zu gutartig, die Autorin erweise sich, auch da, wo sie eigentlich böse sein wolle, als "allenfalls ironische Humoristin", der ihre Porträts zwar "schön und gekonnt", aber doch auch immer "ins Liegenswürdige" geraten. Immerhin eines hat Moser aber doch gut gefallen, nämlich ausgerechnet die Erweiterung der Familie um Randfiguren wie einen "Nachbarn" oder einen "Friseur". Hier gelingen Grill Skizzen, die präziser sind als die im Rest des Buches.
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