Pier Paolo Pasolini

Dunckler Enthusiasmo

Friulanische Gedichte
Cover: Dunckler Enthusiasmo
Urs Engeler Editor, Basel 2009
ISBN 9783938767696
Gebunden, 333 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Christian Filips. Pier Paolo Pasolinis erste Buchveröffentlichung war der Gedichtband "Poesie a Casarsa" von 1942, geschrieben in der Sprache des Städtchens Casarsa im Friaul. Pasolinis Liebe galt einer von ihm nie gesprochenen Muttersprache, einer Sprache des Begehrens nach einer anderen, eigenen, vor allem nicht väterlichen und nicht faschistischen Herkunft. Das Friulanische, den Dialekt seiner Mutter Susanna, hat der kaum Zwanzigjährige zu einer Kunstsprache erhoben, die das mütterliche Idiom den symbolischen Formen Pascolis und d'Annunzios anverwandelte. Diese ihm immer schon verlorene, nur durch philologische Rekonstruktion zugängliche Sprache eines anderen Ich greift Pasolini über dreißig Jahre später noch einmal auf. In seiner letzten Buchveröffentlichung zu Lebzeiten "La nuova gioventu" von 1975 wiederholt er seine frühesten Gedichte und erhebt dabei ihre Sprache zur Sprache des Paradieses, zur Sprache des Eros der "bessern Jugent", zur Sprache auch seines politischen Kampfes gegen den Übergang einer archaischen, agrarischen Ordnung in ein neues, globalisiertes System der Massenkultur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2010

Nicht wirklich erwärmen kann sich Rezensent Harald Hartung für diese Übersetzung von Gedichten Pier Paolo Pasolinis, die Christian Filips hier vorgelegt hat. Neben den 1942 erstmals veröffentlichte Gedichten aus dem Band "Poesie a Casarsa", die friulanischen Dialekt mit Elementen hermetischer Kunstlyrik verbanden, bietet vorliegender Band auch Pasolinis Überarbeitung dieser Gedichte "La nuova forma de La meglio gioventu" von 1974 sowie als dritten Teil die Gedichte "Tetro entusiasmo". Hartung sieht darin durchaus ein "interessantes, vielschichtiges Gefüge". Allerdings tut er sich mit Filips' Übersetzung schwer. Zwar erkennt er an, dass deren "archaisierende Manier" die "Fremdheit und Sperrigkeit" von Pasolinis Texten vermittelt. Trotzdem bleibt sie für ihn "unbefriedigend".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.11.2009

Ilma Rakusa erkennt in Pier Paolo Pasolinis frühen "Gedichte an Casarsa" eine Liebeserklärung an das Heimatdorf und an die Mutter und sieht trotz des mitunter hymnisch-schwärmerischen Tons im friaulischen Dialekt ein wirksames Mittel gegen einen "postromantisch-epigonalen Sound". Schön findet die Rezensentin, dass in diesen Band ebenso die Gedichte aus der "Suite Furlana" aus den vierziger Jahren Eingang gefunden haben wie ihre Neuschreibung aus den siebziger Jahren unter dem Titel "Die bessere Jugend", so dass sie die Neu- und Umschreibungen in der vorliegenden zweisprachigen Ausgabe nachvollziehen kann. Dazu gesellt sich noch der Zyklus "Dunckler Enthusiasmo" von 1973-74, der sehr direkt die italienischen Verhältnisse anspricht, an denen sich allerdings Pasolinis "lebenslängliche Utopie" einer besseren Welt ablesen lassen, wie Rakusa betont. Die Entscheidung von Christian Filips, den friaulischen Dialekt mal in ein Hofmannsthal?sches Hochdeutsch, mal in einen ans Mittelhochdeutsch angelehntes Deutsch zu übertragen, findet die Rezensentin gewagt und es ist in ihren Augen auch nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss. Trotzdem findet sie die deutsche Fassung reizvoll und lässt sie zumindest vorläufig gerne gelten.

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