Andrea Zanzotto

La Belta - Pracht

Gedichte. Italienisch und Deutsch
Cover: La Belta - Pracht
Urs Engeler Editor, Weil am Rhein 2001
ISBN 9783905591217
Gebunden, 240 Seiten, 19,94 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Donatella Capaldi, Maria Fehringer, Ludwig Paulmichl und Peter Waterhouse. Die Gedichtsammlung "La Belta", in Italien im April 1968 erschienen, in der deutschen Übersetzung zu "Pracht" geworden, ist eines der größten sprachlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Das Buch lässt sich beschreiben als der Versuch einer neuen Sprache, die durch Nichtidentifizierung, durch eine Wahrnehmung ohne Objekte, durch das Finden eines neuen Nichts, auf einer außerordentlichen Expedition in die Zonen und Landschaften des Nichtwahren ihre Entdeckungen macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.08.2002

Als verlegerische Pioniertat feiert Michael Braun die zweisprachige Werkausgabe des italienischen Lyrikers Andrea Zanzotto. Man könne nur hoffen, schreibt Braun, dass diese Edition "nicht auf jene ungute Melange aus öffentlich bekundetem Respekt und heimlichem Abwinken trifft, mit dem anspruchsvolle Weltpoesie im Literaturbetrieb gewöhnlich abgefertigt wird". In seiner Besprechung legt sich Rezensent Braun daher ordentlich für Zanzotto ins Zeug und gibt ausgesprochen lesenswerte Einführung in dessen Dichtung, die es seiner Meinung nach als einzige in der Weltliteratur mit der poetischen Kühnheit Paul Celans aufnehmen könne. Denn einerseits sei Zanzotto zwar auch Landschaftsdichter, der die Naturphänomene seiner Heimat abtaste. Andererseits sei er aber ein moderner Lautpoet, der sich "an der 'phonischen Droge' der heimatlichen Dialekte, Kinderreime und Volksgesänge berauscht." Ausgesprochen hübsch zu lesen sind die Passagen, in denen Braun der "lallenden Elegie" zu Weltrang verhelfen möchte, der Poetik des ungestalten Wortstoffs - und vor allem dem Gestammel.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2002

In einer eingehenden Rezension nähert sich Maike Albath dem nun auf deutsch erschienen Gedichtband "La Belta / Pracht" des in Italien schon lange berühmten Dichters Andrea Zanzotto. Nach dem Erscheinen der Sammlung "La Belta" 1968 wurden Zanzottos "hochkomplexe Texte" insbesondere von Anhängern avancierter Sprachtheorie und lacanianischer Psychoanalyse für ihre Theorien vereinnahmt, erklärt Albath. Für Albath greifen sprachphilosophische Interpretationen von Zanzottos "ungeheuer schwierigen" Gedichten allerdings zu kurz, handelt es sich doch um stark autobiografische Texte. Die Rezensentin, deren Begeisterung für Zanzotto in jeder Zeile spürbar ist, analysiert in einer fast selbst schon poetischen Sprache einige Verse des Dichters. Bei der von ihr ausgemachten Vielschichtigkeit und der "ungeheuren Dichte an Anspielungen und Bezügen auf frühere Texte und theoretische Hintergründe", die Zanzottos Gedichte auszeichnen, stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Qualität der Übersetzung. Und diese ist nach Ansicht der Rezensentin bedauerlicherweise nicht so berauschend. Oft sind Albath die deutschen Übersetzungen zu schwülstig, sie wecken falsche Assoziationen oder liegen einfach daneben. Insbesondere der Eindruck eines "mystischen Raunens", der in deutschen Übersetzung entsteht, gefällt der Rezensentin nicht: "Wiederzuerkennen ist die atemraubende Stimme Zanzottos in der deutschen Ausgabe häufig nicht." Und dass auf eine ausführliche Kommentierung des Bandes verzichtet wurde, obwohl in Italien inzwischen ein hervorragend edierter Zanzotto-Band der Reihe "I Meridiani" vorliege, bleibt für die Rezensentin schlicht "unverständlich".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2001

Joachim Sartorius möchte eine Lanze brechen für den italienischen Dichter Andrea Zanzotto, hierzulande kaum bekannt, dortzuland eine Berühmtheit, von Pasoloni verehrt, von Nono gepriesen - Nono und Zanzotto vereine ja auch, meint dazu der Rezensent, die Suche nach neuen Tönen, einer neuen Sprache. Zanzottos Sprache funkelt, schreibt Sartorius begeistert. Er kann eine allen verständliche Sprachebene ausmachen, in der die Welt der Dinge und des Konsums - von Milupa bis Barbie - wiederholt auftauche, und eine vorsprachliche Ebene, auf der Zanzotto sich vortaste, suche, fühle, herumprobiere, stammele und lalle. Ein Versuch, zitiert Satorius den Dichter, die 'biophysische Struktur der Sprache' wiederzufinden. Ein ganzes Übersetzerquartett hat sich an die Arbeit gemacht: so gibt es fünf deutsche und eine englische Variante des Eröffnungsgedichtes. Nicht jede deutsche Neufassung findet Sartorius' Zustimmung, zu viele Anglizismen, meint er, lobt jedoch das Übersetzerteam auch für "bewundernswerte Lösungen". Insgesamt ein tolles Projekt, das mal auf neun Bände Gesamtausgabe herauslaufen soll.
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