Andrea Roedig

Man kann Müttern nicht trauen

Roman
Cover: Man kann Müttern nicht trauen
dtv, München 2022
ISBN 9783423290135
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

"Ich kenne sie als etwas, das früher war. Vertrautheit ohne Boden."  Ihre Mutter Lilo war eine schöne Frau, Jahrgang 1938, ein Kriegskind. Durch Heirat gelang ihr der soziale Aufstieg von der Modeverkäuferin zur Chefin einer Metzgerei. Das Unglück ist noch nicht absehbar, doch Alkohol- und Tablettenabhängigkeit prägen zunehmend das Familienleben. Als ihre Tochter zwölf Jahre alt ist, die wohlhabende Düsseldorfer Metzgerfamilie Insolvenz angemeldet hat, verlässt Lilo die Familie. Sie ist für drei Jahre verschwunden, um danach immer kurz im Leben ihrer Tochter aufzutauchen. Doch der Riss lässt sich nicht mehr kitten. Eine beeindruckend klare, literarische Annäherung an eine fremde Frau, die eigene Mutter.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2022

Rezensent Edo Reents entdeckt mit Andrea Roedigs autofiktionalem Roman "eine der bemerkenswertesten Neuerscheinungen" der Saison. Nach zahlreichen literarischen Abrechnungen mit Vaterfiguren, handelt dieser Text von der Mutter der Autorin, ihrem Aufwachsen im Zweiten Weltkrieg unter Gewalt und wenig Liebe, deren Spuren sie unaufgearbeitet an ihre Tochter übertrug, bemerkt der Rezensent. "Knapp, spröde" und "angenehm alltagssprachlich" skizziere die Autorin den Alltag und gewissermaßen das Zerbrechen einer "rheinischen Metzgersippe", ohne den Fokus auf die Mutter zu verlieren und der Gefahr einer Nabelschau eigener Versehrtheiten zu unterliegen, lobt der Rezensent begeistert. An wohl ausgewählten Stellen genießt Reents auch die Komik, die immer alltagsnah bleibt. Es ist dieser enge Bezug zum Leben, fern von weitgefassten Zuschreibungen von Phänomenen, die Reents davon überzeugen, dass von diesem Text auch Döblin begeistert gewesen wäre.
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